Sonntagsgedanken „Auf das Wunderbare schauen“

„Zweifellos hätte Gott eine bessere Beere machen können als die Erdbeere, und zweifellos hat er es nie getan“ so schreibt ein englischer Geistlicher.

KriegIch gehe für mein Leben gern mit einer Schüssel durch das Erdbeerfeld, um die saftigen, roten Früchte zu pflücken und nebenbei immer wieder eine in den Mund zu schieben. Und herrlich, so ein Stück Erdbeerkuchen mit Schlagsahne, ein Erdbeermarmeladebrot oder ein Vanilleeis mit in Balsamico marinierten Erdbeeren. Dem Genuss sind keine Grenzen gesetzt.

Und doch gäbe es sicherlich noch eine Verbesserung und bestimmt sind  Gentechniker bereits daran die perfekte Erdbeere zu erschaffen – und dann?  Bin ich dann zufrieden oder geht es nicht noch besser? Ich selber bin auch schnell dabei, meinen Blick auf das zu lenken, was noch besser gemacht werden könnte, was nicht so rund läuft, wo ich noch nicht so perfekt bin.

Vielleicht geht es ihnen ja genauso.

Im Blick auf mein tägliches Tun fällt mir die Arbeit mit Flüchtlingen ein.

Die Zuwanderung der vielen Flüchtlingen stellt uns immer wieder vor eine große Herausforderung. Wir wollen sie bei uns willkommen heißen, möglichst schnell integrieren, wollen einfach das Beste für die Menschen, die schwere Zeiten hinter sich haben, ihre Heimat verloren haben und hier zur Ruhe kommen möchten. Aber es läuft nicht perfekt. Die Behörden sind überlastet, die Sozialbetreuer in den Einrichtungen unterbesetzt, für die Sprachkurse fehlen Lehrer und das Ehrenamt kommt auch an Grenzen, zumal  es auch noch Beruf und Familie gibt.

Und dennoch gibt es auch die Erdbeeren. In unserem offenen Treff kommen junge Flüchtlinge und spielen mit Begeisterung „Mensch ärgere dich“ nicht. Deutsche Sätze werden geübt es wird viel miteinander gelacht und der Frust der Woche ist vergessen. Gemeinsam in der Küche einen persischen Reis zu kochen ist ein Erlebnis, es braucht nicht so viel Sprache  und meine verzweifelten Versuche arabische Wörter auszusprechen, bringen alle Beteiligten zum Lachen.

Wir können unseren Blick auf die vielen schwierigen Themen lenken und darauf, was noch so alles auf uns zukommt. Oder eben auf dass, was schon Gutes passiert. Auf das große Engagement vieler Haupt- und Ehrenamtlicher, auf das was schon richtig gut läuft .

Und um diesen Fokus geht es in unserem Miteinander der Kulturen und in unserem Leben.

Daher mein Vorsatz für die nächste Zeit:

Ab und zu richte ich meine Aufmerksamkeit nicht auf das Fehlerhafte, auf das was noch besser sein könnte, sondern auf das Wunderbare, das Gelingende. In diesem Sinne einen „wunderbaren“ Sonntag,  gekürt mit ein paar „wunderbaren“ Erdbeeren.

 

Petra Krieg

Fachstelle Ehrenamt und soziales Lernen

Caritas Göppingen

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