Nicht nur an Land, auch in den heimischen Gewässern suchen Archäologen mittlerweile nach den Hinterlassenschaften unserer Vorfahren. Mit spezieller Tauchausrüstung und besonders geschult suchen sie den Grund von Seen nach den Zeugnissen früherer menschlicher Besiedlung ab. Weltbekannt sind etwa die Reste von Pfahlbauten am Bodensee, welche über 6000 Jahre alt sind und sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurden. Doch auch in vielen anderen Seen und Flüssen können sich ungehobene Schätze verbergen. Während der klassische Sondengänger mit seinem Metalldetektor schon so manchem Waldspaziergänger begegnet sein dürfte, hat sich in jüngster Zeit zudem eine Szene von Hobbyarchäologen für die Suche zu Wasser gebildet.
Suche ganz ohne Tauchanzug und Sauerstoffflasche
Dabei kommen diese modernen Schatzsucher völlig ohne professionelle Ausrüstung und Tauchlehrgang aus. Sie betreiben die Bergung einfach vom nahen Ufer oder dem Boot, indem sie nach den Funden „angeln“. Doch dabei bedienen sie sich keineswegs einer klassischen Angelrute samt Haken, sondern machen sich eine Eigenschaft vieler Relikte aus der Römerzeit und dem Mittelalter zunutze: Sie bestehen zu einem erheblichen Teil aus Eisen. Deshalb benutzen die Hobbyarchäologen einen starken Magneten, den sie an einer Leine über den Grund des Gewässers ziehen. Trifft der Magnet nun auf ein Schwert, Messer oder ein ähnliches Fundstück, ziehen sie den Fund einfach nach oben. Diese Methode wird unter den Freizeitforschern Magnetfischen genannt und sorgt dafür, dass man mit trockenen Füßen mitunter interessante Funde machen kann.
Hinterlassenschaften aus Vergangenheit und Gegenwart
Denn seit langer Zeit schon hat der Mensch kleine Schiffe genutzt und an den Ufern von Gewässern seine Siedlungen errichtet. Da blieb es wohl unvermeidbar, dass auch mal eine kostbare Waffe oder ein Werkzeug über Bord gingen. Diese können im sauerstoffarmen Schlamm des Gewässergrundes relativ gut erhalten die Jahrhunderte überdauert haben. Viele Gewässer der Region bieten aufgrund ihrer langen Geschichte die Chance für den ein oder anderen Glückstreffer. Auch war es zu römischer Zeit lange üblich, Ausrüstung und Schwerter im Rahmen von Ritualen an Seeufern zu versenken. Auf eben diese Objekte haben es die Hobbyarchäologen abgesehen, wenn sie mit ihren speziellen Magneten die Ufer absuchen. An öffentlichen Gewässern müssen sie dabei übrigens keine Probleme wegen unerlaubten „Angelns“ fürchten. Da Gegenstände und nicht Fische das Ziel ihrer Suche sind, ist eine besondere Erlaubnis nicht nötig.
Manchmal problematisch: moderne Objekte
Oft finden sich jedoch auch allzu neuzeitliche Dinge. Unerlaubt entsorgte Fässer und Metallschrott können von vielversprechenden Funden vom Ufer oder Boot aus nicht unterschieden werden. Sind die Gegenstände nicht allzu groß, werden sie auf diese Weise wenigstens entsorgt und die Natur entlastet. Jeder, der gerne einmal diese Methode der Schatzsuche ausprobieren möchte, sollte sich also bewusst machen, dass durchaus auch Schrottteile oder ganze Fahrräder an der Angel hängen können. Auch sollte bei leider möglichen Granatenfunden aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges der Magnet sofort von der Leine getrennt und die Behörden verständigt werden. Dennoch scheint sich hier ein spannendes Hobby zu entwickeln, bei dem der ein oder andere interessante Fund vielleicht sogar die professionellen Archäologen neidisch werden lässt.
PM