Egal ob Alleen, Gärten, Friedhöfe oder Parks – Eichhörnchen haben unsere Städte erobert. Die Nager gehören vielleicht zu den beliebtesten Wildtieren. Sie sind schwindelfreie Kletterer, fleißige Nusssammler und sehr anpassungsfähig. Von März bis August kommen die Jungen zur Welt. Wenn ein Jungtier aus seinem Nest fällt, braucht es meist tatsächlich Hilfe.
Ein Eichhörnchen-Junges in Not erkennt man daran, dass es seine Scheu vor Menschen ablegt und sich leicht einfangen lässt. Das kommt vor, wenn Eichhörnchen ihre Mutter verlieren. Dann kann es sein, dass die Kleinen in ihrer Verzweiflung Menschen hinterherrennen oder ihnen sogar die Hosenbeine hochkrabbeln. Als Erste-Hilfe-Maßnahme ist es wichtig, Jungtiere warm zu halten. Wickeln Sie das Eichhörnchen in ein Handtuch oder einen Schal. Wenn Sie beides nicht zur Hand haben, hilft auch eine warme Jackentasche.
Erste Hilfe für einsame Jungtiere
Danach suchen Sie die Umgebung nach der Mutter oder weiteren hilflosen Geschwistern ab. Ist die Mutter in der Nähe, setzen sie das Junge mit der wärmenden Hülle auf dem Boden ab und entfernen sie sich ein gutes Stück. Die Mutter wird versuchen ihr Junges zurück ins Nest zu holen. Kommt die Mutter nicht oder ist das Eichhörnchen verletzt, nehmen Sie Kontakt zu einer Wildtierauffangstation auf. In der Zwischenzeit kann das Eichhörnchen mit einer selbst hergestellten Elektrolytlösung versorgt werden. Dazu werden 200 Milliliter Fencheltee mit einem Teelöffel Honig und einer kleinen Prise Salz gemischt. Eine Wärmflasche mit Körpertemperatur hält das Jungtier in einer kleinen Kiste oder einem Korb warm.
Marder, Habichte und Eulen sind natürliche Feinde der Kletterkünstler, in Wohngebieten spielen jedoch Katzen eine große Rolle als Fressfeinde. Die ersten Monate sind für die Jungtiere besonders gefährlich. Nachdem die Winzlinge in den ersten Wochen von der Mutter gesäugt wurden, verlassen sie irgendwann unerfahren den Kobel und sind leichte Beute. Droht Gefahr, reagiert die Mutter blitzschnell und bringt das Junge in das Nest zurück. Erst nach etwa zwölf Wochen verlässt sie die Jungen.
Flächenverbrauch: größte Gefahr
Die Baumbewohner sind sehr anpassungsfähig. Der ursprüngliche Lebensraum des Eichhörnchens sind Wälder. Da der Mensch mittlerweile fast überall präsent ist, sind die Eichhörnchen nun auch in den Städten und Gärten anzutreffen. Wichtig zum Überleben sind jedoch ausreichend Nahrung und große Bäume, die Lebensraum und Schutz bieten. Hier profitierten die Eichhörnchen besonders von den traditionellen Streuobstwiesen und Pflanzungen von Walnussbäumen und Haselnusssträuchern.
„Wir sind jedoch gerade auf dem besten Weg, den Eichhörnchen auch diese Lebensgrundlage zu nehmen“, sagt Dominic Hahn, Naturschutzreferent beim BUND Baden-Württemberg. „Städte und Siedlungen wachsen trotz abnehmender Bevölkerungszahlen und immer mehr Straßen werden gebaut. Auch alte Streuobstwiesen fallen dem Flächenfraß zum Opfer. Außerdem sind Bäume in Städten und an Straßen unliebsam geworden – zu hohe Kosten, zu viel Dreck, zu unsicher für die PKWs.“ In Städten kommt es daher häufig vor, dass Eichhörnchen ihre Kobel an ungeeigneten Orten wie Blumenkästen, Balkonen oder Hausfassaden errichten. Das Anbringen geeigneter Nistkästen kann helfen. Eine Bauanleitung gibt es hier.
Eichhörnchen helfen
Städte können wieder zu attraktiven Lebensräumen für Eichhörnchen werden. Hier fehlt es oft an Nahrung, Wasser und geeigneten Nistplätzen. Die einfachste Regel: Alte Bäume stehen lassen! Diese bieten, besonders wenn Totholz vorhanden ist, auch für viele andere Tiere gute Lebensbedingungen. Ansonsten reichen oft schon ein paar Handgriffe, um den flauschigen Mitbewohnern zu helfen und den eigenen Garten ‚hörnchenfreundlich‘ zu gestalten.
Pflanzen Sie nuss- und fruchttragende Gehölze, wie Haselnuss, Walnuss oder Buchen, Kastanien und Obstbäume. So können sich die sympathischen Nager mit genügend Vorräten eindecken. Regentonnen können zur Todesfalle werden, machen Sie deshalb unbedingt einen Deckel oder ein stabiles Drahtnetz darüber und stellen Sie als Tränke flache Schalen mit Wasser auf. Diese Tränken nehmen auch Vögel gerne an. Wilde Ecken in Gärten sind außerdem pflegeleicht und schaffen auch für Igel und Wildbienen Lebensräume. Dazu kann in einem Teil des Gartens die Wiese stehen gelassen werden und Laub und Geäst auf einem Haufen gesammelt werden. Dies ermöglicht es den Tieren, Material für ihren Unterschlupf zu sammeln.
Über Eichhörnchen
Der Name stammt entweder von dem indogermanischen Wort aik „Eiche“ beziehungsweise „Eicheln“ ab oder vom althochdeutschen aig – „sich schnell bewegen“. Die Ohren sehen außerdem von weitem aus wie Hörnchen. Das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) ist ein Nagetier aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae) und der einzige mitteleuropäische Vertreter seiner Gattung. Sein charakteristischstes Merkmal ist der lange buschige Schwanz, der mit bis zu 20 Zentimetern nochmal fast genauso lang ist wie der Körper der Nager.
Die Fellfarbe des heimischen Eichhörnchens variiert je nach Region und Jahreszeit stark und reicht von fuchsrot bis braunschwarz. Im Gegensatz zu den Britischen Inseln und Norditalien ist das Amerikanische Grauhörnchen bei uns noch nicht eingewandert. Dies ist eine invasive Art, die das Europäische Eichhörnchen verdrängt und bedroht. Es gibt also keinen Grund schwarze oder graue Eichhörnchen zu verscheuchen.
Nur jedes vierte bis fünfte Eichhörnchen überlebt die ersten Wochen. Erreicht es ein Alter von etwa sechs Monaten, liegt seine durchschnittliche Lebenserwartung bei ungefähr drei Jahren. In Gefangenschaft werden sie sogar bis zu zehn.
PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.