Oft kommt es in der Vorweihnachtszeit zu hohem Stromverbrauch und Umweltverschmutzung durch Lichterketten, Verpackungsmüll und gedüngte Weihnachtsbäume. Doch das alles geht auch umweltfreundlich. Der BUND hat Tipps für eine ökologischere Weihnacht.
Auch in diesem Jahr ist sie wieder schneller da als erwartet – die Advents- und Weihnachtszeit. Während für die Kinder die Tage zäh wie Kaugummi vergehen, wissen viel Erwachsene nicht, was sie zuerst machen sollen: Kekse backen, Weihnachtsbaum kaufen und schmücken, Weihnachtsessen vorbereiten? Der BUND gibt Tipps, wie die schönsten Wochen im Jahr auch wirklich schön werden – ganz ohne hohen Stromverbrauch und Umweltverschmutzung durch Lichterketten, Berge an Verpackungsmüll und unökologische Weihnachtsbäume.
Tipp 1 – Der Weihnachtsbaum
Die große Mehrheit der Weihnachtsbäume stammt aus Intensivplantagen. Weniger als ein Prozent der etwa 29 Millionen in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume wird laut Ökolandbau nach ökologischen Richtlinien erzeugt. „Auf den Intensivplantagen wird häufig stark gespritzt und gedüngt – zum Schaden von Tieren, Pflanzen, Gewässern und Böden“, beschreibt Christoph Schramm, Referent für Wald und Landwirtschaft beim BUND Baden-Württemberg. Allein in Deutschland nehmen die Monokulturen bis zu 50.000 Hektar in Beschlag. „Diese Fläche könnte man sinnvoller nutzen. Statt naturferner Monokulturen könnten dort ‚echte‘ Wälder und Natur stehen oder Lebensmittel angebaut werden.“ 2020 ließ der BUND Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen. Auch in Baden-Württemberg wurden Bäume getestet. Bei 14 von bundesweit 23 getesteten Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden neun verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen sieben zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden.
Schramms Tipps: Wer auf den Weihnachtsbaum nicht verzichten möchte, entscheidet sich am besten für umweltfreundliche Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft oder aus anerkannt ökologischen Weihnachtsbaumkulturen. Stammt der Baum beispielsweise aus einem FSC-zertifizierten Forstbetrieb oder aus Baumschulen, Gärtnereien und Biohöfen, die nach Richtlinien des BIO-Siegels (sechseckiges Logo) oder noch besser des Naturland- oder Bioland-Siegels produzieren, können sich die Käufer*innen sicher sein, einen ökologischen Baum im Wohnzimmer stehen zu haben. Der Wald-Referent rät von Bäumen aus dem Ausland wegen der langen Transportwege und von Plastikbäumen ab. Eine jährlich aktuelle Liste von ökologischen Weihnachtsbaum-Bezugsquellen veröffentlicht die Umweltorganisation Robin Wood.
Gute nachhaltige Alternativen sind auch Bio-Weihnachtsbäume in einem Topf oder einfach eine Zimmerpflanze, die man weihnachtlich schmückt. In vorchristlichen Zeiten holten die Menschen um die Wintersonnenwende neben Tannen auch Immergrünes wie Buchsbaum, Mistel oder Wacholder als festlichen Schmuck in die Häuser. Später dienten Obstbäume, Eichen oder Birken als christliche Gabenbäume, behängt mit Gebäck, Wurst, Obst, Geschenken und Papierblumen. Auch lassen sich Bäume aus Naturmaterialien leicht selbst basteln. Vielleicht eine Idee für den nächsten Familiensonntag…
Weitere Info: Pestizide bei Weihnachtsbäumen | ||
Tipp 2 – Statt shoppen, Weihnachtsgeschenke selbst herstellen
Selbermachen liegt voll im Trend: Statt zu konsumieren, beschenkt man dabei die Liebsten einfach mit Kreativität und Zeit. In vielen Städten gibt es Repair- und Nähcafés, Upcycling-Workshops, Strick- und Häkel-Clubs, die viele Ideen haben und (Online-)Kurse anbieten. Ziel beim Do-it-yourself (DIY): weniger Konsum, weniger Verpackung und weniger Müll.
Immer eine gute Idee und leicht selbst zu machen, sind Schokopralinen. Oder wie wäre es mit einem bemalten Jutebeutel, selbstgemachten Brotaufstrichen oder Marmeladen, Kuchenmischungen im Glas, selbstgemachte Kosmetik oder einer Kochbox für gemeinsame Kochabende?
Eine schöne Idee sind auch selbsthergestellte Körnerkissen, die von den Beschenkten sowohl zum Wärmen als auch Kühlen verwendet werden können.
