Zum Weltbodentag 2018 am 5. Dezember fordert Slow Food Deutschland die Politik dazu auf, dringend auf bodenerhaltende Landwirtschaft umzusteuern und die Bodennutzung zukunftsfähig zu regulieren. Denn Fakt ist: Wenn wir die Ressource Boden durch Intensivlandwirtschaft und Versiegelung weiter so wie bisher über ihre Grenzen hinaus nutzen, wird sie uns laut Welternährungsorganisation FAO maximal noch 60 Ernten schenken – dann ist Schluss.
Unser Umgang mit der Ressource Boden zeigt deutlich: Unser aktuelles Lebensmittelsystem ignoriert die Grenzen natürlicher Ressourcen und ist damit – wie die Ressourcen selber – endlich. Obwohl wir über 90 Prozent unserer Nahrungsmittel dem Boden verdanken, gehen jedes Jahr weltweit Millionen Hektar fruchtbaren Bodens aufgrund der Übernutzung durch industrielle Landwirtschaft sowie Versiegelung verloren. Auch nimmt die Bodenfruchtbarkeit stetig ab und es werden wertvolle Agrarflächen im großen Stil für die Produktion von Futtermitteln für die Massentierhaltung sowie von Bioenergien falsch genutzt. Laut der Heinrich-Böll-Stiftung haben durch die Intensivlandwirtschaft 45 Prozent von Europas Böden an organischer Substanz verloren. Durch falsche und zu intensive Nutzung verlieren unsere Böden ihre natürliche Funktionsfähigkeit und degradieren. Schätzungsweise 20 bis 25 Prozent aller Böden weltweit sind bereits davon betroffen. Hinzu kommen die 33 der Prozent weltweiten Anbauflächen, welche für die Produktion von Viehfutter verwendet werden. Das ist vor allem vor dem Hintergrund, dass laut Schätzungen der FAO weltweit immer noch rund 821 Millionen Menschen hungern, nicht zu rechtfertigen. Slow Food Deutschland fordert deshalb, die Agrarflächen für die nachhaltige Erzeugung von Grundnahrungsmitteln zu nutzen, statt damit den global übermäßigen Fleischkonsum überhaupt erst zu ermöglichen.
„Das globale Lebensmittelsystem muss dringend von Grund auf erneuert werden, wenn wir mehr Klima- und Umweltschutz sowie Verteilungsgerechtigkeit für alle erreichen und die Ernährung auch in Zukunft sichern wollen. Ein Drittel der Ackerflächen, die Europa zur Deckung des eigenen Lebensmittelbedarfs nutzt, liegen außerhalb des Kontinents. Diese Landnutzung in Drittländern durch Importprodukte wie Palmöl dient allein der Industrie zur Beschleunigung und Vereinfachung der Produktionsprozesse. Der größte im Ausland genutzte Flächenanteil bedient Europas Bedarf an billig importiertem Futtermitteln für die Massentierhaltung. Das kommt einem Raubbau an wertvollen Ressourcen gleich“, erklärt Ursula Hudson, Vorsitzende von Slow Food Deutschland e. V. Dieser virtuelle Flächenimport sei eine indirekte Form des Land Grabbings, dem genauso ein Riegel vorgeschoben werden müsse wie der fortschreitenden Bodendegradation.
Bodennutzung geht auch zukunftsfähig
Slow Food Deutschland fordert die Politik dazu auf, sich für eine humusfördernde Landwirtschaft einzusetzen und dafür auf Agrarökologie, Mischkulturen und Fruchtfolgen zu setzen, die den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit begünstigen. Dazu müssen zum Beispiel im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik Anreize für Landwirte geschaffen werden, ökologische und soziale Ziele zu verfolgen. Außerdem müssen Politik und Gesellschaft an einem Strang ziehen. Verbraucherinnen und Verbraucher leisten unter anderem ihren Beitrag, indem sie Lebensmittel aus ökologischer Landwirtschaft kaufen, ihren Konsum tierischer Produkte deutlich reduzieren und auf Erzeugnisse aus artgerechter Freilandhaltung zurückgreifen.
PM Slow Food Deutschland e. V.