Seit dem Aschermittwoch ist Passionszeit und nun kommt ihr erster Sonntag. Passion, das ist Leidenschaft! In den 40 Tagen der Passionszeit bis Ostern denken wir Christen besonders an das Leiden Jesu Christi. Wir erkennen darin das leidenschaftliche Handeln Gottes, dass das Leiden ein Ende haben soll.
Traditionell ist die Passionszeit eine Fastenzeit. Fasten bedeutet, spürbar ein Zeichen zu setzen. Wer fastet, spürt die Wirkung am eigenen Leib und es gibt jede Menge gute Fastenerfahrungen. Aber auch nach außen wird beim Fasten ganz deutlich etwas eingespart. Das kann Speise sein. Eine mir bekannte junge Geislingerin zum Beispiel ernährt sich in der Passionszeit vegan und das kommt ja auch dem Klima zugute. Fasten kann man aber auch noch anders. Die Evangelische Fastenaktion „Sieben Wochen Ohne“ lädt jedes Jahr neu zum Fasten im Kopf ein unter einem bestimmten Motto. Für diese Passionszeit jetzt heißt das Motto „Großes Herz!“ Aus dem Aktionsbrief an die Mitfastenden: „ Wenn etwas von Herzen kommt, dann geht es meistens ums Ganze: Aus vollem Herzen singen, von ganzem Herzen lieben, mit ganzen Herzen bei der Sache sein… Das Herz ist als Organ der Kleinlichkeit nicht geeignet, es lebe die Fülle und die Weite! Und es gibt der Barmherzigkeit ihren Namen. Unser Herz bleibe der offene Ort des Mitmenschlichen. Wenn es sich nicht verhärtet und verschließt, hat es viel Platz für andere. So können wir einander ins Herz schließen, können teilen, gönnen und verzeihen. Diesem leidenschaftlichen Organ wollen wir in der Fastenzeit unsere Aufmerksamkeit widmen: Großes Herz! Sieben Wochen ohne Enge.“ Der Fastenkalender bringt dazu für jeden Tag einen Impuls. Am Zusatztag dieses Schaltjahres 2016 zum Beispiel steht da von dem US-amerikanischen Musiker Gregory Porter zu lesen: „An Thanksgiving stellte meine Mutter bei uns den Truthahn auf den Tisch. Wir standen um ihn herum, mit riesigen Augen. Wir beteten. Dann räumte sie das ganze Essen wieder ab und ging damit zu den Obdachlosen. Als sie mit den Resten zurückkam, war das meiste weg, aber es reichte für uns. Damals verstand ich das nicht. Heute finde ich es ziemlich cool.“ Großes Herz!
Pfarrerin Maren Pahl, Evangelische Kirchengemeinde Geislingen