Plastiklöffel, Kaffeebecher, Styroporschalen – seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat die Flut an Einwegartikeln aus Kunststoff sichtbar zugenommen. In vielen Fällen sind sie vermeidbar – ohne die Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus zu erhöhen.
Während des Lockdowns im Herbst produzierten die Haushalte in Baden-Württemberg wieder mehr Restmüll, der verbrannt wird. Grund ist laut Umweltministerium eine Verschiebung der Abfallmengen. Unrecycelte Abfallberge wachsen, gleichzeitig steigt der Rohstoffverbrauch für die klimaschädliche Produktion von neuem Plastik. Deutschland spielt dabei eine unrühmliche Rolle: Als größter Plastikproduzent Europas fühlen wir uns dennoch als Recyclingweltmeister.
Viele Verbraucherinnen und Verbraucher greifen seit Beginn der Pandemie vermehrt zu Wegwerfverpackungen, die Skepsis gegenüber Mehrwegalternativen steigt. An vielen öffentlichen Plätzen quellen die Mülleimer über und so landen Verpackungen letztendlich auch in Wiesen, Wäldern und Flüssen.
Essen to-go ohne Plastik
Dabei gibt es auch beim Essen-to-go gute Alternativen, wie Fritz Mielert, Umweltreferent des BUND Baden-Württemberg, erklärt: „Einwegverpackungen sind im Vergleich zu Mehrwegverpackungen in Coronazeiten nicht die bessere Lebensmittelverpackung. Im Vergleich zu ordnungsgemäß gewaschenen Mehrwegverpackungen sind sie nicht sicherer, denn auch Einwegverpackungen können Viren und krankheitserregende Bakterien aus dem gesamten Produktionsprozess beherbergen und werden in der Regel vor der Verwendung nicht gewissenhaft gewaschen oder desinfiziert.“ Darüber hinaus können Lebensmittelverpackungen zahlreiche Chemikalien enthalten, von denen viele für die menschliche Gesundheit gefährlich sind.
Die Verbraucher*innen setzen sich durch den Gebrauch von Mehrwegverpackungen keinem größeren Viren-Risiko aus. „Spülmittel und heißes Wasser über 60 Grad Celsius töten sowohl das Coronavirus als auch andere Viren und Bakterien wirksam ab. Beim Befüllen von Mehrwegflaschen mit Wasser aus dem Wasserhahn oder aus einem Wasserspender sollte darauf geachtet werden, dass die Flaschen den Wasserhahn nicht direkt berühren. Das gilt auch für den Mehrweg-Kaffeebecher“, beschreibt Fritz Mielert.
Ein Verbot, Mehrwegbehälter wieder zu befüllen, gibt es nicht. Der Gebrauch und das Wiederbefüllen sind weiterhin erlaubt, allerdings müssen Geschäfte und Restaurants diese Möglichkeit nicht anbieten.
Einkaufen ohne Plastik
Verbraucherinnen und Verbraucher können auch beim Einkaufen bewusst auf Plastik verzichten, indem sie zum Beispiel wiederverwendbare Beutel sowie Transportboxen nutzen. So können zumindest Einwegtüten eingespart werden. Am besten sind Produkte ohne Verpackungen, wie sie beispielsweise Unverpacktläden oder Wochenmärkte anbieten. Manche Geschäfte stellen Kundinnen und Kunden auch Mehrweg- oder Pfandgefäße bereit. Bei Getränken lässt sich durch Mehrwegflaschen einfach Plastik einsparen.
Heidelberger Verpackungslabor testet nachhaltige Verpackungen
Wie umweltfreundliche Verpackungen aussehen können, möchte das Forschungsprojekt Innoredux des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und des ifeu-Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg herausfinden. Vom 1. Mai bis 31. Juli 2021 können Verbraucher*innen im Verpackungslabor „Alles drin, wenig drum“ und online verschiedene Verpackungslösungen vergleichen und sich über deren Nachhaltigkeit informieren. Ergebnisse des Labors sollen Ideen für die Reduktion von Verpackungen und neue Geschäftsmodelle liefern. Auch der BUND Heidelberg ist beteiligt und ruft dazu auf, eine Woche „Plastik zu fasten“, das heißt in dieser Zeit keine Plastikverpackungen zu kaufen und zu konsumieren. Am 12. Mai können Interessierte ihre Erfahrungen mit dem BUND-Plastikexperten Rolf Buschmann in einem Onlinevortrag diskutieren.
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.