Für viele Arbeitnehmer ist Fronleichnam ein willkommener Anlass für einen Brückentag, für zahlreiche Katholiken darüber hinaus ein echtes Highlight im Kirchenjahr. Die Wurzeln der Fronleichnamstradition gehen bis in das 13. Jahrhundert zurück. Zusammen mit dem „Allerheiligsten“ ziehen wir durch die Straßen, machen Halt an liebevoll gestalteten Altären mit bunten Blumenteppichen. Wir singen, beten und segnen die Menschen unserer Stadt. Kinder streuen unterwegs Blumenblätter, um dem Herrn den Weg zu bereiten. In vielen Gemeinden wird anschließend ein fröhliches Fest gefeiert.
Die Symbolik von Fronleichnam erinnert an das Volk Israel, das mit seinem „Allerheiligsten“, der Bundeslade, durch die Wüste zog. Für Israel war die Bundeslade ein verlässliches Zeichen der Gegenwart Gottes, das sie an den Bund mit Gott erinnerte und an die 10 Gebote, die er ihnen gab. Obwohl sie im Besitz der Lade waren und diese stets hüteten wie ihren Augapfel, blieb für Israel die ernüchternde Erfahrung nicht aus, dass Gott äußerst rätselhaft und letztlich unverfügbar bleibt. Die 40 Jahre in der Wüste wurden zur größten Herausforderung ihrer Geschichte. In der Gewissheit, dass Gott überall hin mitgeht, erreichten sie dennoch ihr Ziel. Ihr „Allerheiligstes“, die Bundeslade, wurde jedoch einige Jahrhunderte später bei der Zerstörung des Jerusalemer Tempels von den Römern geraubt und gilt seitdem als verschollen.
Die feste Zusage, dass Gott mit seinem Volk mitgeht, gilt aber nach wie vor. Auch wir Katholiken nehmen unser „Allerheiligstes“ an Fronleichnam ganz bewusst mit auf unseren Weg durch die Stadt als Zeichen des selben Bundes, der in Jesus Christus erneuert wurde. An Fronleichnam wird anschaulich vor Augen geführt: Gott geht mit uns Menschen durch dick und dünn, durch blühende Landschaften ebenso wie durch dunkle Täler. Im Zeichen seiner Gegenwart dürfen wir allen Menschen guten Willens seine liebende Nähe zusagen.
Diakon Eckhard Schöffel, Göppingen