Das politische Wort zum Sonntag: Über 40 Jahre Schengener Abkommen und Ereignissen heute

Zuerst ein paar Worte in eigener Sache: Ab Minute 39:37 habe ich wieder einen kurzen Komparsenauftritt:
Das lustige: Den grauhaarigen Mann mit der beschen Jacke, den ich in der Szene grüße, kannte ich wirklich und habe ihn bei den Dreharbeiten zufällig nach Jahren wiedergetroffen.

Am 14. Juni 1985 wurde das Schengener Abkommen geschlossen. Deutschland, Frankreich und die Benelux-Staaten hoben Grenzkontrollen auf und sorgten damit für mehr Freizügigkeit innerhalb Europas – eine für die damalige Zeit revolutionäre Errungenschaft. Schrittweise wurde Schengen ausgebaut und ich wünsche mir, dass noch weitere Staaten dem Abkommen beitreten. Aber die Errungenschaften sind in Gefahr und Schengen wird mit weiterer Ausweitung auch zu einer immer größeren Herausforderung. Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann sagte einst in einer Rede, dass die Behörden und nicht die Schleuser entscheiden, wer in die EU kommt und damit hat er recht. Darum müssen die Außengrenzen gut gesichert werden und so lange dies nicht gelingt, bin selbst ich ein Befürworter von Kontrollen innerhalb des Schengenraums. Daher müssen, um Schengen langfristig zu erhalten, die Außengrenzen besser geschützt werden.

Dann habe ich eher beiläufig erfahren, dass Roderich Kiesewetter aus dem Kontrollgremium der Geheimdienste entfernt wurde:
Diese Entscheidung macht mich fassungslos! Ich kenne und schätze Kiesewetter seit 2008 und in Zeiten globaler Krisen und zunehmender Polarisierung Deutschlands war er ein Hoffnungsträger für Stabilisierung. Ein Mann der Mitte, der klaren Worte, der Kompetenz, der von vielen respektiert wird und aus meiner Sicht eigentlich hätte Minister werden müssen. Stattdessen kommen Russland nahe Politiker in das Gremium, was ich nicht nachvollziehen kann. Die CDU schießt einen Bock nach dem anderen und treibt damit täglich Wähler in die Arme der AfD (teilweise verliert sie auch welche an die Grünen) und diese Entscheidung beschleunigt diese Entwicklung. Ich gehe jetzt so weit, dass ich Roderich Kiesewetter einen Wechsel zu den Grünen empfehle, um damit die politische Mitte zu stärken, denn der Union traue ich das nicht mehr zu – der SPD übrigens auch nicht.
Dann beschäftigt mich der Pfingststau auf der Tauernautobahn Salzburg-Villach und den damit verbundenen Stau in Deutschland:
Stau an Pfingsten ist jetzt nichts außergewöhnliches und durch die Baustellen und das Abfahrverbot verstärkt sich das noch – aber so extrem, das ist nicht mehr normal. Und ich befürchte, es wird noch schlimmer – daher müssen längerfristig Lösungen gefunden werden. Eine erste Lösung wäre, dass Menschen, die ihren Urlaub frei wählen können, diesen nicht zu Stoßzeiten antreten. Eine weitere Möglichkeit wäre ein kostenloser oder kostengünstigerer Nah- und Fernverkehr, damit mehr Menschen auf die Schiene ausweichen können. Wer z. B. in größere Städte oder gut erschlossene Touristenregionen fährt, kann dort dann auch wieder den ÖPNV nutzen. Vielleicht können auch manche Touristen an andere Orte fahren,  so dass diese Strecke nicht so stark frequentiert wird.
Dann war ich Pfingsten auf dem Bergfest in Berchtesgaden und habe zufällig ein Gespräch mitgehört, wo ein früheres Mitglied der Knappschaft nicht mehr bei der Bergparade mitläuft, weil es ihm missfällt, dass mittlerweile auch Frauen mitmachen dürfen. Mich hat diese Aussage zum Nachdenken gebracht und ich bin zu keiner klaren Erkenntnis gekommen. Zum einen gibt es gewisse Traditionen, zum anderen müssen sich aber auch Traditionen weiterentwickeln, was für eine Öffnung spricht. Mir fiel dann noch ein, dass ich vor vielen Jahren im ländlichen Nordkalifornien in einer Bar einen Club traf, in dem nur weiße Männer beitreten dürfen. Ich würde diesem Verein nicht beitreten. Nicht, weil ich generell was gegen einen Männerclub habe, denn manchmal müssen Geschlechter auch unter sich bleiben können, aber eine Beschränkung auf Weiße missfällt mir noch sehr, weil das ein Kriterium ist, dass nichts mit den Menschen an sich zu tun hat. Dann war ich vor einiger Zeit mit einer dunkelhäutigen Person in Freistadt im ländlich geprägten Norden Oberösterreichs und wir wurden ständig komisch angeschaut, was mir sehr missfiel und ich nie erlebt habe, wenn ich da allein oder mit Weißen unterwegs war – aus Westdeutschland kenne ich so etwas nicht.
Hautfarbe ist ein oberflächliches Kriterium, dass man zwar wahrnimmt, aber keine Rolle spielen darf. Das Geschlecht wiederum kann ausschlaggebend sein, aber nicht immer. In Bezug auf die Parade in Berchtesgaden habe ich keine Probleme damit, dass sie gegenüber Frauen geöffnet wurde, kann aber auch die Haltung des Mannes verstehen, der seine Traditionen anders auslegt.
Marcel Kunz

Permanentlink zu diesem Beitrag: https://filstalexpress.de/filstalexpress/190032/das-politische-wort-zum-sonntag-ueber-40-jahre-schengener-abkommen-und-ereignissen-heute/

Schreibe einen Kommentar