Trockenheit macht Amphibien im Land zu schaffen

Die heißen und trockenen Sommer in Folge der Klimakrise machen nicht nur den Menschen in Baden-Württemberg zu schaffen. Auch für die Amphibien im Land sind sie eine zusätzliche Bedrohung. Ein Baustein zur Sicherung der Bestände ist ein landesweites Projekt, das die Lebensräume der Amphibien stärkt.

Der Sommer ist in vollem Gange und die Folgen der Klimakrise zeigen sich überall in unserer zunehmend trockenen Landschaft: Wasserstände von Fließgewässern sinken, Tümpel trocknen aus, Pflanzen zeigen Hitzeschäden, Böden werden rissig. In einer Umfrage des BUND zeigen sich fast 60 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg wegen der aktuellen Trockenheit besorgt. Für Amphibienschützer*innen gilt das umso mehr, denn die Tiere sind auf Wasser und Feuchtigkeit angewiesen. Die zunehmende Trockenheit macht allen heimischen Amphibienarten schwer zu schaffen und wirkt sich neben weiteren Faktoren negativ aus. So sind inzwischen selbst ehemals häufige Arten wie Erdkröte und Grasfrosch in ihren Beständen stark zurückgegangen.

Auswirkungen auf Fortpflanzung und Lebensräume von Amphibien

Allen voran sind Amphibien bei der Fortpflanzung auf Wasser angewiesen. Bis auf den Alpensalamander legen alle Arten ihren Laich (bzw. der Feuersalamander seine Larven) in Gewässern ab. Typischerweise sind das stehende oder langsam fließende Gewässer wie Tümpel, Teiche oder Altarme. Zwar gibt es artspezifische Unterschiede in der Wahl der Laichgewässer. Gemeinsam haben aber alle Amphibien, dass das Laichgewässer nicht austrocknen darf, ehe sich die Kaulquappen zu ausgewachsenen Tieren entwickelt haben. Immer häufiger passiert aber leider genau das und nicht immer sind engagierte Helfer*innen rechtzeitig zur Stelle, um Wasser nachzufüllen oder die Tiere umzusetzen. Auch für die ausgewachsenen Tiere sind die immer trockeneren Lebensräume an Land eine Bedrohung, da ihnen dringend benötigte feuchte Rückzugsorte vermehrt fehlen. Die Lage wird sich zukünftig wahrscheinlich noch weiter verschärfen. Schnelle Gegenmaßnahmen sind notwendig, um unsere heimischen Amphibienbestände zu bewahren.

BUND Baden-Württemberg hilft mit gemeinsamem Projekt zu Gewässersanierung

Der BUND Baden-Württemberg schafft gemeinsam mit den Mitstreiter*innen von ABS (Amphibien-Reptilien-Biotopschutz) und NABU Baden-Württemberg und gefördert vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft kurzfristig Abhilfe. Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wurde aufgrund der gravierenden Bestandsrückgänge der ehemals häufigen Amphibienarten Baden-Württembergs ins Leben gerufen. „Es ist einer der vielen notwendigen Bausteine, um das Überleben der heimischen Amphibien zu sichern“, erklärt Projektleiterin Sarah Christmann. Das Hauptziel ist es, in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Landschaftserhaltungsverbänden landesweit 220 Amphibiengewässer zu sanieren. Diese Gewässer sollen explizit den bis vor kurzem häufigen Arten wie Erdkröte und Grasfrosch dienen. „Dafür haben zahlreiche ehrenamtliche Amphibienschützer*innen innerhalb kürzester Zeit etliche Gewässer gemeldet und unterstützen auch tatkräftig bei der Umsetzung der Maßnahmen vor Ort“, freut sich Christmann.

Sämtliche Projektgewässer haben ihre Funktion für Amphibien verloren, können aber beispielsweise durch Entschlammungen oder Gehölzpflegearbeiten wieder zu wertvollen Laichhabitaten entwickelt werden. Derzeit ist eine Sanierung für etwa die Hälfte der 220 Gewässer konkret geplant; 26 in über 15 verschiedenen Kreisen wurden bereits saniert. Die Gewässersanierungen im Rahmen des Projekts „220 Amphibiengewässer“ helfen den Amphibienbeständen kurzfristig. Auf lange Sicht sind weitere Maßnahmen notwendig, um die Amphibienbestände zu stützen und zu fördern. „Langfristig ist die Folgepflege der Gewässer wichtig. Außerdem ist es nötig etliche weitere Gewässer zu sanieren und anzulegen. So kann ein Biotopverbund hergestellt werden, der den Tieren im schlimmsten Fall eine Ausweichbewegung in andere Habitate erlaubt“, erklärt Sarah Christmann. Im Rahmen des Projektes wird hierfür ein landesweites Amphibienschutzprogramm angestoßen. Dieses soll kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen umfassen und den Schutz der Tierklasse Amphibien so dauerhaft gewährleisten.

Aktiv werden im Amphibienschutz

Auch die Ortsgruppen des BUND sind landesweit aktiv im Einsatz für Amphibien. Zahlreiche engagierte Aktive setzen bedrohte Tiere um, sanieren und pflegen Biotope und Gewässer und finden unermüdlich landesweit kreative Lösungen für den Schutz der Tiere. Aktive Helfer*innen sind dabei jederzeit herzlich willkommen! Wenn auch Sie im Amphibienschutz aktiv werden möchten, wenden Sie sich gerne an die nächste BUND-Gruppe, um zu erfahren, wie Sie helfen können. Informationen finden Sie unter www.bund-bawue.de/amphibien. Auch im eigenen Garten kann jede*r aktiv etwas bewirken, indem man zum Beispiel einen Naturteich anlegt.

Hintergrund: Landesweites Schutzprojekt für Amphibien

Das Projekt „220 Amphibiengewässer“ wird vom BUND Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Amphibien-Reptilien-Biotopschutz Baden-Württemberg (ABS) und dem NABU Baden-Württemberg durchgeführt und durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft gefördert. Es ist im Juli 2022 gestartet und hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Ziel des Projekts ist, dem dramatischen Rückgang der ehemals häufigen heimischen Amphibien entgegenzuwirken, indem die Sanierung von 220 Amphibien-Gewässern in ganz Baden-Württemberg vorangetrieben und ein langfristiges Amphibienschutzprogramm  angestoßen wird.

Weitere Informationen:

Webseite zum Projekt: www.bund-bawue.de/amphibienprojekt

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.

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