Grüne, SPD und Union fordern eine höhere Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf Fleisch. Die Mehreinnahmen sollen unter anderem in den Umbau auf artgerechte Nutztierhaltung fließen. Slow Food begrüßt, dass damit der unverhältnismäßige Konsum von Fleisch erneut in den öffentlichen Fokus rückt. Die Logik des industriellen Lebensmittelsystems, Fleisch als billige Massenware zu handeln, durchbricht eine Mehrwertsteuererhöhung jedoch nicht. Slow Food fordert langfristige und konsequente Lösungen.
Die jüngst geforderte Mehrwertsteuererhöhung auf Fleisch ist für Slow Food ein löblicher Versuch, dem maßlosen Fleischkonsum Einhalt zu gebieten. Jedoch ist sie aus Slow-Food-Sicht zu undifferenziert und greift zu kurz. Dazu Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland: „Um die negativen Folgen der Massentierhaltung wirksam einzudämmen und den Konsum zu regulieren, muss der Gesetzgeber viel weitreichendere und konsequentere Maßnahmen ergreifen. Voraussetzung sind die Rückkehr zu einer extensiven und vor allem bodengebundenen Nutztierhaltung, in der die Tiere wesens- und artgerecht gehalten werden. Wir müssen die Anzahl der Tiere begrenzen und sie als Mitgeschöpfe anerkennen, statt sie als reine Handelsware zu betrachten. Auch das von uns seit langem geforderte einheitliche und verpflichtende staatliche Tierwohllabel, das wirkliches Tierwohl schafft und keine Augenwischerei für den Verbraucher darstellt, ist unausweichlich“. Für diese Systemumstellung müsste der Staat Geld in die Hand nehmen, um die Landwirte bei dem Umbau auf eine solche artgerechte Tierhaltung zu unterstützen. Denn diese werden ihre Mehrkosten auch durch Mehrwertsteuererhöhungen sicher nicht abdecken können.
Slow Food sieht es außerdem kritisch, dass eine Mehrwertsteuererhöhung Fleisch aus extensiver Nutztierhaltung im Vergleich zum industriellen Pendant unverhältnismäßig treffen würde. Es wäre kontraproduktiv, so Hudson, ausgerechnet Fleisch aus zukunftsfähiger Erzeugung zusätzlich zu verteuern. „Die Erhöhung der Mehrwertsteuer kann aus unserer Ansicht nach nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung sein, Fleisch mehr wertzuschätzen. Dass sie zu deutlich weniger Fleischkonsum führt, das bezweifle ich. Die Wende dahin muss die Politik anstoßen, aber natürlich gemeinsam mit Erzeugern, dem Handel und Verbrauchern schultern. Gäbe es faire Fleischpreise müssten wir Verbraucher zwangsläufig lernen, Fleisch wieder anders und weniger, aber dafür mit deutlich mehr Genuss, zu essen“, so Hudson.
PM Slow Food Deutschland e. V.