Durch diese ganze in Teilen verfassungswidrige Scheindebatte über die Reform des Bürgergelds in Deutschland musste ich wieder an Florida-Rolf denken:
Kurz zusammengefasst war dieser Mann aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitsfähig und hat seine Sozialleistungen in Florida bezogen. 2003 bekam dies die Springerpresse mit und hat aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. In einem Akt von Aktionismus wurden Gesetze geändert, was im Endeffekt zu mehr Kosten und Aufwand geführt hat, ohne dass jemand was davon hatte. Ich habe damals erst einige Monate später von diesem Vorfall erfahren und Jahre später, was wirklich dahintergesteckt hat.
So populistisch hat die Bild Jahre später über ihn berichtet – einfach nur behämmert:
Damals waren solche Debatten irgendwie noch Einzelfälle, heute habe ich den Eindruck, ist es die Regel, dass Dinge aufgebauscht werden, die eigentlich banal sind, von wirklichen Problemen ablenken und Ressourcen binden, die anderweitig dringender gebraucht werden. Wir müssen uns dringend wieder auf die wirklichen Probleme fokussieren.
Dann habe ich eher beiläufig erfahren, dass Jürgen Kohler – einer der größten deutschen Fußballer aller Zeiten – am Montag 60 wurde:
Jürgen Kohler war Weltmeister, Europameister, gewann die Championsleaque, den UEFA-Cup, Weltpokal, war Deutschlands Fußballer des Jahres und holte diverse Meisterschaften und Pokale in Deutschland und Italien. Seine Trainer- und Funktionärskarriere verlief leider nicht ganz so erfolgreich und in den letzten 15 Jahren hat er sich aus der großen Öffentlichkeit zurückgezogen – schade eigentlich. Kohler war einer meiner Lieblingsspieler, weil er das, was als westdeutsche Tugenden bezeichnet wird, lebte wie kaum ein anderer. Er spielte knallhart, gab immer alles, ist ein ehrlicher Arbeiter, sah sich nie als Star und blieb immer bescheiden. Ich würde es begrüßen, wenn Jürgen Kohler eine zweite Karriere in der Politik starten würde. Auf ihn würden die Leute hören und er würde mit gutem Beispiel vorangehen.
Große Sorgen mache ich mir um unser direktes Nachbarland Tschechien, da auch dort ein massiver Rechtsruck nach der letzten Wahl standfand:
Und ich frage mich, warum?! In Tschechien ging es – auch dank der EU – in den letzten Jahren massiv bergauf. Mittlerweile ist das Land an der Moldau eines der wirtschaftlich stärksten in Europa und es hat auch vom Ukrainekrieg profitiert, da es viele Fachkräfte erhielt. Und jetzt haben sich die Wähler wieder einen korrupten Populisten an die Spitze gewählt, den sie vor 4 Jahren zum Teufel gejagt haben. Für die EU heißt das nichts Gutes, da Ungarn und die Slowakei Unterstützung in ihrem anti-europäischen Kurs bekommen werden und auch für Tschechien werden die Folgen negativ sein. Die Korruption wird zunehmen und die Rechtsstaatlichkeit abnehmen. Ich hoffe, dass die Mehrheit der Bevölkerung schnell merkt, was sie da gewählt haben, zivilgesellschaftlich dagegenhalten und bei der nächsten Wahl wieder anders entscheiden. Hoffnung gibt mir Präsident Petr Pavel – ein anständiger konservativer General, der hohes Ansehen in der Bevölkerung genießt. Er und seine Anhänger werden nicht zulassen, dass Prag im Chaos versinkt und alles versuchen, den progressiven und pro-europäischen Kurs fortzusetzen. Hoffentlich schließen sich dem viele aktuelle populistische Wähler an.
Marcel Kunz