Material für ein Körnerkissen:
Stoffreste aus Baumwolle oder Leinen in der gewünschten Größe | ||
Maßband/Lineal | ||
Filzstift | ||
Stoffschere | ||
Nadel bzw. Nähmaschine | ||
Faden | ||
Körner/Kerne (z.B. Dinkel, Weizen, Kirsche) |
Anleitung: Zwei gleich große Stoffteile in der gewünschten Größe zuschneiden (zum Beispiel 20×15 Zentimeter) beziehungsweise ein doppelt so großes, das Sie dann in der Mitte falten. Dabei beachten, dass etwa ein Zentimeter Rand durch die Naht wegfällt. Die beiden Stoffteile aufeinanderlegen bzw. das Stoffteil zusammenklappen und mit einer Nähmaschine oder von Hand zusammennähen. Wichtig: einen etwa 4cm großen Spalt für das Füllen offenlassen! Das Innere des Kissens nach außen stülpen, mit den Körnern bzw. Kernen füllen und das Loch anschließend zunähen.
Weitere Tipps: Naturkosmetik selber machen |
Tipp 3: Umweltbewusst online einkaufen
Nicht alle werden Geschenke selbst gestalten oder Spenden verschenken. Viele werden die Weihnachtsgeschenke online kaufen. „Wie die Ökobilanz im Internet ausfällt, hängt von vielen Faktoren ab. Die meisten können Sie selbst beeinflussen“, erklärt Fritz Mielert, Umweltschutzreferent beim BUND Baden-Württemberg.
Nutzen Sie statt Google die Suchmaschine Ecosia? Bündeln Sie Ihre Einkäufe, recyceln Sie Versandkartons beziehungsweise verwenden Sie sie ein zweites Mal und archivieren Sie Online-Rechnungen digital? Dann ist Ihre Ökobilanz beim Online-Shopping vermutlich vergleichsweise günstig. Auf jeden Fall fällt sie besser aus, als wenn Sie wegen jeder Kleinigkeit mit dem Auto ins Einkaufszentrum fahren würden.
Lieferexzesse vermeiden
Planen Sie Ihre Einkäufe umsichtig und bündeln Sie diese. Wer im digitalen Basar impulsiv herumklickt, vervielfacht oft die Umweltbelastung. Nicht nur in Form heiß laufender Server-Farmen, sondern vor allem durch viele vermeidbare Einzelbestellungen – mit drastisch erhöhtem Materialverbrauch und Schadstoffausstoß für Verpackung und Lieferung.
Gleiches gilt für unbedachte Retouren. Im Online-Handel senden die Empfänger*innen laut Universität Kassel fast jedes sechste Paket als Retoure zurück, bei Kleidung ist es fast die Hälfte. Wenn Sie also an Qualität oder Passform der neuen Hose zweifeln, dann kaufen Sie lieber im Laden.
Unnötige Fahrten vermeiden
Deutlich aufbessern können Sie die Ökobilanz der Lieferkette durch Eigenleistung. So sind vergebliche Zustellversuche wesentlich für die negative Umweltbilanz von Online-Bestellungen. Der Paketbote oder die -botin muss erneut anfahren, und oftmals landet das Paket doch in der Filiale, wo Sie es abholen müssen. Diese unnötigen Fahrten lassen sich vermeiden: Die Paketdienstleister bieten bereits im Vorfeld die Selbstabholung an. Das Paket wird also direkt zu einer Abholstation gebracht. Sinnvoll ist das, wenn Sie diese zu Fuß/per Fahrrad erreichen oder ohnehin dort vorbeikommen.
Tipps für Einkäufe im Netz:
Kaufen Sie nichts online, was Sie auch in Ihrer Nähe bekommen. | ||
Bündeln Sie Ihre Aufträge und bestellen Sie bei möglichst wenigen verschiedenen Händler*innen. | ||
Nutzen Sie, wenn möglich, regionale Lieferdienste. | ||
Lassen Sie Ihr Paket direkt an Paketstationen oder Paketshops liefern. Muss das Paket doch an die Haustür gebracht werden, vermeiden Sie vergebliche Lieferversuche durch Terminabsprachen. | ||
Kaufen Sie Waren, die Sie anprobieren müssen (wie Schuhe oder Hosen), nur im Laden, um Rücksendungen zu vermeiden. | ||
Umweltschädlich und unfair ist es, im Laden zu probieren und im Internet zu ordern. | ||
Achtung bei Onlineportalen: Die Käufer*innen bestellen oft nur scheinbar bei einem regionalen Händler. Tatsächlich kommen die Waren manchmal sogar direkt aus Fernost oder Übersee. In diesen Fällen fallen dann oftmals noch Zollkosten zusätzlich an. | ||
Bilden Sie Einkaufsgemeinschaften und bestellen Sie gebündelt. |
Tipp 4 – In der Weihnachtsbäckerei: Backen mit Bioprodukten
Kann man umweltfreundlich Plätzchen backen? Auf jeden Fall, wenn man sich gut vorbereitet und genau plant, welche Zutaten man braucht. So bleiben nach der Backaktion nicht zu viele Lebensmittel übrig, die dann im Abfall landen.
