Das politische Wort zum Sonntag: Über mein neues Lebensmotto und 45 Jahre August-Streiks von Danzig

In letzter Zeit habe ich mir ein neues Motto zurechtgelegt:

„Sollte ich es irgendwann in ein Geschichtsbuch schaffen, möchte ich auf der richtigen Seite stehen.“
Sicher bin ich zu unbedeutend, um es dahin zu schaffen, aber das soll mich nicht daran hindern, danach zu leben. Und was ist die richtige Seite? Diese Frage kann natürlich nicht zu 100% beantwortet werden, aber es reicht dabei nicht zu sagen, dass man AfD, Fratelli d´Italia und Schergen ablehnt, sondern man muss auch so leben, dass Extremismus bekämpft wird und Demokratie, Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen und Nachhaltigkeit gelebt werden. Letzteres tun viele leider nicht, die zwar erst genannte ablehnen, aber gar nicht mehr merken, wie sie diese Kräfte dadurch stärken. Andere stehen zwar auf der richtigen Seite, tun aber zu wenig, um diese zu stärken. Wiederum andere sind im Laufe ihres Lebens von der richtigen auf die falsche Seite gewechselt, merken es aber nicht. Gerade letztgenannte bitte ich ernsthaft, ihre Standpunkte zu überdenken und die Seite wieder zu wechseln.
Wer auf jeden Fall auf der richtigen Seite stand, war Anna Walentynowicz, die durch ihre Entlassung von der Danziger Werft am 14. August 1980 die August-Streiks auslöste. Daraus entwickelte sich die Solidarnosc, durch Polen ging ein Ruck und 1989 fiel der Eiserne Vorhang. Ohne Karol Wojtylas Wahl zum Papst wäre der Schwung in Polen natürlich nicht möglich gewesen und die ebenfalls entschlossene Niederschlagung durch die polnische Regierung ohne sowjetische Hilfe hat ihren Teil zur Schwächung der Sowjetunion beigetragen.
Ich ziehe meinen Hut vor den polnischen Helden der damaligen Zeit und möchte einen Bogen zur heutigen Zeit spannen. Zum einen müssen wir uns auf den Geist von Solidarnosc von damals besinnen und gegen Extremismus und Ungerechtigkeit vorgehen. Dann verstehe ich nur ganz bedingt, warum 45 Jahre nach den August-Streiks so viele Menschen in Polen rechts wählen. Niemand in Europa will Polens Identität und Kultur zerstören. Ganz im Gegenteil: In der EU hat man ein Interesse an einem starken Polen, das Teil eines starken Europas ist: Der Feind sitzt in Moskau und nicht in Brüssel!
Marcel Kunz

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