Eines Tages besucht ein Pfarrer seinen Bruder auf dessen Bauernhof und die beiden machen einen Rundgang über die Äcker. „Sie her, da drüben steht der Weizen mit seinen prächtigen Ähren“, sagte der Landwirt. „Schau an“, sagte der Pfarrer, „was der Herr alles wachsen und gedeihen lässt“. Die beiden gingen weiter und kamen an ein Maisfeld mit herrlichen goldgelben Maiskolben und noch einmal dankte der Pfarrer Gott für sein Wirken. Dann kamen sie zu den Rüben, die riesig groß waren und reif zur Ernte. So große Rüben hatte der Pfarrer bis dahin noch nicht gesehen und ein drittes Mal lobte er seinem Bruder gegenüber die schöpferische Kraft Gottes.
Schließlich aber gelangten sie auf einen hässlichen ungepflegten Acker, auf dem nur ein wenig Unkraut vor sich hin vegetierte. Er war voller Steine und völlig unbrauchbar. Der Pfarrer fragte seinen Bruder: „Und was ist das da?“. Der Landwirt antwortete: „Da habe ich den lieben Gott mal ganz alleine gelassen“.
Mit viel Humor bringt es dieser Witz auf den Punkt: Ohne Gottes Segen kann nichts wachsen und gedeihen. Doch damit ist es noch nicht getan. Die Erde wurde dem Menschen komplett überantwortet, damit er sie „bebaut und behütet“ (Gen 2,15). Die Hl. Schrift setzt ein harmonisches Zusammenspiel schöpferischer Kraft und menschlicher Arbeit voraus.
Dass dies seit der Erschaffung der Welt nicht immer der Fall war, ist wohl jedem klar. Was ist nur aus Gottes Schöpfung geworden? Ein riesiger Müllhaufen? Beunruhigte Jugendliche gehen regelmäßig auf die Straße und geben ihren Unmut kund, weil sie ihre Zukunft in Gefahr sehen. Aber zu unterschiedlich sind sowohl die Interessen der einzelnen Nationen als auch der Politiker hierzulande, um eine schnelle Lösung herbeizuführen. Als einzelner Bürger fühle ich mich mit diesem komplexen Thema völlig überfordert. Wie kann ich meine persönliche Verantwortung trotzdem wahrnehmen?
Als Christ erkenne ich im Auftrag des „Bebauens und Behütens“ eine klare innere Haltung gegenüber Gott und seiner Schöpfung, die mich und andere davor bewahren kann, die Erde auszubeuten und zu knechten als gäbe es kein Morgen mehr. Mein Umgang mit der Umwelt hat immer Auswirkungen auf meine Mitmenschen. Die Erntebittgottesdienste im Juni sind für mich deshalb eine gute Gelegenheit das Miteinander zu suchen und Gott in seiner Schöpfung die Ehre zu geben. „Keiner lebt für sich allein“ lautet das diesjährige Thema. Ich freue mich schon darauf.
Diakon Eckhard Schöffel
Kath. Seelsorgeeinheit „Lebendiges Wasser“ (Jebenhausen, Faurndau, Hattenhofen mit Bezgenriet)