Tiere zurMassenware degradiert: Eine neuePETA-Veröffentlichung zeigt erschütternde Zustände in Zuchtbetrieben, in denen Kleinsäuger und Vögel für den deutschen Heimtiermarkt in Massen vermehrt werden. Namhafte Abnehmer der Tiere sind Einzelhandelsketten, Gartencenter, Baumärkte und Zoohandlungen. Dazu gehören Fressnapf, Futterhaus, Kölle Zoo, Dehner, Pflanzen Kölle und Hellweg.
Die Aufnahmen zeigen Hamster, Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse und Vögel im Dauerstress. In meist völlig überfüllten Regalsystemen, übereinandergestapelten Plastikboxen und Käfigen kämpfen sie um ihr Leben. Eine andere Szene rückt eine mit toten Tieren gefüllte Gefriertruhe in den Fokus. Mangelhafte Hygiene, Krankheiten, Parasiten und der Tod ihrer Mitinsassen beherrschen das Leben der Tiere in den Anlagen. Gegen die Verantwortlichen hat die Tierrechtsorganisation Mitte Dezember Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz erstattet. PETA fordert den Einzelhandel auf, den Verkauf gezüchteter Tiere zu stoppen und stattdessen mit den vielerorts völlig überfüllten Tierheimen zu kooperieren.
„Auf dem Rücken der Tiere macht der Zoofachhandel das ganz große Geschäft und nutzt dabei die Tierliebe der Menschen eiskalt aus. Trotz blumiger Tierwohl-Versprechen zeigen die entsetzlichen Aufnahmen, dass für die Unternehmen nur der Profit zählt und sich seit Jahren nichts an der ‚Produktion’ von Kleintieren für den deutschen Markt verändert hat“, so Jana Hoger, Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei PETA. „Wir fordern die Bundesregierung auf, dem unkontrollierten Züchten und ‚Verramschen‘ von sogenannten Heimtieren endlich einen Riegel vorzuschieben. Fressnapf, Dehner und Co. müssen umgehend den Verkauf von fühlenden Lebewesen beenden.“
Das PETA zugespielte Material – Videos und Dokumente – entstand zwischen Juni 2021 und Mai 2022. Es stammt aus sechs Zuchtbetrieben, davon vier aus Deutschland sowie jeweils einer in den Niederlanden und in Tschechien. Die Aufnahmen zeigen tausende Meerschweinchen, Hamster, Ratten, Mäuse, Vögel und Kaninchen. Inmitten ihrer Ausscheidungen fristen sie ihr Dasein in viel zu kleinen, übereinandergestapelten Käfigen in oftmals dunklen Räumen ohne ausreichend Tageslicht. Viele Tiere sind sichtlich gestresst, krank, verletzt oder bereits tot. Reklamationsbelege der Einzelhandelsfilialen veranschaulichen die standardisierte Praxis im Zoohandel: Werden tote und verletzte Tiere geliefert, wird der Kaufpreis zurückverlangt.
Leere Versprechen nach Rechercheveröffentlichung 2015
PETA veröffentlichte bereits 2015 Aufnahmen aus Massenzuchtbetrieben, die bekannte deutsche Zoohandelsketten und Baumärkte mit Tieren belieferten. Schon damals wurden die Zustände offengelegt: Zentimeterhohe Fäkalien in den Käfigen, verwesende Tierleichen und Kannibalismus unter den Tieren. Stark vernachlässigt erkrankten und starben viele von ihnen schon in den Zuchtanlagen. In zahlreichen Gesprächen in den Folgejahren sicherten die betroffenen Unternehmen zu, Tierleid künftig durch Maßnahmen und neue Standards auszuschließen.
Adoptieren anstatt kaufen
In deutschen Haushalten leben knapp 35 Millionen Kleinsäuger, Hunde, Katzen und Vögel. Um die Nachfrage zu bedienen, „produzieren“ Züchterinnen und Züchter am laufenden Band „Nachschub“. Gleichzeitig warten in Deutschland jährlich etwa 350.000 nicht mehr gewollte Tiere in Tierheimen auf ein neues Zuhause. 25 bis 30 Prozent bleiben ein Jahr oder länger im Tierheim. Viele Einrichtungen haben in den vergangenen Monaten einen Aufnahmestopp verhängt. PETA appelliert daher an alle Menschen, die Zucht nicht zu unterstützen und stattdessen einem hilfsbedürftigen Tier aus dem Tierheim ein neues Zuhause zu schenken.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Foto: Tote Tiere zwischen ihren lebendigen Artgenossen sind keine Seltenheit, wie hier in einem Zuchtbetrieb für Kleintiere. / © PETA Deutschland e.V.
PM PETA Deutschland e.V.