Innerhalb von knapp neun Wochen kamen wir in den Genuss von sechs gesetzlichen Feiertagen. Welch´ ein Luxus. Geschenkte Unterbrechungen des Alltags, einfach so, weil diese Tage so im Kalender stehen. Einfach so? Fünf dieser Feiertage verdanken wir der christlichen Tradition. Der Gottesdienstbesuch an den sogenannten Hochfesten war selbstverständlich. Die christliche Praxis prägte den jeweiligen Festtag. Sogar Pfingsten war so bedeutsam, dass es eines zusätzlichen freien Tages würdig war. Heute sind Pfingstmontag und Fronleichnam willkommene freie Tage, die es ermöglichen, für den Urlaub zwei Arbeitstage einzusparen.
Aus kirchlicher Sicht mag man es bedauern, dass die Bedeutung der christlichen Feste in der heutigen Lebenswelt so abgenommen hat. Doch es hilft nicht, darüber zu lamentieren. Der Segen Gottes, wie er im Kirchenliedklassiker besungen wird „Bis hierher half dein Segen, Herr, führ es treu hinaus. Gib Sonnenschein und Regen, gib Brot in jedes Haus,“ wird nicht mehr als lebensnotwendig erachtet, wie das in früheren Zeiten einmal der Fall gewesen ist. Unser eigenes Schaffen, der gute Job, die eigene Leistungsfähigkeit, der Erfolg im harten Wettbewerb, das ist es was zählt und was letztendlich für „Brot im Haus“ sorgt.
„An Gottes Segen ist alles gelegen“, sagt ein Sprichwort. Es will deutlich machen, dass wir unsere Existenz nicht uns selbst verdanken, dass nicht alles machbar ist, dass wir nicht alles in der Hand haben und gut daran tun, auf den zu vertrauen, der diese Welt ins Leben rief und ihre Gesetzmäßigkeiten bis ins kleinste Detail kennt.
Wie wäre es, die geschenkte Feiertagszeit mit Dankbarkeit zu füllen: Dankbarkeit darüber, dass wir die Verantwortung für uns und unser Wohlergehen immer mal wieder aus der Hand geben können, um sie vertrauensvoll in die Hand dessen zu legen, der um uns weiß und dessen Interesse an uns so groß ist, dass er immer wieder in die Geschichte eingegriffen hat – am Eindrucksvollsten durch Jesus Christus, dessen Leben ja letztlich der Grund unserer vielen christlichen Feiertage ist. Es lohnt sich, die Handlungsmaximen dieses Jesus von Nazaret aus heutiger Sicht zu betrachten und zu verstehen, wie er Erfolg und gelingendes Leben definiert. Wer sich von seinen Lebensprinzipien berühren und leiten lässt, wird sich von den Erwartungen der Leistungsgesellschaft nicht nur an Feiertagen distanzieren können.
Elke Lang, Gemeindereferentin in der Seelsorgeeinheit Lautertal