Wenn die Temperaturen steigen, sich der Boden auf sechs Grad oder mehr erwärmt und die Luftfeuchtigkeit stimmt, erwachen Frösche, Kröten und Molche aus der Winterstarre. Sie machen sich jetzt auf den kilometerlangen Weg in die Laichgebiete. Meist suchen sie den Teich, Tümpel oder Wassergraben auf, in dem sie selbst auf die Welt gekommen sind. Spring- und Grasfrösche sind die ersten. Es folgen Molche und Erdkröten. Von März an setzen Feuersalamander ihre schon voll entwickelten Larven ab. BUND-Gruppen sind in diesem Jahr seit 50 Jahren im Amphibien-Schutz aktiv.
In den letzten Dürrejahren und trockenen Sommern ging es Kröten, Fröschen und Lurchen besonders schlecht. Selbst die ehemals häufigen Arten wie Grasfrosch oder Erdkröte sind stark zurückgegangen. Naturschützer*innen läuten die Alarmglocken. „Dass die Tiere sicher von ihrem Winterquartier zum Laichgewässer kommen, ist daher umso wichtiger“, so Lilith Stelzner, Naturschutz-Referentin beim BUND Baden-Württemberg. „Doch zwischen den Winterquartieren und den Laichgewässern liegen häufig stark befahrene Straßen.“
Über 50 BUND-Gruppen errichten an einigen Stellen im Land Krötentunnel oder Schutzzäune. Die Zäune hindern Amphibien daran, auf die Straße zu gelangen. Stattdessen fallen sie in Eimer. Die BUND-Aktiven kontrollieren für die Dauer der Amphibien-Wanderung jede Nacht die Eimer. Die gefährdeten Tiere setzen sie auf der anderen Straßenseite wieder aus.
Appell an Auto-Fahrer*innen: Fahren Sie vorsichtig!
Doch an den meisten Straßen gibt es keine Zäune und die langsamen Tiere müssen die Straße überqueren, was häufig tödlich endet. Die Tiere verharren oft im Licht der Scheinwerfer und bewegen sich nicht. Die Landstraßen werden dann zu Todesfallen. „Die Amphibien kommen sprichwörtlich unter die Räder“, so Stelzner. Wenn die Temperaturen wieder sinken, kann sich die Wanderung noch über mehrere Wochen ziehen.
Die BUND-Naturschutz-Referentin appelliert daher an Autofahrer*innen, bei Dunkelheit auf Straßen mit Amphibien-Warnschildern und Geschwindigkeits-Begrenzungen besonders wachsam und langsam zu fahren. Vor allem, wenn es draußen feucht ist und nachts die Temperaturen über vier bis fünf Grad Celsius liegen. „Wenn Sie mit Auto, Motorrad oder ähnlichem unterwegs sind, achten Sie bitte auch auf die vielen ehrenamtlichen Aktiven, die am Straßenrand an Zäunen Tiere aufsammeln.“
Es gibt viel zu tun – BUND-Gruppen machen es vor
Der Schutz der 18 heimischen Amphibienarten ist dem BUND Baden-Württemberg ein zentrales Anliegen. Denn 13 dieser Arten sind gefährdet. „Mittlerweile machen neben der Zerschneidung ihrer Wanderrouten auch der Klimawandel und die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft sogar den einst häufigeren Arten zu schaffen. „1960 war der Grasfrosch eine der häufigsten Amphibienarten und kam mancherorts in Massen vor. Heute sehen wir in seinem langfristigen Bestandstrend einen sehr starken Rückgang. Konkret formuliert: Früher war er häufig, heute ist er gefährdet“, berichtet Stelzner.
50 BUND-Gruppen seit 50 Jahren für Amphibien aktiv
„2022 ist ein Jubiläumsjahr. Seit 50 Jahren setzen sich BUND-Gruppen für den Schutz von Amphibien ein“, so Thomas Giesinger, Ehrenamts-Koordinator beim BUND Baden-Württemberg. „Alarmierender Anlass waren der Beginn der drastisch sinkenden Bestände. Anfang der 19070er standen fast alle Amphibien erstmals auf der Liste bedrohter Arten. Mittlerweile kümmern sich über 50 der 250 BUND-Gruppen in Baden-Württemberg um den Schutz der Amphibien.“
Die Gruppen kümmern sich nicht nur um die Errichtung und Kontrolle von Krötenzäunen. Sie legen Gewässer an oder überzeugen ihre Kommunen, dies zu tun.“ An über 100 Orten in Baden-Württemberg haben BUND-Gruppen erreicht, dass Amphibientunnel und Leiteinrichtungen an Straßen gebaut wurden. Ohne diese Maßnahmen wären viele örtliche oder regionale Populationen heute ausgestorben“, so Giesinger.
Helfen Sie mit!
Aktive Helfer*innen sind gerade jetzt in der Hochphase der Wanderungen willkommen! Möchten Sie mithelfen, Amphibien zu retten? Oder haben Sie einen Straßenabschnitt mit einer Amphibien-Wanderung entdeckt, um den sich niemand kümmert? Dann wenden Sie sich an die nächste BUND-Gruppe. Dort wird man Ihnen sagen können, wo Sie mitmachen können.
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.