Nach all dem Trubel der letzten Wochen ist es plötzlich da – das neue Jahr 2017. Vielleicht spüren Sie es auch: Da ist plötzlich eine gewisse Leere, eine Nicht-Zeit, ein Loch, das sich auch im Ausdruck „zwischen den Jahren“ findet.
Auch wenn wir uns diese Ruhe oft genug herbeigesehnt haben, so fühlt sich die Leere manchmal gar nicht so gut an. Das neue Jahr liegt vor uns wie ein leeres Buch. Kein Mensch weiß, was seine Seiten füllen wird. Oft steigen Ängste auf. Vielleicht haben Sie im vergangenen Jahr viel Positives erlebt und plötzlich kommt der Gedanke: Kann das so weitergehen? Ist mein Maß an Glück nicht voll? Um mich herum passiert ja so vieles! Oder Sie sind schon gebeutelt genug, und wissen nicht, ob Sie im neuen Jahr noch mehr ertragen können. Werde ich meinen Arbeitsplatz behalten, halte ich den beruflichen Druck aus? Bleibt meine Familie, bleibe ich gesund? Was ist mit meinen Hoffnungen, die schon so oft enttäuscht wurden? Auch die Weltpolitik lädt nicht gerade ein zum vertrauensvollen Zurücklehnen, wie viele Ereignisse der vergangenen Monate zeigen.
In diesem Grübeln kann es helfen, sich noch einmal auf Weihnachten zu besinnen. In der Geburt Jesu Christi hat uns Gott – so glauben wir Christen – einen Neuanfang geschenkt. Das göttliche Kind wurde inmitten einer Welt geboren, die voller Krieg, Flucht und persönlicher Ungewissheit war. Und dennoch brachte das Kind in all seiner Schwachheit einen Aufbruch. Die Menschen, die sich aufmachten, um dem Kind zu begegnen, haben diesen Aufbruch gespürt. Ermutigt von diesen Erfahrungen sind sie selbst Schritte gegangen – jeder auf seine Art und nach seinem Vermögen. Das gilt für das junge Mädchen Maria, das ihre ungewöhnliche Schwangerschaft ebenso angenommen hat wie die strapaziösen Umstände der Geburt. Das gilt für die einfachen Hirten, die mitten in ihrer Arbeit eine Unterbrechung zuließen, um dem göttlichen Kind zu begegnen. Oder für die Waisen aus dem Morgenland, die sich voller Vertrauen in eine ungewisse Fremde aufgemacht haben. Weihnachten will auch uns ermutigen, aufzubrechen. Mit ein paar kleinen Schritten, ohne Überforderung. Wir sind nicht auf das Alte festgelegt, sondern können Neues wagen. Mal sehen, was daraus wird. Denn die Zusage der Bibel gilt auch noch heute: Wenn wir uns aufmachen, kommt Gott uns bereits entgegen. Diese Lebenserfahrung teilen Menschen unterschiedlicher Zeiten, Religionen und Kulturen. Vielleicht finden auch wir ein paar Anzeichen dafür, wenn wir unser vollgeschriebenes Buch des alten Jahres durchgehen. Ich wünsche Ihnen ein gutes, behütetes neues Jahr.
Dr. Christina Jetter-Staib, Leiterin Katholische Erwachsenenbildung Kreis Göppingen e. V.