Aus der Region – Bio-Eier, Bio-Milch und Bio-Nüsse
Eier, Milch und Walnüsse gehören zu den wichtigen Bestandteilen von zahlreichen Plätzchen wie Makronen, Nussecken oder Vanillekipferl. „Bitte achten Sie beim Kauf auf Regionalität und Bio-Qualität“, betont Birgit Eschenlohr, Referentin für Umweltbildung beim BUND Baden-Württemberg, „damit unterstützen Sie nicht nur die Bäuer*innen in der Region, sondern tun dem Klima durch kurze Transportwege etwas Gutes.“ Da bei der ökologischen Landwirtschaft weniger Pestizide und Düngemittel eingesetzt werden, tragen Käufer*innen von Bio-Produkten zum Artenschutz bei.
Die Kennzeichnung der Eier gibt Aufschluss über die Haltungsbedingungen der Hennen: Nur mit der Ziffer „0“ gestempelte Eier garantieren den meisten Platz und Auslauf für die Tiere. Je höher die Zahl auf dem Ei, desto geringer der Standard.
Stromsparend und ressourcenschonend backen
Beim Backen kann jede*r viel Strom sparen, indem er/sie auf das Vorheizen verzichtet. Wer den Backofen auf Heißluft einstellt, statt Ober- und Unterhitze zu verwenden, kann sogar zwei Bleche mit Leckereien gleichzeitig backen.
Alternativen zu Backpapier gibt es: Formen aus Silikon sind – wenn sie von guter Qualität sind – viel ressourcensparender. Ebenso die Dauerbackfolie. Sie besteht aus Teflon und kann mehr als hundertmal wiederverwendet werden.
Kekse ohne Palmöl
Palmöl ist meist der Grundstoff, der sich hinter Bezeichnungen wie „Pflanzenfett“, „Pflanzenöl“ oder „Palmitate“ verbirgt. Für den Anbau von Palmöl werden immense Flächen vom Regenwald abgeholzt – das hat verheerende Folgen für die Umwelt. Außerdem sind die meisten Menschen auf den Plantagen gezwungen, unter unsozialen und gefährlichen Bedingungen zu arbeiten. Als Inhaltsstoff muss Palmöl inzwischen bei Lebensmitteln angegeben werden. Daher Finger weg von diesen Produkten. Bei anderen Produktgruppen ist der Hersteller nicht gezwungen, Palmöl als solches zu benennen, sondern versteckt es häufig hinter Bezeichnungen wie „Pflanzliche Öle und Fette“.
Weitere Info: Wissenswertes zur Walnuss (PDF, 1,8 MB) |
Tipp 5: Schadstofffreie Kerzen
Kerzen enthalten manchmal Stoffe, die gefährlich für Mensch und Umwelt sind. Vorsicht ist vor allem bei bunten Billig-Produkten und bei reich geschmückten Figurenkerzen geboten.
Mangelhafte Paraffinkerzen mit erhöhtem Schwefelgehalt lassen Schwefeldioxid entstehen, was zu allergieähnlichen Reaktionen führen kann. Die meisten allergisierenden, erbgutschädigenden oder auch krebserregenden Stoffe gelangen über Farben, Lacke und Duftmittel in die Kerzen – darunter Schwermetalle, halogenorganische Verbindungen, polyzyklische Moschus-Verbindungen und Flammschutzmittel. Beim Abbrennen der Kerzen können verschiedene umwelt- und gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt werden. Vor allem dann, wenn mehrere Kerzen brennen, die Flammen flackern und sich Ruß bildet.
Der BUND empfehlt Verbraucher*innen, sich beim Kauf an dem „RAL-Gütezeichen Kerzen“ zu orientieren. Es verpflichtet Hersteller, sich bei den Inhaltsstoffen an Grenzwerte hinsichtlich Gesundheit und Umwelt zu halten.
Eine noch bessere Alternative sind Bio-Kerzen aus Bienenwachs, weil sie umweltfreundlich hergestellt werden. Selber basteln, zum Beispiel zusammen mit Kindern, ist auch ein guter Zeitvertreib. Bei vielen Imker*innen bekommt man kostengünstig Bienenwachs oder Wabenplatten zum Kerzengießen oder -rollen.
Weitere Infos: ÖkoTipp zu schadstofffreien Kerzen ÖkoTipp zum Kerzen-Recycling |
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V