Sonntagsgedanken : Ich widersage!

Eine der grandiosesten und zugleich schockierendsten Szenen im berühmten Mafia-Film „Der Pate“ ist die Taufszene, in der der „Pate“ Michael Corleone (gespielt von Al Pacino) tatsächlich als Taufpate seines Neffen fungiert. Der Regisseur Francis Ford Coppola hat auf tiefgründe Weise das Taufritual in der Kirche mit Mordszenen zusammengeschnitten: In dem Moment, in dem Michael Corleone als Pate in der Tauffeier dem Satan und allen seinen Werken widersagt, bringen in seinem Auftrag seine Handlanger brutal seine größten Gegner um. So zeigt die Szene auf erschreckende Weise die Widersprüchlichkeit dessen, was gesagt und was getan wird. Michael Corleone kommt aus tragischer „Held“ trotz aller gegenteiligen Beteuerungen nicht aus dem Teufelskreis von Macht und Gewalt heraus.

„Ich widersage!“ – das heißt ich sage: Nein! Diese Absage an das Böse geht bis heute in jeder Tauffeier dem Glaubensbekenntnis und der Taufe voraus. Braucht es diese archaische Form auch heute noch? Reicht nicht das Positive, das Ja zu Gott und das Ja zum Guten aus? Warum sollen Eltern und Paten stellvertretend für den Täufling auch dieses Nein zum Bösen aussprechen?

Ja sagen können, ist etwas Großes und Wichtiges. Diese positive Einstellung zum Leben will gelernt werden. Zum Erwachsenwerden gehört es dazu, sich bewusst für etwas zu entscheiden zu können. Aber immer mehr erscheint mir auch wichtig zu sein, dass Menschen auch das Nein sagen lernen. Wer Ja sagt, muss zugleich auch Nein sagen zum Gegenteil.

Ich glaube, das gehört genauso zum Erwachsenwerden dazu. Kinder müssen lernen, auch Nein sagen zu können. Dann, wenn etwas an sie etwas herangetragen wird, das ihnen oder anderen schadet: Nein zur Gewalt, Nein zur Abhängigkeit, Nein zur Verführung… Menschen sind dann stark, wenn sie im richtigen Moment Ja oder auch Nein sagen können. Stärken wir unsere Kinder und uns selbst, wenn wir miteinander auch das Nein zum Bösen einüben.

Am ersten Sonntag der Fastenzeit wird im Evangelium von der Versuchung Jesu berichtet. „In der Wüste wurde Jesus vom Satan in Versuchung geführt.“ (Mk 1,13) Auch Jesus muss dem Bösen widerstehen. Auch er muss eine bewusste Entscheidung gegen das Böse, das manchmal so verführerisch daher kommt, treffen. Jesus spricht sein kraftvolles „Nein!“. Jesus geht uns voran, wenn es darum geht, in bestimmten Situationen entschieden Nein zu sagen. „Ich widersage!“ – Nein, ich mache nicht bei allem mit!

 

Pfarrer Bernhard J. Schmid, Kath. Kirchengemeinde St. Markus – Liebfrauen, Eislingen

 

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