Sonntagsgedanken: Kleider machen Leute,

so sagt man, und schon manche Eltern haben erfahren, wie wichtig der Namenszug sein kann, der unübersehbar das T-Shirt, die Jeans oder Turnschuhe ihrer Kinder schmückt.

Es ist längst nicht mehr der Beruf, der uns die Kleidung vorgibt. Wir entscheiden durch unser Outfit selbst, zu welchem Typ und zu welcher Gruppe wir gerechnet werden möchten. Kleidung kann uns Türen öffnen und Respekt verschaffen. Sie erleichtert den Kontakt mit Gleichgesinnten und schafft ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Sie versetzt uns in die Lage, unsere innere Einstellung zu dokumentieren und uns nach außen kenntlich zu machen. Aber trotz all dem bleibt die Kleidung etwas Äußerliches, das täuschen kann und manchmal auch täuschen soll.

Auch am morgigen Sonntag, dem „Weißen Sonntag“, wird die Kleidung große Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Dabei gilt das Interesse nicht so sehr der neusten Mode, sondern mehr den weißen Kleidern der Erstkommunionkinder.

Seinen Namen hat der Weiße Sonntag jedoch nicht von diesen Gewändern, sondern vom schlichten weißen Kleid, das den Taufbewerbern nach ihrer Taufe in der Osternacht feierlich überreicht wurde. Bis zum Sonntag nach Ostern haben sie diese Kleider getragen, um auch nach außen hin ihre Zugehörigkeit zu Christus zu zeigen.

Doch macht auch hier das Kleid noch lange keinen Christen. Es ist lediglich ein äußerer Hinweis und eine Erinnerung daran, auch nach der Taufe als Christ erkenntlich zu bleiben.

Die Kommunionkinder stärken sich am weißen Sonntag im Mahl mit dem Auferstandenen und erneuern und vertiefen so ihre Gemeinschaft mit Christus. Die weißen Gewänder sind dabei auch hier nur ein äußerliches Zeichen der Zugehörigkeit und eine Art des öffentlichen Bekenntnisses. Aber wenn die Kleider nach dem Fest wieder in den Schränken hängen, wird auch hier der Alltag beginnen: Das Mühen um einen angemessenen Glaubensvollzug, um die kleinen täglichen Dinge, die mehr als alle Kleider zeigen, dass wir zu Christus gehören.

Kleider machen uns nicht zu Christen. Sie erinnern uns lediglich daran, dass der Glaube, den wir im Herzen tragen, auch nach außen hin sichtbar sein soll. Wir können auch ohne weißes Gewand so leben, dass wir als Kinder Gottes zu erkennen sind.

Dekan Martin Ehrler

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