„Bitte haben Sie einen Moment Geduld, Sie werden gleich verbunden, – in der Zwischenzeit hören Sie Stille…“
Als ich diese Worte in einer Telefonwarteschleife hörte, war ich erstaunt und angenehm überrascht. Kein Gedüddel, kein künstliches Geklimper, einfach nur Stille – war das erholsam. Denn Stille ist eine Seltenheit. Ständiger Straßenlärm, Dauerberieselung beim Einkaufen, Handygespräche im Zug, Worte, die von allen möglichen Seiten auf einen einströmen… Lärm kann krankmachen. Nicht nur Erwachsene, auch Jugendliche sehnen sich in unserer umtriebigen Zeit nach Ruhe. „Nach dem Stress in der Schule mag ich die Stille im Gottesdienst – Originalton eines Konfirmanden!
Stille tut gut. Und darüber hinaus:
Aus der Stille wächst neue Kraft.
Das weiß auch die Bibel. Dort heißt es: So spricht Gott: “Durch Stille sein und hoffen würdet ihr stark sein. Aber ihr wollt nicht und sprecht: Nein, sondern auf Rossen wollen wir dahinfliegen und auf Rennern wollen wir reiten…“ (Altes Testament, Prophet Jesaja, Kap.30-Vers 15.16)
Kaum zu glauben, dass diese auch heute aktuellen Worte ca. 700 v. Christus geschrieben wurden. Sie sprechen aus, dass unsere Hektik und die daraus entstehende äußere und innere Unruhe hausgemachte Dinge sind, die uns letztlich nicht guttun.
Das Prophetenwort legt uns anderes nahe: „Stillesein“ – das heißt: Jetzt lasse ich all meine Möglichkeiten und all meinen Tatendrang einmal sein. Jetzt lasse ich mich nicht von Anfragen und Anforderungen drängen. Ich nehme mir Zeit für mich selbst. Ich nehme mir Zeit und Stille, um nachzudenken über mich und über Gott und die Welt. Ich nehme mir Zeit und Stille für das Gebet. Auch die Hinwendung zu Gott braucht Stille. Und daraus wächst Kraft.
Nach den umtriebigen Tagen des Faschings beginnt am Mittwoch die Fastenzeit.
Seit mehr als 30 Jahren gibt es in der evangelischen Kirche die Fastenaktion „Sieben-Wochen-ohne“. Das Motto in diesem Jahr heißt: “Augenblick mal! 7 Wochen ohne sofort.“
Ich finde dieses Motto klasse, weil es wie ein Stoppschild in aller Hektik ist. „7-Wochen ohne sofort“ immer alle Mails zu lesen und zu beantworten. „7-Wochen ohne sofort“ jede freie Minute mit Geschäftigkeit zu füllen. „7 Wochen ohne sofort“ auf alle Fragen eine Antwort parat haben zu müssen. „7 Wochen ohne sofort“, das ist wie Pause machen und Durchatmen. Und ich sehe es als Anregung, wie Momente der Stille im Alltag ihren Platz finden können. Für mich und für Gott. Damit neue Kraft wächst.
Ich wünsche Ihnen eine entschleunigte, „stille“ Fastenzeit.
Pfr. Katrin Schipprack-Tröndle, Börtlingen-Birenbach