In Bozen war ich im Siegesdenkmal, ein Monument faschistischem Größenwahns. Dort wurde mir bewusst, wie die Südtirolfrage doch das faschistische Italien und das nationalsozialistische Deutschland latent belastet hat und, dass Hitler die dortige Bevölkerung eigentlich egal war, weil er seinen italienischen Bündnispartner nicht verärgern wollte. Viele Südtiroler, die um ihre Identität und ihren Schutz fürchteten, immigrierten daher nach Österreich. In Trento sah ich wenige Meter vom Denkmal für Alcide De Gasperi, einem der Gründerväter der EU, Wahlplakate der Fratelli d´Italia – so nah liegen Gut und Böse beieinander. Und in der Franzensfeste habe ich gesehen, wie sich Faschismus und Nationalsozialismus doch misstrauten.
Das politische Wort zum Sonntag: Über 80 Jahre Freiheitsaktion Bayern (FAB) und meinen Urlaub in Trentino-Südtirol
Am 25. April 1945 floh Benito Mussolini aus Mailand, was in Italien das Ende des Faschismus bedeutete und daher Nationalfeiertag ist – das war also gestern vor 80 Jahren. 3 Tage später war er tot und seine Leiche wurde geschändet. Mich würde an dieser Stelle interessieren, wer von denen, die damals ihren Unmut kundtaten, anders gedacht hätte, wenn der Krieg anders verlaufen wäre. Und heute? Heute hat sich Italien mit Giorgia Meloni einen neuen Duce gewählt – Geschichte wiederholt sich…
Gleichzeitig gab es im Süden des Freistaat Bayern noch unnötige Kämpfe, was aber nicht alle hinnehmen wollten. Heldenmutige Bürger wollten unnötiges Blutvergießen verhindern und versuchten, den sinnlosen Widerstand zu brechen, damit die alliierten Truppen kampflos einmarschieren konnten. In Augsburg war dieses Vorhaben erfolgreich, so dass die Stadt am 28. April 1945 friedlich an die US-Army übergeben werden konnte. Andernorts bezahlten nicht wenige Freiheitskämpfer ihre Courage mit ihrem Leben. Penzberg und Altötting sind bis heute traumatisiert von den Racheakten des sterbenden NS-Regimes an ihren Bürgern. Ich verneige mich daher in Ehrfurcht und Demut vor den Helden des April 1945 und nehme mir deren Handeln zum Vorbild. Wer sich genauer mit den geschichtlichen Hintergründen beschäftigen möchte, kann das hier tun:
Vor wenigen Wochen war ich in München auf der Münchner Freiheit, die nach den Freiheitskämpfern von damals benannt wurde, und habe die Kraft dieses besonderen Ortes bewusst in mich aufgenommen. Darüber hinaus habe ich mich gefreut, was für eine heterogene und weltoffene Stadt München geworden ist. Im Freistaat Bayern heute spielt es meistens keine Rolle, wo man herkommt, welche Religion oder Hautfarbe man hat, sondern es gibt ein paar Regeln, an die sich fast alle halten. Auf der Münchner Freiheit haben sich auch ein paar Assis getummelt, über die ich mich geärgert habe. Ein Alkoholverbot hätte sicher einige von dort ferngehalten, aber auf der anderen Seite muss man in einem Rechtsstaat manche Dinge einfach aushalten, was allemal besser ist, als unter einer totalitären Knechtschaft zu leben. An dieser Stelle möchte ich eines der schönsten Lieder der Band „Münchner Freiheit“ spielen:
In schwierigen Zeiten wie heute müssen wir stark bleiben und weiter Träume haben, damit das Böse nicht siegt.
Mit besten Grüßen aus Povo an die Welt:
Marcel Kunz
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