Die Mitarbeit von Rettungsfachkräften, in einem speziellen Evakuierungsteam der Polizei erfordert nicht nur Mut und Professionalität, sondern auch emotionale Stärke. Ich werde die Angst aus Kinderaugen, die Anspannung in den Gesichtern der Lehrkräfte, und der Eltern jedenfalls nicht so schnell vergessen.
Amokläufe sind den gewalttätigsten und medienwirksamsten Ereignissen zuzuordnen, und die Amokandrohung an einer Schule war ein ernstes und beunruhigendes Ereignis, das die Sicherheit und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler sowie des Schulpersonals stark beeinträchtigte. In solchen Situationen ist eine koordinierte und professionelle Reaktion der Einsatzkräfte von entscheidender Bedeutung.
In Erinnerung ist eine Amokdrohung an einer Schule, in einer kleinen Gemeinde im Landkreis Göppingen. (Baden Württemberg). Als Autor dieser Zeilen, war ich mit einem Kollegen vor Ort, und im wahrsten Sinne des Wortes mitten im Geschehen:
Von einer Schulsekretärin wird auf dem Anrufbeantworter eine Amokankündigung festgestellt. Die Polizei wird verständigt. Die Lage wird als sehr akutes Geschehen eingeordnet. Starke Polizeikräfte, einschließlich SEK fahren auf. Rettungsdienste und Einsatzleitung werden hinzu gerufen.
Ein Kollege, gemeinsam mit mir, hatte sich auf Wunsch der Polizei – Einsatzleitung freiwillig dem Evakuierung´s – Team der Polizei angeschlossen. Die Kinder, die sich mit den Lehrkräften in den Klassenzimmer verschlossen hatten, wurden Klasse für Klasse von schwer bewaffneten Spezialeinheiten, in unserem Beisein evakuiert, und einem Sammelplatz zugeführt. Eine gewisse „Anspannung“ war in diesem „speziellen“ und über mehrere Stunden dauernden Einsatzgeschehen nicht zu leugnen.
In solchen kritischen Situationen ist die Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung, um die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten. Die Koordination und Zusammenarbeit zwischen den Einsatzkräften vor Ort sind unerlässlich, um eine effektive Rettung durchzuführen zu können.
(Anmerkung: Eine solche Vorgehensweise, wird in der Regel nicht mehr praktiziert. Medizinisches Fachpersonal betritt die Risiko – Einsatzstellen erst nach Freigabe durch die Polizei, bzw. die Personen / Patienten werden durch die Polizei in einem gesicherten Versorgungsbereich an medizinisches Fachpersonal übergeben)
Die Sicherung der Kinder und Lehrkräfte wurde erfolgreich durchgeführt und dass niemand körperlichen Schaden erlitten hat ist ausdrücklich zu erwähnen. Die Anspannung und Belastung, die alle Beteiligten, auch wir Retter während dieses speziellen Einsatzes erlebt haben, sind heftig. Man darf schon sagen, mitten im Geschehen zu sein erfordert nicht nur Mut und Professionalität, sondern auch emotionale Stärke.
Die Tatsache, dass es sich letztendlich nur um eine „Androhung“ handelte, zeigt dennoch wie wichtig es ist, solche Bedrohungen ernst zu nehmen und angemessen darauf zu reagieren. Unsere Arbeit als Teil des Team´s hat dazu beigetragen, die Sicherheit der Gemeinschaft zu gewährleisten.
Es ist wichtig, dass Betroffene nach solchen traumatischen Ereignissen die Möglichkeit haben, professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen zu können.
Die Möglichkeit, Erfahrungen aus dem Einsatz im Kollegium und im Rahmen einer Pflichtfortbildung zu teilen, ist eine Wissensreiche Grundlage aus erster Hand. Solch ein Erfahrungsaustausch ermöglichen Fortbildungsteilnehmern, von den Praktiken und Erkenntnissen aktuell eingesetzter Einsatzkräfte zu profitieren und ihre eigenen Wissensstand zu bereichern. Darüber hinaus dient es den Einsatzbeteiligten zur Aufarbeitung des Einsatzgeschehens.
Die effektive Kommunikation aller Beteiligten, war eine solide Grundlage um die Sicherheit und das Wohlempfinden aller Beteiligten zu gewährleisten.
Es ist alles gut gegangen, es war nur eine „Androhung“ und niemand erlitt körperlichen Schaden. Man kann jedoch davon ausgehen, dass für Schüler, Eltern und Lehrer der Einsatz noch nicht vorbei ist, und für den einen oder anderen die Zeit des Nachdenkens erst beginnt. Ich werde die Angst aus Kinderaugen, die Anspannung in den Gesichtern der Lehrkräfte, und der Eltern jedenfalls nicht so schnell vergessen.
Alfred Brandner