Der Frühling steht vor der Tür und somit auch die Gartenzeit. (Hobby-)Gärtner*innen pflanzen nun die ersten Setzlinge in Hochbeete oder Gewächshaus und ziehen Samen auf der Fensterbank vor. Beliebte Pflanzen sind beispielsweise Tomaten, Zucchini oder Kürbis, Kräuter oder Sommerblumen. Doch wie unterscheidet sich das Saatgut voneinander und worauf ist bei Samen- und Sortenwahl zu achten? Und warum verweist der Biohandel oft auf „samenfeste Sorten“, während die konventionellen Tütchen häufig den Aufdruck „Hybrid-Saatgut“ oder „F1-Hybride“ tragen?
Kurz erklärt: Samenfestes Saatgut bildet auch in der nächsten Generation, also im Folgejahr, ähnliche Merkmale aus wie die Mutterpflanze. Wer früher seinen Großeltern im Garten geholfen hat, weiß, dass es üblich war, von ausgereiften Pflanzen Samen abzunehmen, zu trocknen und im nächsten Jahr neue Pflanzen daraus zu ziehen. So haben Menschen es über Jahrtausende gehandhabt. Eine große Vielfalt an unterschiedlichem samenfestem Saatgut ist dabei entstanden. Das Saatgut konnte sich an die Standortbedingungen anpassen, wodurch im Laufe der Zeit eine unschätzbare Vielfalt an Kulturpflanzen entstanden ist.
Samenfestes Saatgut vs. Hybridsaatgut
F1- oder Hybridsaatgut wurde dagegen über einige Pflanzengenerationen gezüchtet und immer wieder mit sich selbst gekreuzt. Das wird so lange gemacht, bis die Pflanze nur noch einen ganz kleinen Genpool besitzt, was als „reinerbig“ bezeichnet wird. Dann wird die Pflanze künstlich mit einer reinerbigen Pflanze aus einer anderen Inzuchtlinie. In der ersten Filial- oder Folgegeneration (F1) – also den ersten Nachkömmlingen der Ausgangspflanze – sind die Eigenschaften gut und es entstehen groß gewachsene robuste Pflanzen. Doch schon in der nächsten Generation würden die Nachkommen in unterschiedliche Pflanzenformen „zerfallen“. Somit kann aus F1-Saatgut kein weiteres für die Folgegeneration gewonnen werden. Die Saatgutkonzerne machen Erzeuger*innen und Verbraucher*innen dadurch abhängig und verdienen so.
Vielfalt der Kulturpflanzen erhalten und Bares sparen
Der Mensch hat seit Tausenden von Jahren Kulturpflanzen herangezüchtet, die eine große Vielfalt und einen großen genetischen Pool gewährleisten. Dieses Prinzip wird nun durch Saatgutkonzerne in wenigen Generationen durch Hybrid-Saatgut und Sortenverarmung ausgehebelt. Wenn Verbraucher*innen für den Eigenanbau auf samenfeste Sorten setzen, tragen sie dazu bei, die Vielfalt der Kulturpflanzen zu erhalten. Außerdem können sie im Folgejahr durch die Aussaat eigener gesammelter Samen bares Geld sparen.
Das meiste Gemüse in unseren Supermärkten ist aus F1-Saatgut gewachsen. Daher ist davon abzuraten, Samen für den eigenen Garten aus gekauftem Gemüse zu gewinnen.
Weitere Infos
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.