Feinstaubalarm in Stuttgart: Stärkerer Umstieg vom Auto auf umweltfreundliche Verkehrsmittel notwendig – Fahrgemeinschaften bilden, ÖPNV nutzen, von zu Hause aus arbeiten und Komfort-Öfen auslassen

70 Prozent der Bevölkerung finden, dass das Thema Luftreinhaltung und Gesundheit für Stuttgart eine hohe Bedeutung hat. Dies hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Verkehrsministeriums nach dem ersten Feinstaub-Alarm vom 18. bis 22. Januar 2016 ergeben. „Es ist schön, dass die hohe Bedeutung der Luftreinhaltung bei der Bevölkerung angekommen ist. Dies war ein wichtiges Ziel des ersten Feinstaub-Alarms. Jetzt, beim zweiten Alarm, muss es gelingen, dass noch mehr Autofahrerinnen und Autofahrer auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen, Fahrgemeinschaften bilden oder wenn möglich zeitweise von zu Hause aus arbeiten. Außerdem sollten in Stuttgart diejenigen Kamin-Öfen ausbleiben, die nicht als Heizung gebraucht werden“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann am Donnerstag in Stuttgart.

Die Landeshauptstadt Stuttgart hatte am Mittwoch (24. Februar) zum zweiten Mal in diesem Jahr einen Feinstaub-Alarm ausgerufen, da eine austauscharme Wetterlage bevorsteht und ein starker Anstieg der Luftschadstoffe erwartet wird. Der Alarm gilt von Freitag, 26. Februar, 0 Uhr an für Autofahrer und von Donnerstag, 25. Februar, 18 Uhr an für sogenannte Komfort-Öfen. Das Ende des Alarms ist derzeit noch offen. Er gilt allerdings mindestens bis einschließlich Sonntag, 24 Uhr.

Die repräsentative Umfrage zum ersten Feinstaub-Alarm ergab ferner, dass insgesamt 27 Prozent der Befragten, denen der Feinstaub-Alarm bekannt war, ihr Mobilitätsverhalten geändert haben. Unter den Stuttgartern betrug der Anteil sogar 40 Prozent, unter der Umlandbevölkerung 23 Prozent. Ein Drittel der täglichen und fast zwei Drittel der an drei bis vier Tagen fahrenden Autonutzer sind aufgrund des Feinstaub-Alarms weniger Pkw gefahren. „Dieses Ergebnis ist schon ein guter Anfang. Allerdings ging die Zahl der Autos, die in den Stuttgarter Kessel hinein und aus ihm hinausfährt lediglich um 4 bis 5 Prozent zurück. Das Problem ist vielen in der Bevölkerung bewusst, es mündet jedoch noch nicht stark genug in eine Verhaltensänderung. Diese Verhaltensänderung, also ein Rückgang des Autoverkehrs und der Nutzung von Komfort-Öfen, brauchen wir aber, wenn wir die Feinstaub- und Stickoxidwerte ohne restriktive Maßnahmen nennenswert senken wollen“, betonte Minister Hermann.

Erhöhte Nachfrage bei ÖPNV und Carsharing

Eine positive Wirkung des ersten Feinstaub-Alarms zeigte sich in der angestiegenen Nachfrage bei ÖPNV und Carsharing. Die Auswertung von drei ausgewählten Automaten der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) zeigte leicht erhöhte Einzel-Ticket-Verkäufe. Die in der Alarm-Woche angebotenen Abo-Aktion, bei der das Jahresabonnement zum noch einmal verminderten Preis von neun Monaten verkauft wurde, wurde von den Kunden gut angenommen. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) verzeichnete in der Alarm-Woche einen starken Anstieg bei Online-Auskünften. VVS gewährt auch beim zweiten Alarm beim Kauf eines Jahres-Abos einen Freimonat extra. Und die Stadt weitet auch wieder ihr Angebot aus: Das Parken auf dem Wasen ist kostenlos, und die Linie 11 pendelt von dort in die Innenstadt. Zusätzlich werden die S-Bahn-Linien 1, 2, 3 und 5 weiterhin über die Hauptverkehrszeiten hinaus als Langzüge verkehren und machen damit den Umstieg komfortabler.

Vergünstigungen bei moovel und car2go

Der Mobilitätsanbieter Moovel und der Carsharing-Anbieter car2go bieten auch beim zweiten Feinstaub-Alarm ihre vergünstigten Dienste an: Einzeltickets des öffentlichen Nahverkehrs können über die moovel-App zu 50 Prozent des regulären Fahrpreises erworben werden. Die Elektro-Smarts von car2go können während des Feinstaub-Alarms über 50 Prozent günstiger genutzt werden. Moovel registrierte in der ersten Alarmwoche einen signifikanten Anstieg an Buchungen von VVS-Tickets über die moovel-App. Car2go meldete für die Feinstaub-Alarm Woche eine deutlich gestiegene Nachfrage, die über den sowieso ansteigenden Trend des gesamten Januars hinausragte.

„Die Luftreinhaltung bleibt in Baden-Württemberg und insbesondere in der Landeshauptstadt Stuttgart weiterhin eine große Herausforderung. Der Feinstaub-Alarm in Stuttgart zielt darauf ab, eine Bewusstseins- und Verhaltensänderung bei der Bevölkerung zu erreichen. Die Belastung der Luft mit Schadstoffen muss kontinuierlich und nachhaltig verringert werden. Dafür tragen alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer Verantwortung und alle können ihren Beitrag dazu leisten, dass die Luft und damit die Lebensqualität besser werden“, appellierte der Minister.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Feinstaub-Alarm unter: www.feinstaubalarm.stuttgart.de

Die ausführlichen Ergebnisse der Umfrage des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur unter: http://mvi.baden-wuerttemberg.de/de/mensch-umwelt/luftreinhaltung/feinstaub-alarm/

Der vorläufige Tagesmittelwert für Feinstaub PM-10 am Stuttgarter Neckartor kann abgerufen werden unter: http://www.mnz.lubw.baden-wuerttemberg.de/messwerte/s-an/s-an.htm

PM

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