Die Belastung von Einsatzkräften endet nicht an der Einsatzstelle. Sie beginnt oft schon vorher – und wirkt lange nach. Die Psyche der Helfenden wird im Einsatz regelmäßig extrem gefordert. Das gilt nicht nur während der Dienstzeit, sondern auch dann, wenn wir in unserer arbeitsfreien Zeit zufällig in Notsituationen geraten.
Wir Rettungsfachkräfte sind Menschen, die grundsätzlich helfen wollen. Doch wir stehen häufig unter enormem Druck – besonders auch dann, wenn wir als „Zivilisten“ plötzlich mit schweren Ereignissen konfrontiert werden- ohne Ausrüstung, Team oder Vorbereitung In solchen Momenten kann es passieren, dass wir an unsere Grenzen stoßen.
Was viele nicht sehen: Die Arbeit einer Rettungsfachkraft ist weit mehr als medizinische Versorgung. Sie ist oft auch Sozialpädagogik, Krisenintervention und Seelsorge. Wir begegnen Menschen, die den Rettungsdienst gar nicht selbst gerufen haben – Obdachlose, Menschen im Drogenmilieu, Personen in tiefen persönlichen Krisen. Bevor wir medizinisch tätig werden können, müssen wir häufig erst ein Umfeld schaffen, in dem überhaupt Hilfe möglich ist: Sicherheit herstellen, Vertrauen aufbauen, deeskalieren, beruhigen.
Diese unsichtbare Arbeit ist anspruchsvoll, emotional fordernd und gesellschaftlich unverzichtbar. Sie verdient Anerkennung – und ein Bewusstsein dafür, dass auch Helfende Schutz, Verständnis und Unterstützung brauchen.
Alfred Brandner