Sonntagsgedanken: „Verbindlichkeit in freier Zeit …“

Freie Tage, eventuell ferne Länder, die Seele baumeln und sich vom Neuen inspirieren lassen, Zeit, um intensiver in sich hinein zu horchen und Menschen um sich herum bewusster wahrzunehmen – das können prägende Elemente für die Urlaubszeit sein. Vielleicht gehören für Sie noch ganz andere Komponenten dazu, um in diesen Tagen durchzuatmen, Erholung zu spüren und sich gedanklich neu auszurichten.

So hat mich in der „Zeit“ ein Hinweis auf ein Buch von Maximilian Probst mit dem schlichten Titel „Verbindlichkeit“ angesprungen. Dieses Plädoyer für eine unzeitgemäße Tugend und die daraus erwachsene Haltung fordert – auch mich – zunehmend heraus. Fragt mich an, gerade bei ansteigender Unverbindlichkeit, die ich in beruflichen wie privaten Kontexten ausmache. Weiter gehört „Verbindlichkeit“ auf lebenspraktischer Ebene nicht zu den Trendwörtern, assoziiert eher Ordnungsphantasien wie sich entfaltende Individualität. Darüber hinaus verweist der Begriff auf eine fragwürdige Entwicklung: Vor lauter Angst, etwas zu verpassen, für immer weniger oder zu nichts mehr verlässlich zu stehen!

Auszüge aus dem Klappentext legen die inhaltliche Spur und entfalten zugleich den Mehrwert, der mir – und vielleicht auch Ihnen – durch die Auseinandersetzung mit „Verbindlichkeit“ gerade in den „freiesten Tagen des Jahres“ erwachsen könnte:

„Verbindlich ist der, der sagen kann, auch morgen werde er noch zu dem, was er gestern gesagt hat, stehen. … Probst zeigt in seinem Buch, dass Festlegungen unverzichtbar sind, wenn ein Leben jenseits von Charakterlosigkeit, verspielter Belanglosigkeit oder selbstverleugnender Marktanpassung gelingen soll. …Erst heute kann Verbindlichkeit eine Errungenschaft sein, der Zeit abgerungen, die sie zu verhindern sucht, errungen von eben denen, die sich aus freien Stücken dazu entschlossen haben. … Er beschreibt, wo Verbindlichkeit und Verfügbarkeit sich unvereinbar gegenüberstehen, wie dieser Widerspruch sich auflösen und aufhalten lässt.“

Helmut G. Bertling, Kath. Schuldekan

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