NABU-Sommerakademie macht 115 Aktive fit fürs Ehrenamt – Veranstaltung schult und informiert in fünf Workshops über aktuelle Naturschutzthemen

Austausch, Gemeinschaft und eine schöne Atmosphäre – das zeichnet die zweitägige NABU-Sommerakademie jedes Jahr aus. Zu dieser hatte der NABU Baden-Württemberg vergangenes Wochenende eingeladen. Der Zulauf war so groß, dass die NABU-Ehrenamtsschulung in Bad Boll mit 115 Teilnehmenden ausgebucht war.

„Der Naturschutz lebt von Aktiven, die neben Zeit und Freude am gemeinsamen Tun auch fundierte Arten- und Biotopkenntnisse besitzen. Die NABU-Sommerakademie hat sich seit ihrem Start 2016 neben den Naturschutztagen am Bodensee als wichtige Weiterbildungsplattform etabliert. Das freut uns sehr und zeigt, wie wichtig die Ehrenamtsschulung ist“, betont der NABU-Ehrenamtsberater Volker Weiß. Bei heißem Sommerwetter ging es in fünf Workshops um Naturschutz in Theorie und Praxis. Dabei besuchten die Teilnehmenden einen Landwirtschaftsbetrieb, mähten Wiesen, setzten sich mit Waldnaturschutz auseinander, erkundeten den Albtrauf und lernten die Windenergie ganz praktisch kennen. Tagungsort ist stets die Evangelische Akademie Bad Boll, die Kooperationspartner des NABU-Landesverbands für die Fortbildung ist. Gefördert wurde sie durch die Heidehof Stiftung.

Workshop Refugialflächen: Mehr Rückzugsräume für Tiere in der Agrarlandschaft

Wildtiere wie Feldvögel und Insekten haben es schwer in unserer ausgeräumten, intensiv genutzten Agrarlandschaft. Refugialflächen können eine entscheidende Rettungsinsel sein, um den dramatischen Verlust der Artenvielfalt zu bremsen. Um solche Rückzugsräume erfolgreich zwischen Feldern, Wiesen und Äckern zu etablieren, braucht es Expertise und einen langen Atem. Das zeigte der Besuch des Göppinger Landwirts Andreas Ströhle deutlich. Der Alpakazüchter und Energielandwirt ist einer von sechs Biodiversitäts-Demobetrieben im Regierungsbezirk Stuttgart und erprobt Maßnahmen wie die „weite Reihe“ im Getreideanbau oder blühende Felder inmitten von Maisäckern. „Solche Versuche sind enorm wichtig. Ob die Maßnahmen ihre schützende Wirkung für gefährdete Vögel wie Feldlerche oder Rebhuhn entfalten, muss jedoch ein Monitoring zeigen“, so NABU-Projektleiterin Miriam Willmott. Sie wirbt dafür, mehrjährig angelegte Blühflächen großflächig zu etablieren und miteinander zu vernetzen. „Von mehr Biodiversität auf dem Acker profitieren auch die Landwirtschaftsbetriebe selbst, etwa durch bessere Bestäubung. Für entsprechende Maßnahmen gibt es einige Fördermittel.“

Workshop Schwäbische Alb: Entdeckungsreise zu Geologie und Geotopen am Albtrauf

Die Landschaft um Bad Boll erleben und „lesen“ lernen war Ziel eines weiteren Workshops mit Exkursion und Wanderung. Dabei erläuterte der Referent Prof. Dr. Hans-Karl Hauffe die Entstehung des süddeutschen Schichtstufenlandes, die Geologie der Schwäbischen Alb mit ihrem stufenweisen Aufbau bis zur Albhochfläche und die heute noch erkennbaren Spuren des einstigen Vulkanismus am Albtrauf. Mehrere interessante Geotope wurden besucht und erläutert. Ein weiterer Schwerpunkt des Workshops war die Ansprache und der Schutz von Streuobstwiesen.

Workshop Waldnaturschutz: Dem Großen Schillerfalter auf der Spur

Im Klimawandel spielen der klimastabile Waldbau und der Waldnaturschutz eine zentrale Rolle, wie sie NABU-Naturwaldbetriebe bereits praktizieren. Wald bedeckt rund 40 Prozent der Landesfläche Baden-Württembergs. Dabei liefert er nicht nur Holz und Sauerstoff, er ist auch ein besonderer Lebensraum für unzählige Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Hier leben Vögel, Fledermäuse, holzbewohnende Käfer und Schmetterlinge wie der Große Schillerfalter, der an lichten Waldstrukturen nach Weiden für die Eiablage sucht. Zudem profitiert er von Waldweiden und Hutewäldern. Bei einer Exkursion mit dem ehemaligen Revierleiter Gebhard Schürle ging es in den Hutewald bei Deggingen.

Workshop Energie: Energiewende – aber naturverträglich

Die Energiewende nimmt im Südwesten Fahrt auf. Dies spiegelt sich an der Vielzahl neuer Planungen im ganzen Land wieder. Doch wie lässt sich der Ausbau von Solar- und Windenergie im Einklang mit dem Natur- und Artenschutz gestalten? Artenhilfsprogramme sollen gezielt windenergiesensible Arten fördern. Dass die Energiewende nötig ist und dabei Energie gespart und effizienter genutzt werden muss, führte allen Workshop-Teilnehmenden das Wetter vor Augen: Bei heißen 37 Grad im Schatten besuchten sie eine Windenergieanlagen-Baustelle und eine bestehende Anlage im Wald. „Baden-Württemberg hat sich bereits um 1,6 Grad erwärmt“, erklärte NABU-Referentin Andrea Molkenthin-Keßler den Naturschutzaktiven. „Jetzt gilt es, schnell zu handeln und auch die Stromverteilnetze zügig auszubauen und vogelsicher zu gestalten.“

Workshop Wiesenpflege: Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend

Ob mit Sense, Freischneider oder Schafen – eine naturverträgliche und insektenfreundliche Wiesenpflege ist die Basis dafür, dass Wiesen blühen und summen. Dabei ist der richtige Zeitpunkt für die Mahd enorm wichtig. Dieser hängt von der Art der Wiese, dem Wetter und der Region ab. Viele NABU-Aktive pflegen selbst Blühwiesen – ein zeitintensives und oft anstrengendes Unterfangen, das mit der richtigen Technik deutlich leichter gelingt. Im Workshop lernten die Teilnehmenden, worauf es bei der Wiesenmahd ankommt und wie sie sicher und effizient mit Handsense und Freischneider gelingt. Die Sensen wurden im Workshop eifrig gedengelt und gewetzt – für einen scharfen und leichten Schnitt.

Terminhinweis zum Vormerken: Die nächste NABU-Sommerakademie ist am 6. und 7. Juli 2024 in Bad Boll geplant.

Foto: NABU Sommerakademie, Teilnehmende (Foto NABU A-K. Mertz)

PM NABU (Naturschutzbund Deutschland), Landesverband Baden-Württemberg e. V.

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