Am 6. Dezember 1905 stimmte die französische Abgeordnetenkammer dem Gesetz zur Trennung von Kirche und Staat (Laizismus) zu:
Eine strenge Trennung wurde Gesetz, die bis heute Bestand hat und die ich mir für Deutschland in ähnlicher Form auch wünsche. Staatsbedienstete – aber auch Schüler – dürfen in Frankreich keine religiösen Symbole tragen (bei Schülern sollte das ab 14 erlaubt sein) und es gibt auch keinen Religionsunterricht. Manche Dinge sind bei unseren Nachbarn vielleicht ein bisschen zu streng geregelt, aber im Großen und Ganzen finde ich den Laizismus richtig. Es sollte Ethikunterricht für alle geben, in den Religionsvertreter eingeladen werden, die über ihre Theologie berichten. Wer auf seine religiösen Symbole nicht verzichten kann, kann dann eben nicht im Staatsdienst arbeiten. Aber so sind alle gleich und es gibt keine Diskussionen, was erlaubt ist und was nicht. Und sinnlose Akte wie Söders Kreuzerlass gibt es auch nicht.
Am 1. Dezember 1955 wurde die Afroamerikanerin Rosa Parks in Montgomery, Alabama festgenommen, da sie sich weigerte, ihren Platz für einen Weißen frei zu machen. Dies löste den Busboykott aus, was nicht nur zu massiven finanziellen Einbußen, sondern auch zur teilweisen Abschaffung der Rassengesetze führte. Aus heutiger Sicht unglaublich, dass es noch lange Rassegesetze in den US-Südstaaten gab, die Schwarze diskriminierten. Aber auch im Norden war es nicht wesentlich besser, da die Diskriminierung dort informell in Form von Ghettos existierte. Rosa Parks Heldenmut damals war allerdings ein Meilenstein der Bürgerrechtsbewegung, die Jahre später – zumindest offiziell – die Appartheid in den USA beendete. In der Realität sieht aber leider vieles bis heute anders aus. Afroamerikaner werden noch immer diskriminiert und weitaus häufiger erschossen als Weiße. Viele Afroamerikaner, die im Zweiten Weltkrieg Seite an Seite mit Weißen kämpften, wurden später zu Hause wieder ausgegrenzt – in Deutschland oder Frankreich gab es das nach dem Krieg schon nicht mehr. Trotzdem sollte das couragierte Vorgehen von Parks und Mitstreitern nicht geschmälert werden, da es doch viel bewirkt hat. Und in den USA bedarf es heute wieder vieler Bürgerrechtler, egal welcher Hautfarbe, damit Donald Trump und Konsorten keine neue Apartheid, in welcher Form auch immer, schaffen.
Dann hat mich die Ablehnung der Vermögenssteuer durch einen Volksentscheid in der Schweiz fassungslos gemacht:
Ich befürchte, dass es in Deutschland oder anderen Ländern auch nicht wesentlich anders ausgefallen wäre. Es wird ständig massiv Stimmung gegen solche Maßnahmen gemacht, die das soziale Gefälle weniger gering machen würden. Es werden Fake-Argumente aufgestellt, dass massenweise Superreiche auswandern würden, was aber nicht der Fall ist, da die meisten trotzdem an ihrem Heimatland hängen. Und selbst wenn ein paar gehen, zahlen die anderen so viel mehr, dass es sich mehr als ausgleichen würde. Wir sprechen in diesem Volksentscheid wirklich vom obersten Prozent der Schweiz, dass sich ruhig ein bisschen mehr an den staatlichen Aufgaben beteiligen sollte. Aber man kürzt lieber bei den Ärmsten und schürt irgendwelche Neiddebatten, was diese angeblich zu Unrecht erhielten. Und die Leute lassen sich mehrheitlich davon blenden, was zu noch mehr Spannungen führt. Es bedarf dringend eines Paradigmenwechsels und eines Umdenkens in der Bevölkerung – nicht nur in der Schweiz – da sonst die Umverteilung von unten nach oben weitergeht, dem Staat das Geld ausgeht, die Gesellschaft gespalten und die Kriminalität massiv zunehmen wird.
Dann war ich gestern auf der Beerdigung von Maria Rosario „Charito“ Rad, genannt Mama Rad (warum sie so genannt wurde, weiß ich ehrlich gesagt nicht – ich habe sie auf jeden Fall immer so genannt und nicht einmal im Leben mit ihrem Vornamen angesprochen):
Sie war eine gute Freundin meiner Großeltern und meine ganze Familie hatte einen guten Draht zu ihr. Sie war eine einfach originelle – manchmal auch anstrengende, aber stets positive – Person, mit der man einfach gern Zeit verbracht hat. Früher haben sie und ihre Söhne oft auf mich, meinen Bruder, meinen Vetter und meine Cousine aufgepasst und auch als wir größer wurden, haben wir viel mit ihr unternommen. Sie war kosmopolitisch, kam viel in der Welt rum, eckte aber mit ihrer rebellischen Art auch oft an. Aber in Deutschland, wo sie seit über 40 Jahren lebte, war sie ein auf ihre Weise angesehenes Mitglied der Gesellschaft, da sie sich auch kreativ am Leben beteiligte. Leider ging es ihr in den letzten Jahren zunehmend schlechter, so dass es leider keine Möglichkeiten mehr gab, sie zu besuchen, was sowohl ich, als auch meine Tante gerne gemacht hätten. Meine Mutter hätte es auch gerne getan, hatte aber leider keine Gelegenheit dazu, weswegen sie ein schlechtes Gewissen hatte. Ich habe dazu eine andere Meinung, da meine Tante und ich schon keine Möglichkeit dazu hatten, sie es auch nicht gehabt hätte.
Bei der Beerdigung wurden auf dem Friedhof viele Fotos gemacht und ihre Schwiegertochter hat sogar gefilmt. Ich fand das sehr schön, weil die Angehörigen so eine Erinnerung an die würdige Feier haben und auch wissen werden, wer anwesend war. Ich erinnere mich noch, wie ich, als mein Großvater 1998 starb, ebenfalls auf dem Friedhof Fotos machen wollte und dafür fast schon angefeindet wurde. Als meine Großmutter 2001 starb, habe ich das darum gar nicht erst vorgeschlagen und ich weiß noch, wie ich da noch auf die Idee von damals angesprochen wurde. Als mein anderer Großvater 2009 starb, wäre ich darum gar nicht erst draufgekommen, dass vorzuschlagen, aber meine Großmutter bat mich sogar explizit darum, was ich gerne tat. Sie lebt übrigens noch und wenn sie eines Tages das Zeitliche segnet, werde ich – falls ich nicht vorher abtrete – mit Sicherheit auf dem Friedhof fotografieren. Und wenn ich schon dabei bin: Bei meiner Beerdigung darf fotografieren und filmen, wer will und das auch veröffentlichen, da der Tod zum Leben gehört und jeder, der nicht zur Beerdigung kommen kann, die Möglichkeit haben soll, der Zeremonie zumindest noch als Film beizuwohnen. Ich werde diese sogar offiziell filmen und online stellen lassen, so dass – wie oben erwähnt – es sich alle noch so oft sie wollen, anschauen können.
Marcel Kunz