Das politische Wort zum Sonntag: Über 50 Jahre Operation Condor und Ereignissen heute“

Am 25. November 1975 startete in Südamerika die Operation Condor:
Mit Hilfe der USA wurden in vielen Ländern Südamerikas, die damals von rechtsgerichteten Regierungen autoritär regiert wurden, linke Oppositionelle verfolgt und getötet. Erst 1992 kam das alles eher zufällig heraus, weil in Paraguay ein Archiv geöffnet wurde. Demokratiebestrebungen wurden blutig niedergeschlagen, weil die USA Angst hatten, Südamerika könnte unter Moskaus Einfluss geraten – aus meiner Sicht war diese Angst weitestgehend unbegründet, weil die Menschen dort schlau genug waren, dies zu verhindern. Stattdessen wurden rechte Militärs unterstützt, die ihre Völker unterdrückten. Zum Glück befreiten sich im Laufe des darauffolgenden Jahrzehnts die Länder aus der rechten Knechtschaft und kehrten allmählich zur Demokratie zurück. Umso unverständlicher empfinde ich es, dass in Chile ein Rechtsradikaler in die Stichwahl um das Präsidentenamt geht und in Argentinien 41% die Schergen des populistischen Präsidenten Javier Milei gewählt haben. Ich kann nur noch einmal betonen, wie sehr ich hoffe, dass Brasiliens Beispiel Schule macht, wo der rechtsextreme Präsident Jair Bolsonaro nicht nur mit Wahlen aus dem Amt gejagt, sondern auch durch die Justiz zu einer Haftstrafe von 27 Jahren wegen Putschversuch verurteilt wurde. Brasilien scheint aus seiner Geschichte gelernt zu haben.
Dann war ich am Montag auf der Beerdigung von Roswitha Herkt:
Neben dem Friedhof, der sich an einem See befindet, wurden Parkuhren aufgestellt. Normalerweise bin ich ja für Parkgebühren, aber doch nicht an einem Friedhof. Viele Menschen gehen emotional an diesen Ort und denken nicht unbedingt an Kleingeld oder vergessen die Parkgebühren zu entrichten. Darüber hinaus gehen dort tendenziell ältere Menschen, die auch nicht unbedingt die Power haben, weiter weg zu parken und sich den Gebühren zu entziehen. Daher finde ich die Parkuhren an diesem Ort nur schäbig!
Die Verstorbene kannte ich nur flüchtig über ihren Mann Michael und ich war eigentlich wegen ihm da, der viele Jahre bei den Grünen im Kreis Heidenheim aktiv war und den ich sehr schätze. Als ich Sprecher der Grünen Jugend war, habe ich ihn öfters um Rat gefragt, weil er ein sehr ausgleichender und umsichtiger Mensch ist. Er hat stets vermittelt und gute Ideen eingebracht. Eine Ironie der Geschichte ist, dass Michael und Roswitha beide 1943 in Breslau geboren wurden, als Kleinkinder mit ihren Familien fliehen mussten und sich 1969 in Caracas kennenlernten.
Bei der Beerdigung wurde auch Dietrich Bonhoeffers „Von Guten Mächten“ gespielt:
Dietrich Bonhoeffer wurde ebenfalls in Breslau geboren, wobei ich nicht weiß, ob dies bei der Auswahl des Lieds eine Rolle gespielt hat. Bereits vor langem habe ich beschlossen, dass dieses Stück auch auf meiner Beerdigung gespielt werden soll, da ich Dietrich Bonhoeffer aufs Tiefste bewundere. Ein Mensch, der sein sicheres Exil in den USA aufgab, zurück nach Deutschland kam, dort gegen das NS-Terrorregime kämpfte und diesen Heldenmut mit seinem Leben im KZ Flossenbürg bezahlte.
Sicher machten der Verstorbenen rechte und nationale Tendenzen ebenfalls zu schaffen, da diese damals dazu führten, dass sie ihre Heimat verlor. Heute werden aus Moskau noch keine militärischen Angriffe, aber Attacken der Destabilisierung eingeleitet. Eines der heftigsten Beispiele ist dieses:
Von Russland aus wurden Menschen bezahlt, die durch eine Kombination von Anschlägen, Fake News und falschen Fährten das Land in den Abgrund führen sollten. Ich möchte nicht wissen, wohinter noch Putins Schergen stecken. Wer hinter diesen Vorfällen steckt, muss noch aufgeklärt werden:
Und auch, wenn ich unseren Ermittlungsbehörden zutraue, dies lückenlos aufzuklären, bin ich doch fassungslos, welche Ausmaße der Destabilisierung und Bedrohung mittlerweile über unser Land gekommen sind. Diese Vorkommnisse in Zusammenhang mit anderen Missständen bringen unser Land jeden Tag ein bisschen mehr in die Bredouille und es ist jetzt wichtig, dass die Menschen wachsam bleiben, Dinge genauer hinterfragen, Warnungen der Behörden ernst nehmen und vor allem sich nicht an Hass und Hetze beteiligen.
Eine weitere beängstigende Entwicklung ist, dass Menschen einfach motzen, statt sich Argumente anzuhören. In den letzten Monaten habe ich immer häufiger erlebt, dass Leute irgendwas behaupten, ich Gegenargumente bringe, diese aber einfach weiternörgeln, statt sich die Argumente anzuhören. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand nach dem Austausch der Argumente zu einem anderen Entschluss kommt, aber man muss wenigstens zuhören und die Gegenposition auf Plausibilität prüfen – und das war meine immer. Ich für mich habe beschlossen, in solchen Fällen den Gegenüber konkret zu fragen, ob er meine Erklärungen wahrgenommen bzw. verstanden hat und falls nicht, es entweder noch einmal zu erklären oder darauf zu bestehen, dass er es tut. Und wenn das nicht hilft, das Gespräch zu beenden, weil es unter diesen Umständen einfach keinen Sinn macht, weiter zu reden. Es ist essentiell – sofern es sich nicht um Extremismus oder offensichtlichen Schwachsinn handelt – sich gegenseitig zuzuhören und versuchen, den anderen zu verstehen. Wenn das nicht der Fall ist, fehlt die Basis für eine Kommunikation.
Marcel Kunz

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