Sonntagsgedanken: Erntedank

Kennen Sie das? Sie sehen in den vollen Kühlschrank und wissen nicht was Sie essen wollen?

Es gibt auch bei uns viele Menschen, die den Kühlschrank nicht voll bekommen, keine Auswahl haben. Für die Mehrheit von uns aber ist die Bitte des Vaterunsers „Unser täglich Brot gibt uns heute“ keine Bitte ums Überleben mehr. Im „Schweiße deines Angesichts“ ist es trotzdem geblieben. Heute verhungern wir nicht mehr, sondern wir werden krank. Manche sterben sogar, weil „im Schweiße deines Angesichts“ längst etwas Anderes bedeutet.

Stress, Hektik, Überforderung, schlaflose Nächte sind Alltag geworden. Konkurrenzkampf mit der ganzen Welt ist beruflicher Alltag.

Innere Ruhelosigkeit, nicht Hunger, hält uns in der Nacht wach.

Viele von uns haben den Sinn ihres Tuns verloren. Wir haben unser Leben verloren, um uns das Viele zu leisten, das wir für nötig erachten.

All das, was wir haben müssen, das zu große und teure Haus, die zwei, drei Autos, die Urlaubszeiten weg von zu Hause.

Um unseres Lebens beraubt, im Schweiße unseres Angesichts, bewahren wir unseren materiellen Wohlstand und haben längst das Gesicht vor uns selber verloren. Trotz vollem Kühlschrank geht es wieder um die nackte Existenz. Erntedank als ein Zurücklehnen, ein Dankbarsein für alles, was einem gelungen ist, bleibt unmöglich.

Längst verhungern wir am fehlenden Leben.

Das Sorgen für morgen ist selbstverständlich wichtig und verantwortungsvolles Handeln.

Wir sollen gerade an Tagen der Besinnung unseren Blick schweifen lassen.

Brauche ich all das, mit dem ich mich umgebe, wirklich?

Habe ich mein Leben längst an Äußerlichkeiten verloren?

Bin ich nicht ein Reicher, der nicht durchs Nadelöhr passt?

Erntedank kann uns zeigen, wie wenig es bedarf, um zu überleben. Jeder von uns bestimmt selber, wann sein Leben geglückt ist. Zufriedenheit kommt aus uns selbst heraus.

Vielleicht gelingt es Ihnen für Ihr Leben und all das, was Ihnen bereits gelungen ist, Dank zu sagen.

Erntedank als Chance, die Fülle Ihres Lebens zu betrachten und dafür dankbar zu sein. Eine Chance, all das zu erkennen, was belastet und Ihr Leben nicht bereichert.

Den Mut zu fassen, das zu lassen, war Ihr Leben raubt, Ihr Glück und Ihre Zufriedenheit nicht mehrt.

Veränderungen ängstigen uns, auch wenn wir um deren Notwendigkeit längst wissen.

Wagen wir an Erntedank den Schritt ins Leben, das wir in Fülle haben sollen.

 

Thomas Weber

Dekanatsreferent

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