Diese Woche gibt es so viele aktuelle und historische Ereignisse, dass ich mich wieder einmal auf die Wichtigsten beschränken muss.
Am 21. November 1940 trat Ungarn den Achsenmächten bei und besiegelte damit seinen Untergang. Revisionismus, Größenwahn und Großmachtstreben von Reichsverweser Miklos Horthy und Schergen trieben das Land in den Pakt mit dem Bösen, in den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion und in die Hände der rechtsradikalen Pfeilkreuzlern. Das Ergebnis war aber nicht die Rückkehr zum alten K-und-K-Glanz, sondern der Abgrund. 1944 verloren der Reichsverweser und seine Vasallen die Kontrolle in der sich andeutenden Niederlage gegen die Rote Armee und waren nicht mehr in der Lage, das Land aus dem Pakt zu führen, sondern wurden selbst von Deutschen und Ungarischen Rechtsextremisten abgesetzt und verhaftet. Eine Kapitulation war nicht mehr möglich, die Pfeilkreuzler übernahmen die Macht, massenweise wurden Menschen deportiert und ermordet und Budapest in einem der brutalsten Kämpfe der Weltgeschichte dem Erdboden gleichgemacht – einfach nur Wahnsinn! Und heute wird Miklos Horthy zunehmend zum Märtyrer verklärt und Victor Orban als eine Art Nachfolger angesehen. Optimistisch hingegen stimmen mich Umfragen, in denen seit Monaten die Opposition in Ungarn führt. Ich hoffe und bete, dass das ungarische Volk den Mut hat, Orban und Schergen durch Wahlen aus dem Amt zu jagen – für das Land und die EU!
Dann bin ich entsetzt über das Ergebnis der Ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Chile:
Eine Kommunistin und ein Faschist haben es in die Stichwahl geschafft. Hat das Land denn nicht aus seiner Geschichte und den Entwicklungen in Brasilien und Argentinien gelernt? 1970 hat sich Chile mit Salvador Allende schon einmal einen Linkspopulisten zum Präsidenten gewählt, der das Land ins Chaos führte. Die Konsequenz war, dass der rechtsradikal-neoliberale General Augusto Pinochet und seine Schergen massiv an Zustimmung gewannen und viel Zustimmung für ihren Putsch erhielten. Die Konsequenz war aber keine Demokratisierung, sondern eine rechtsgerichtete Diktatur, die noch schlimmer war als die Regierung Allende. In der Stichwahl hat Chile nun die Wahl zwischen Pest und Cholera – beide Optionen sind einfach nur fürchterlich! Ich für meinen Teil bin für die Kommunistin, da sie das kleinere Übel zu sein scheint. Allerdings sollte sie keine so schlechte Politik machen, dass sich der Putsch von 1973 wiederholt.
Ich habe aber auch ein paar interessante Dinge erlebt. So lasse ich mich in meinem Wohnort Siegsdorf für die Grünen bei der Kommunalwahl nächstes Jahr aufstellen – meine dritte Kandidatur im dritten Landkreis – das haben vermutlich auch noch nicht viele geschafft. Und ich tue es gerne! Wir haben mit Willi Geistanger einen profilierten Realpolitiker zum Bürgermeisterkandidaten und eine bunte, heterogene Liste mit guten und vernünftigen Leuten. Ein paar mehr Frauen wären natürlich schön gewesen, da wir einen Überschuss an Männern haben. Zur Listenaufstellung kam auch der Bürgermeisterkandidat der CSU, der mir nicht nur sympathisch war, der mir aber auch Ahnung zu haben scheint – und das gibt mir Hoffnung! Von der kommunalen Ebene, wo die Farbe eine untergeordnete Rolle spielt, muss ein Ruck auf die Länder und den Bund übergehen. Man kann natürlich um die Sache streiten, muss aber sein Gegenüber respektieren, solange er kein Arschloch oder Extremist ist – und der Respekt geht gerade immer mehr verloren!
Dann war ich letzten Sonntag zum ersten Mal in meinen 41 Lebensjahren bei einem Gedenken zum Volkstrauertag. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist dieses Gedenken so wichtig, wie schon lange nicht mehr. In der Ukraine tobt seit Jahren ein Angriffskrieg und auch innerhalb vieler EU-Mitgliedstaaten sind Feindseligkeiten, Radikalismus und Populismus auf dem Vormarsch – leider eine weltweite Tendenz. Entwicklungen, die damals in den Zweiten Weltkrieg und ganz Europa ins Verderben führten. Nicht nur in Ungarn wiederholt sich Geschichte, sondern auch in Italien haben wir einen weiblichen Duce. Warten wir also nicht, bis wir in Deutschland einen Führer bekommen und es wieder Achsenmächte gibt! Lernen wir heute von der kommunalen Ebene in Siegsdorf und nehmen wir uns nicht Chile zum Vorbild. Wir befinden uns gerade am Scheideweg und müssen alles dafür tun, das Ruder rumzureißen, damit wir nicht im Abgrund enden.
Marcel Kunz