Seit dem 1. Januar 2015 ist der 39-jährige Karsten Dyba Chefredakteur der Geislinger Zeitung. Eine schon sehr anstrengende Zeit, wie Dyba den rund 30 Gästen in der Glück Auf Gaststätte in Altenstadt wissen ließ. Und man merkte auch gleich, warum die gut zwei Monate so anstrengend waren, denn Karsten Dyba hat der Redaktion seinen Stempel aufgedrückt, hat von seinem Vorgänger Roderich Schmauz nichts übernommen. Von seinen Redakteuren verlangt er viel, bisher ziehen sie mit.
Auf Einladung des Ortsverbandes Helfensteiner Land von Bündnis 90/Die Grünen referierte er zunächst über die Entstehung der Geislinger Zeitung im Allgemeinen. Wie entsteht eine Zeitung, was ist eine Nachricht und wie steht es um die Geislinger Zeitung heute. Interessanter wurden seine Ausführung zur Weiterentwicklung der Zeitung und richtig zur Sache ging es bei der anschließenden Diskussion, in der sich Dyba dem Vorwurf gefallen lassen musste zu einseitig zu berichten und seine persönliche Meinung in Berichte einfließen zulassen, statt objektiv über die Gemeindepolitik zu berichten.
Die Geislinger Zeitung gehört noch zu 51% der Geislinger Verlegerfamilie Maurer. Die NWZ in Göppingen ist Minderheitsgesellschafter. Mit ihr gibt es aber eine enge Zusammenarbeit. Die NWZ wiederum gehört zur Südwestpresse (SWP) in Ulm, die den Mantel für beide Zeitungen liefert. Dyba verwies darauf, dass sich unter seiner Führung auch der Mantel für die Geislinger Zeitung (GZ) verändert habe und noch weiter verändern wird. Schon jetzt gibt es Bilder mit lokalem Bezug auf der Titelseite – später möchte er die Titelseite überwiegend mit lokalen Themen besetzen. Im Lokalteil der GZ hat sich das Layout geändert. Wissenschaftlichen Erkenntnissen folgend bestimmt „das Auge des Betrachters“ den Seitenaufbau.
Dyba will seine Zeitung zur „Bürgerzeitung“ machen. Ganz in diesem Sinne macht er mehr Meinung, lässt aber auch die Leser mit ihrer Meinung zu Wort kommen. Provozierende Artikel ziehen Leserbriefe nach sich, die nun ganze Seiten füllen, dazu werden Bürger auf der Straße interviewt und lokale Persönlichkeiten dürfen ihre Gastkommentare abliefern.
Dyba erklärt, dass zusätzlich zu den bisherigen Inhalten (Bericht und Kommentar) weitere journalistische Darstellungsformen hinzu kommen müssen, so auch die Darstellungsform des Features, das den klassischen Bericht mit Reportageelementen verbindet, die auf der Wahrnehmung des Beobachters beruhen.
Über Politik berichten oder Politik machen, war dann auch der zentrale Diskussionsinhalt. Was darf, soll die Zeitung, wo sind eventuell Grenzen. Dyba ist überzeugt von seinem Weg, bei ihm steht die Stadt Geislingen im Mittelpunkt, nicht eine politische Richtung, verteidigte er sich, was ihm die nicht nur grünen Besucher der Veranstaltung aber nicht abnahmen. Beim Thema Fußgängerzone, Gesamtschule und Mach 5 vertrete er eindeutig Positionen der CDU und bediene sich auch deren Vokabular wie „Einheitsschule“. Positionen der SPD und der Grünen würden entweder gar nicht in der Zeitung berücksichtigt oder auch in Berichten ins Lächerliche gezogen. Hier wünschten sich die Besucher der Veranstaltung etwas mehr Fairness.
Übergangen fühlen sich in der GZ auch die Migrantenorganisationen. Hier hat nicht nur der Neutürkheimer Dyba noch Wissensdefizite, auch seine Redaktionskollegen scheinen keine Ahnung von den Strukturen in Geislingen zu haben, so der Vorwurf.