NaturTipp von BUND und NABU: Amphibienwanderung in Baden-Württemberg: Straßen werden zu Todesfallen

Millionen Frösche, Kröten und Molche machen sich jetzt auf den oft kilometerweiten Weg in die Laichgebiete. Dabei müssen sie an vielen Stellen stark befahrene Straßen überqueren. BUND und NABU appellieren an Autofahrer*innen, besonders achtsam zu sein.

Stuttgart. Wenn in Baden-Württemberg die Temperaturen wieder steigen, erwachen Millionen Frösche, Kröten und Molche aus der Winterstarre. Sie verlassen ihre Winterquartiere und steuern die oft mehrere Kilometer entfernten Laichgebiete an. Meist suchen sie den Teich, Tümpel oder Wassergraben auf, in dem sie selbst auf die Welt gekommen sind.

In den wärmebegünstigten Lagen Baden-Württembergs, besonders in der Rheinebene, machen sich Spring- und Grasfrösche teilweise schon im Januar auf. Von Anfang Februar an sind Erdkröten und Molche unterwegs. Von März an setzen Feuersalamander ihre schon voll entwickelten Larven ab.

Tiere sind auf den Schutz der Helfer*innen angewiesen
„Wenn einmal der Startschuss gegeben ist, sind die Tiere auf ihren langen Wanderungen auf den Schutz vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer angewiesen, denn Baden-Württemberg ist das Land der vielen Straßen. Sie zerschneiden die Wanderwege und werden in der Nacht zum Risiko für die langsamen Tiere“, beschreibt Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg.
Tausende Amphibien kommen sprichwörtlich unter die Räder. „Informieren Sie sich und fahren Sie in Amphibien-Wandergebieten langsam. Wenn Sie motorisiert unterwegs sind, achten Sie bitte auch auf die vielen ehrenamtlichen Aktiven, die nun im Einsatz sind und die Tiere zum Beispiel am Straßenrand an Krötenzäunen aufsammeln“, appelliert Sylvia Pilarsky-Grosch. Da die Temperaturen wieder sinken können, kann sich die Wanderung noch über mehrere Wochen ziehen.

BUND und NABU rufen dazu auf, Kröten, die sich auf Fahrbahnen befinden, anzufassen und sie in deren Laufrichtung über die Straße zu tragen. Natürlich darf die eigene Sicherheit auf der Straße damit nicht gefährdet werden. Hinterher ist Händewaschen wichtig, damit das Sekret der Krötenhaut nicht in Kontakt mit den menschlichen Schleimhäuten kommt.

Amphibienschutz auch in Corona-Zeiten möglich
Vergangene Woche hat es das baden-württembergische Sozialministerium bestätigt: Amphibienschutz ist auch in Corona-Zeiten möglich. So können auch in diesem Jahr Ehrenamtliche von NABU und BUND Frösche & Co. vor dem Tod auf der Straße retten. Sie errichten unter Einhaltung der Abstandsregeln mobile Schutzzäune und setzen sich bei Straßenbau-Behörden dafür ein, dass festinstallierte Amphibien-Unterführungen eingerichtet werden. Sie dürfen auch nach 20 Uhr die Tiere aufsammeln, die in die Fangeimer entlang der Zäune gefallen sind. Sie zählen und bestimmen sie und setzen sie auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder aus.

Biodiversitätskrise macht auch vor Amphibien nicht halt
Der Schutz der 18 heimischen Amphibienarten ist bei den beiden Naturschutzverbänden in Baden-Württemberg seit Jahrzehnten ein wichtiges Thema, denn auch bei den Amphibien zeigt sich die Biodiversitätskrise in ihrer vollen Härte. „Die Bestände von dreizehn der 18 heimischen Amphibienarten sind in stetigem Rückgang begriffen. Amphibienschutz ist heute wichtiger denn je“, erklärt Johannes Enssle, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg.
Auf Grund des Klimawandels ist übrigens damit zu rechnen, dass sich die Kriechtiere immer früher im Jahr zur Fortpflanzung an die Gewässer begeben, aus denen sie selbst geschlüpft sind. Werden unsere Winter weiterhin immer milder, dann erwachen auch die Amphibien früher aus ihrer Winterstarre.

  • Kleingewässer anlegen: Wenn möglich, in jeder Kommune Tümpel unterschiedlicher Tiefe in der Nähe von geeigneten Landlebensräumen und fischfreien Gewässern anlegen. Sie sind wichtiger aquatischer Lebensraum und dienen der Fortpflanzung.
  • Aussetzen von Fischen verbieten: Diese fressen den Amphibiennachwuchs.
  • Extensive Nutzung der Landwirtschaft: Das bedeutet möglichst geringe Eingriffe des Menschen in die Natur und somit den Erhalt von Lebensräumen wie kleinen Tümpeln oder Steinmauern.
  • Auf Pestizide, Kunstdünger und Gülle verzichten.
  • Breite Biotopsäume zwischen naturnahen Wäldern und Ackerflächen anlegen.
  • In Wäldern Totholz belassen und Gewässer freistellen, damit diese Sonne bekommen.
  • Die Biotopvernetzung feuchter Standorte voranbringen: Bestehende Gewässer müssen gepflegt werden und neue als Trittsteine angelegt werden

 

Webseite des BUND Baden-Württemberg zu Amphibien: https://www.bund-bawue.de/themen/tiere-pflanzen/artenschutz/amphibien/

Webseite des NABU Baden-Württemberg zu Amphibien und Reptilien: https://baden-wuerttemberg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/index.html

 

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.,

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