Sonntagsgedanken: Knechte und Mägde

Knechte und Mägde kennt man heutzutage nur noch aus alten Heimatfilmen. Sie haben längst ausgedient und passen nicht mehr ins 21. Jahrhundert. Trotzdem wurde ausge­rechnet eine Magd zum Sinnbild und Motto des Weltjugendtages 2019 in Pana­ma: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast“ (Lk 1,38)

Bei näherer Betrachtung wird man schnell feststellen, dass die „Magd Gottes“ das genaue Gegenteil eines modernen, selbstbestimmten Menschen darstellt: Plötzlich platzt ein Engel in ihr Leben und teilt ihr mit, was Gott mit ihr vor hat. Er hat einen Plan für ihr Leben von dem sie bisher noch nichts ahnte. Dafür gibt Maria ihre eigenen, gut durchdachten Zukunftspläne schließlich auf.

Klingt ja ziemlich fromm, aber mal Hand aufs Herz: Wer möchte heutzutage noch „Magd“ sein? Die Kontrolle über das eigene Leben abgeben, freiwillig einen Weg gehen, der ins Ungewisse führt, das widerstrebt mir zutiefst. Ich habe ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. Miss­trauisch versuche ich Risiken jegli­cher Art zu ver­meiden. Ich möchte mein Le­ben ganz alleine selbst bestim­men und meine Zu­kunft völlig unabhängig nach meinen eigenen Vorstellungen gestalten. So buchstabiere ich wahre Freiheit.

Andererseits frage ich mich: Wie viel Kontrolle über mein eigenes Leben habe ich denn tatsächlich? Gibt es nicht, trotz meiner harten Bemühungen, immer wieder auch viel unvorhersehbares im positiven wie im negativen Sinne? Und wer manövriert mich wieder heraus, wenn ich in eine Sackgasse gerate?

Ein völlig neue Art der Freiheit erlebe ich immer dann, wenn ich nicht krampf­haft versuche alles unter Kontrolle zu bekommen, sondern stattdessen mehr auf Gott vertraue. Er hat einen Masterplan für mein Le­ben. Die Kunst besteht darin, die richtige Balance aus Selbstbe­stimmtheit und Gottver­trauen zu finden. Des­halb fasziniert mich das Motto: „Handle so, als ob alles von dir ab­hinge, in dem Wis­sen aber, dass in Wirklich­keit alles von Gott ab­hängt“ (Ignati­us von Loyola 1491-1556)

Diakon Eckhard Schöffel

Kath. Seelsorgeeinheit „Lebendiges Wasser“

 

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