Wenn ich zum Essen gehe, dann bin ich oft in Eile. Ich nehme Fragen des Alltags mit und denke, an das was nachher sein soll. Mir fällt ein, was ich versäumt habe und oft genug lasse ich mich ablenken. Dabei weiß ich, dass ein ruhiges konzentriertes Essen durchaus gesund und lustvoll ist.
Es gibt viele Menschen, die vor dem Essen einen kurzen Moment inne halten. Sie konzentrieren sich und nehmen bewusst wahr, was vor ihnen auf dem Tisch steht, wie es aussieht, wie es duftet, wie groß der Genuss gleich sein wird. In diesem kurzen Moment geschieht sehr viel. Die Augen und alle Sinne freuen sich und stellen sich auf die Mahlzeit ein. Sie essen sozusagen mit. Die Gedanken sortieren sich.
Wenn ich mir Zeit nehme, bevor ich zu essen beginne, merke ich, dass Geist, Seele und Leib zur Ruhe kommen und sich auf das Essen freuen. Mir fallen die Menschen ein, die diese Mahlzeit zubereitet haben. Ich sage ihnen innerlich „Danke“, weil mir bewusst wird, dass sie mir durch ihre Arbeit jetzt gut tun. Ich sage Gott „Danke“. Ich spreche ein Gebet und bitte Gott: „Vater segne diese Speise, uns zur Kraft und dir zum Lob und Preise.“ Ich nehme wahr, dass ich jetzt gleich genießen darf von dem, was auf der Erde wächst. Ich erinnere mich, dass ich gehalten und versorgt werde von einem Gott, der gute Gaben schenkt.
Seit einiger Zeit beobachte ich Menschen, die den Start der Mahlzeit in anderer Weise gestalten. Wenn das Essen auf dem Tisch steht, zücken sie das Smartphone und machen ein Bild von dem, was auf dem Tisch steht. Manchmal wird auch ein Selfie gemacht, zusammen mit dem was gerade gebracht wurde. Nach dem alles dokumentiert wurde, wird es an Freunde geschickt und in den sozialen Netzwerken geteilt.
Ich frage: Könnte es sein, dass da etwas Ähnliches geschieht, wie eingangs geschrieben? Könnte es sein, dass Freude und Genuss geteilt wird, damit andere auch daran Teil haben können? Könnte es sein, dass ich selbst und andere wahrnehmen können: „Schau, wie gut es Gott mit mir meint“? Könnte es sein, dass betrachten und teilen ebenfalls ein Mini-Gebet ist?
Ich weiß es nicht und muss es nicht ergründen. Ich wünsche aber allen guten Genuss des Essens und eine von Gott gesegnete Mahlzeit.
Diakon Christoph Alber, Evangelische Kirche