ÖkoTipp: Winterverstecke für Amphibien im eigenen Garten

Nicht nur Menschen, sondern auch Tiere ziehen sich im Winter in wohlige Verstecke zurück. Wer seinen Garten jetzt winterfest macht, kann mit einigen einfachen Tipps heimischen Amphibien beim Überwintern helfen.

Wenn die Tage wieder kürzer werden und wir es uns gerne bei einem warmen Tee drinnen gemütlich machen, wird es auch für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt Zeit, sich für den Winter vorzubereiten. Sobald die Temperaturen sinken, beginnen etwa Amphibien mit der Suche nach geeigneten frostfreien Winterverstecken. Denn die Tiere sind wechselwarm; ihre Körpertemperatur passt sich also den Außentemperaturen an. Viele Amphibienarten finde diese Verstecke an Land; einige Arten wie der Grasfrosch können aber auch am Grund von Gewässern überwintern. „Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt verfallen die Tiere schließlich in Winterstarre. Hierbei reduzieren sie ihren Stoffwechsel und ihre Atmung auf ein Mindestmaß und damit ihren Energiebedarf enorm“, erklärt Sarah Christmann, die das Projekt „220 Amphibiengewässer“ beim BUND Baden-Württemberg leitet. Für die an Land überwinternden Amphibien können (Hobby-)Gärtner*innen im eigenen Garten mit wenig Aufwand Überwinterungsmöglichkeiten schaffen, etwa indem sie abgestorbene Pflanzen im Winter stehen lassen und die Tiere während der Winterstarre nicht stören.

Totholz liegen lassen

Totholz ist eine wichtige Nahrungsquelle für viele Insekten. Doch nicht nur das: Amphibien nutzen Totholz- und Reisighaufen gerne als Winterverstecke. „Lassen Sie natürlich entstandenes Totholz morscher und abgestorbener Bäume stehen und legen Sie zusätzlich gerne neue Reisig- oder Totholzhaufen an.  Hierfür eignet sich das Holz von Laubbäumen wie der Esche oder Buche, aber auch Apfel- oder Birnbaum lassen sich gut verwenden“, rät Sarah Christmann. Sie empfiehlt als zusätzlichen Schutz, Laub oder Stroh über die Holzhaufen zu streuen. So sind sie noch besser gegen Frost isoliert. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass der Haufen stabil steht und nicht in sich zusammenfallen kann.

Komposthaufen anlegen

Mit Komposthaufen haben Sie nicht nur den besten Dünger und Humus für gesunde Böden immer griffbereit, sondern bieten auch zahlreichen Tieren Versteck und Nahrungsquelle. „Durch Gärungen und andere Stoffwechselprozesse von Mikroben und Kleinstlebewesen ist es in Komposthaufen ein paar Grad wärmer als außerhalb, sodass sie selten durchfrieren. Diesen Umstand nutzen auch Amphibien und verstecken sich im Winter gerne darin“, weiß die Amphibienexpertin. Zum Schutz der Tiere sollten Sie ihren Komposthaufen nicht im Winter umschlagen, sondern stets den Frühsommer abwarten. So haben auch brütende Vögel im Frühjahr noch die Gelegenheit das Insektenbuffet im Kompost zu nutzen.

Hohlräume belassen

Auch in Hohlräumen unter Wurzeln von Bäumen und Sträuchern können Amphibien ein Versteck für den Winter finden. Ebenso in stehengelassenen Baumstümpfen, welche darüber hinaus zum Beispiel auch Pilzen und Insekten Lebensraum bieten. Auch frostfreie Steinhaufen, Mauerspalten und Erdhöhlen (beispielsweise Mauselöcher) eignen sich zum Überwintern. Die Tiere ziehen sich aber auch in Keller, Schächte und Tunnel zurück. „Bitte achten Sie darauf, Amphibien nicht versehentlich einzusperren, indem Sie gegebenenfalls Ausstiegshilfen beispielsweise in Form eines Brettes anbringen, damit die Tiere im zeitigen Frühjahr das Versteck selbstständig wieder verlassen können“, appelliert Sarah Christmann.

„Wilde Ecken“ zulassen

Stehenbleibende Vegetation oder eine dicke Laubschicht an manchen Stellen im Garten kann vielen Lebewesen als Versteck im Winter dienen. Luft ist ein besonders guter Wärmeisolator, sodass wärmere Luft in den schmalen Spalten zwischen den Blättern gut aufgestaut wird.

Grundsätzlich hilft naturnahes Gärtnern den Tieren. Dazu gehört etwa, auf den Einsatz von Pestiziden, Laubbläsern und Mährobotern zu verzichten. Das Wichtigste für einen naturnahen Garten ist es „Unordnung“ zuzulassen: so entsteht ein stabiles Mini-Ökosystem. „Von mehr Amphibien profitieren auch Ihre Pflanzen: Amphibien vertilgen nach dem Erwachen aus der Winterstarre im Frühling nämlich Schnecken, wodurch junge Pflänzchen bessere Überlebenschancen haben“, betont Sarah Christmann.

Amphibien im Winter bitte niemals aufwärmen

In der Winterstarre sind Amphibien als wechselwarme Tiere kalt, unbeweglich und atmen kaum. Wenn man ein solches Tier findet, ist der erste Impuls oft, ihm helfen zu wollen und es dafür anzufassen oder gar ins Warme zu bringen. „Bitte sehen Sie aber genau davon ab! Durch unsere Körperwärme wird das Tier aufgewärmt und aktiv, die Stoffwechselleistung steigt an und ebenso der Nahrungsbedarf. Im Winter finden die Tiere aber nicht ausreichend Nahrung und sterben“, warnt die Expertin. Sobald es im Frühling wieder wärmer wird, werden die Tiere aktiv und verlassen die Winterverstecke selbstständig. Verirrt sich ein Tier durch ein offenes Fenster, das geschlossen werden muss, in den Keller oder Wohnräume, kann es vorsichtig ins Kühle gebracht werden. „Nutzen sie dafür die kühlen Abend- oder Morgenstunden und berühren sie das Tier nicht mit der Hand, um ein Aufwärmen zu verhindern“, erklärt Sarah Christmann.

Hintergrund: Landesweites Schutzprojekt für Amphibien

Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Es begann im Juli 2022 und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Ziel des Projekts ist, dem dramatischen Rückgang der ehemals häufigen heimischen Amphibienarten entgegenzuwirken, indem die Sanierung von 220 Amphibien-Gewässern in Baden-Württemberg vorangetrieben und ein langfristiges landesweites Amphibienschutzprogramm (LAP) angestoßen wird.

Mehr Informationen

Projekt „220 Amphibiengewässer“
Amphibien
ÖkoTipps

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg

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