Jede Mathematiklehrerin würde sofort den Rotstift zücken: Diese beiden Gleichungen können so nicht stimmen. Entweder sie sind schlichtweg falsch oder da fehlt etwas: +2 oder x3; -2 oder ÷3. Manche lieben mathematische Rätsel, sie können nicht knifflig genug sein. Und bei anderen geht der innere Rollladen runter, sobald sie es mit Zahlenrätseln zu tun bekommen. Nicht anders geht’s da vielen mit der Religion: Gott ist ein einziger in drei Personen – zu kompliziert? Betrifft Sie nicht? Entbehrt jeder Logik? Oder vielmehr: Jetzt wird’s interessant, weil meine grauen Denkzellen sich über eine herausfordernde Beschäftigung freuen?
Was wir Christen eine Woche nach Pfingsten am Dreifaltigkeitssonntag feiern, bleibt auch nach einem abgeschlossenen Theologiestudium eine Herausforderung. Das Christentum ist eine monotheistische Religion, heißt: Wir glauben an einen Gott, der die Welt erschaffen hat, der Anteil nimmt an jedem einzelnen Geschöpf und der uns eine Zukunft über den Tod hinaus verspricht. Hierin sind sich Judentum, Christentum und Islam einig: Gott ist unteilbar einzig und ewig derselbe. Als Christen bekennen wir darüber hinaus: Dieser allmächtige Gott hat seinen Sohn Jesus Christus als Mensch zur Welt kommen lassen, welcher wiederum nach seiner Rückkehr zum Vater den Heiligen Geist zu uns gesandt hat. An dieser Stelle unterscheidet sich das Christentum vom Judentum und vom Islam: Dass Gott, der Eine, sich in drei Personen zu erkennen gibt, ist weder für Juden noch für Muslime denkbar.
Manchmal helfen uns Bilder: H2O nennen wir Wasser, wenn es flüssig ist. In gefrorenem Zustand bezeichnen wir es als Eis und in gasförmigem Zustand als Wasserdampf. Wenn sich auch sein Zustand ändert, es bleibt, was es ist. Gott bleibt immer derselbe – auch dann, wenn er im Menschen Jesus von Nazareth unter Menschen lebt und wirkt – auch dann, wenn seine Geisteskraft hier auf Erden bewirkt, dass Menschen seine Liebe empfangen und weiterschenken.
Bereits im Alten Testament ist uns auferlegt, wir sollen uns kein Bild von Gott machen, weil es letztlich kein einziges Bild zuwege bringt, je das zum Ausdruck zu bringen, wer Gott ist. Und trotzdem tun wir nichts anderes, weil wir nicht anders denken, fühlen und glauben können als in Worten und Bildern. Sobald wir uns mit Gott beschäftigen – das sollen wir ja –, bemächtigen wir uns seiner. Obwohl er unsere Vorstellungskraft immer übersteigen wird, will er mit uns zu tun haben und gibt sich uns zu erkennen – das nennen wir die Liebe Gottes. Wir achten sein Gebot, uns kein Bild von ihm zu machen, indem wir uns von ihm lieben lassen und diese Liebe erwidern – wissend, dass wir sein Wesen niemals erfassen können.
Pastoralreferentin Agnes Steinacker-Hessling
Rechberghausen/Wäschenbeuren