Tag des Waschbären am 7. Juni: PETA appelliert an EU-Kommission, Waschbären von der Liste der „invasiven“ Arten zu streichen

Am 7.Juni ist der Welttag des Waschbären. Doch in der Europäischen Union und insbesondere in Deutschland wird er gnadenlos verfolgt. Der Grund: Die Tierart wird auf der Unionsliste für sogenannte invasive Arten geführt. Diese wird derzeit an den aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst. PETA hat daher den zuständigen EU-UmweltkommissarVirginijusSinkevičius in einem Schreiben auf aktuelle wissenschaftliche Publikationen hingewiesen, wonach der Waschbär keine Bedrohung für die hiesige Artenvielfalt darstellt und gebeten, diese Tierart von der Liste zu streichen. Auch für weitere Tierarten wie die Nilgans oder Nutria sind bei der Überprüfung der Unionsliste sämtliche wissenschaftliche Quellen und unabhängige Fachleute heranzuziehen, wasnach Einschätzung der Tierrechtsorganisation ebenfalls zu einer Streichung von der Liste führen würde.

„Statt den Waschbären zum Buhmann für eine verfehlte Landwirtschafts- und Artenschutzpolitik zu machen, die viele Tierarten an den Rand des Aussterbens brachte, muss die Union unbedingt die Lebensgrundlage bedrohter Arten verbessern, unter anderem durch mehr Schutzgebiete und einer Förderung des veganen Ökolandbaus. Das sinnlose Töten und die Stigmatisierung als ‚invasiv‘ sollte eine aufgeklärte Gesellschaft hinter sich lassen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA.

Die Intensiv-Land- und Forstwirtschaft ist für den Rückgang der Artenvielfalt verantwortlich

Für den Verlust der biologischen Vielfalt in Europa ist die intensive die Land- und Forstwirtschaftzu wesentlichen Teilen verantwortlich. Die Listung des Waschbären auf der Unionsliste invasiver Arten hat zur Folge, dass die Tierart systematisch verfolgt und getötet wird– oft mit überaus grausamen Methoden. In einigen Bundesländern Deutschlands wurden Schonzeiten verkürzt, was eine Tötung von Elterntieren und einen qualvollen Tod des Nachwuchses zur Folge haben kann. Allein im Jagdjahr 2020/2021 wurden etwa 200.000 Waschbären in Deutschland getötet. Viele auf regionaler Ebene tätige politische Entscheidungstragende, Behördenvertretungen und Medien gehenvon der falschenAnnahme aus, dass die Nennung des Waschbären auf der Unionsliste einem Jagdauftrag gleichkomme [1]. Für viele Hobbyjäger ist die Listung auch ein willkommener Vorwand, um noch mehr Tiere zu töten.

Jagd reduziert die Population nicht

Eine Reduktion der Population bewirkt dies nicht. Wissenschaftler wiesen nach, dass die Tiere mit erhöhter Fortpflanzung auf die Jagd reagieren. In bejagten Populationen ist der Anteil der sich fortpflanzenden weiblichen Tiere höher als in nicht bejagten: Je mehr Waschbären getötet werden, desto mehr Jungtiere kommen zur Welt. So werden Verluste durch die Jagd in der Population rasch wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. [2], [3] Auch der Wildbiologe und Waschbär-Experte Dr. Ulf Hohmann fordert ein Umdenken: „Ich kenne keinen einzigen Wissenschaftler oder Jagdexperten, der ernsthaft glaubt, den Tieren mit jagdlichen Mitteln Einhalt gebieten zu können. Wir müssen uns einfach damit abfinden, dass der Waschbär sich bei uns wohl fühlt und wir ihn nicht regulieren können. Insofern müssen wir uns mit ihm arrangieren.“ [4] Waschbären von der Unionsliste zu streichen, ist auch hinsichtlich des Artenschutzes wissenschaftlich begründbar: Langjährige Forschungsergebnisse von führenden Waschbär-Experten in verschiedenen Habitaten zeigen auf, dass der Waschbär keine wesentliche Gefahr für die Natur und Artenvielfalt darstellt. Die Tiere ernähren sich in der Regel vornehmlich von leichter Beute, wie Regenwürmern, Insekten oder Obst. [5], [6], [7] Für Populationsrückgänge betroffener Arten, wie beispielsweise der Sumpfschildkröte, ist in erster Linie der Mensch verantwortlich. Durch den Lebensraumverlust durch begradigte Flüsse und den lebensgefährlichen Straßenverkehr sind die Reptilien mittlerweile am Rande des Aussterbens. [8]

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie in irgendeiner Form ausbeuten.

Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Kleine Zeitung (8.12.2019): Betrunkener Waschbär torkelte über Weihnachtsmarkt: Erschossen Abrufbar unter: https://www.kleinezeitung.at/international/panorama/5735222/Traurige-Szenen-in-Erfurt_Betrunkener-Waschbaer-torkelte-ueber (Zuletzt eingesehen am 3.6.2022)

[2] Michler, F.-U.F. im Interview mit Pergande, F. (2013): Waschbären. „Die Rasselbande zerstört alles“. In: Frankfurter Allgemeine Gesellschaft. Abrufbar unter: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/waschbaeren-die-rasselbande-zerstoert-alles-12173341.html (14.11.2019)

[3] Stadt Kassel (2014): Waschbär – Die Tiere mit der Zorromaske. Stadt Kassel – Ordnungsamt mit Unterstützung von Roland Ruhnau, Naturkundemuseum Kassel und Dr. Ulf Hohmann, Landesforsten Rheinland-Pfalz.

[4] Hohmann, U. im Interview mit Saurer, M. (2017): Invasive Art Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder. In: Badische Zeitung. Abrufbar unter: http://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html (14.11.2019)

[5] Michler B. (2015): Unsuspicious immigrant or ecological threat: A long-term fieldwork study on the introduced raccoon in Germany ECM Stockholm 2015

[6] Michler, B.A./Michler, F.-U./Rieger, S./Roth, M. (2014): Effects of raccoon settlement in Germany – a closer look at the ecology of an unfamiliar invasive species. In: Ulbrych, L.; Jankow, W.; Zalewski, A.; Wypychowski, K. (eds.): Ekologia i wplyw na srodowisko gatunków inwazyjnych. – Park Narodowy „Ujscie Warty“, pp. 69-71.

[7] Hohmann, U. im Interview mit Saurer, M. (2017): Invasive Art: Jetzt streunen die Waschbären durch unsere Wälder. In: Badische Zeitung. Abrufbar unter: https://www.badische-zeitung.de/suedwest-1/jetzt-streunen-die-waschbaeren-durch-unsere-waelder–135843094.html (Zuletzt eingesehen am 3.6.2022)

[8] Richter C. (2012): Video: Sumpfschildkröte – willkommen zurück! In: Das Erste (09.11.2016)

Weitere Informationen:

PETA.de/Themen/Neozoen

PETA.de/Themen/Jagd-Waschbären

PETA Deutschland e.V. ist mit über 1,5 Millionen Unterstützenden die größte Tierrechtsorganisation des Landes und setzt sich durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise dafür ein, jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.
PETA Deutschland e.V.

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/freizeit/136839/

Schreibe einen Kommentar