Das politische Wort zum Sonntag: Über 90 Jahre Wiedereinführung Wehrpflicht, 80 Jahre Nerobefehl und Ereignissen heute

Am 16. März 1935 erklärte das Dritte Reich den Versailler Vertrag für nichtig und führte die Wehrpflicht wieder ein. Und was geschah? Nichts! Deutschland war bereits eine totalitäre Diktatur, aber durch die Untätigkeit liberaler Demokratien konnte das NS-Regime ungehindert aufrüsten und den Weg in den Zweiten Weltkrieg planen. Die durch den Versailler Vertrag vorgegebene Größe des Heeres wurde damit einfach umgangen und ein weiterer Schritt zum Angriff auf Polen 4 1/2 Jahre später wurde getan.

Fast schon eine Ironie der Geschichte ist unter diesen Umständen, dass Adolf Hitler am 19. März 1945 – also fast exakt 10 Jahre später – den Nerobefehl zur Zerstörung des noch unter deutscher Kontrolle befindenden Rest Deutschlands gab. Spätestens an diesem Tag hat Hitler den Verstand verloren und das hätte doch den Beteiligten – außer den aller fanatischsten – klar gewesen sein müssen. Ich verstehe nicht, warum die im noch in Berlin verbliebene Führung, nicht den Aufstand probte und Hitler absetzte, damit wenigstens noch ein bisschen Unheil hätte abgewandt werden können. Zum Glück wurde dieser sinnlose Befehl nur bedingt umgesetzt und durch Karl Dönitz am 6. Mai 1945 endgültig aufgehoben. Aber dieser menschenverachtende Befehl war nur eine weiterer Schritt des totalen Wahnsinns in der Endphase des Kriegs und zeigte wieder einmal, wozu Hitler und Konsorten fähig waren. Hütet euch vor ihren heutigen Nachfolgern.
Aktuell bin ich unserem Bundespräsidenten für zwei Initiativen dankbar: Der Anregung, die Corona-Pandemie aufzuarbeiten und sein Vorstoß zur Stärkung der Medien bzw. Warnung vor Fakenews im Netz. Es lief in der Pandemie nicht alles richtig, wobei man auch betonen muss, dass es wie so oft auch in dieser Zeit nicht den Idealweg gab. Aber viele Maßnahmen gingen einfach zu weit und darunter leiden viele bis jetzt noch. Eine Aufarbeitung könnte auch zu einer Versöhnung innerhalb der Bevölkerung beitragen. Fakenews machen mir immer mehr Sorgen. Darum muss das Volk geschult werden, wie sie diese entlarven können. Das wichtigste ist, Quellen zu kennen und zu überprüfen. Wenn ich eine Quelle nicht überprüfen kann, folge ich ihr auch nicht.
Eine Sache, die ich eher zufällig mitbekommen habe , ist die, wie Markus Söder seinen Koalitionspartner Freie Wähler (FW) erpresst hat:
Ich finde, dass Hubert Aiwanger diese Sache etwas zu locker nimmt. Man kann ja über die Haltung und die Motive der FW geteilter Meinung sein, aber es ist ihr gutes Recht, diese zu haben und damit im Bundesrat eine Enthaltung anzustreben. Und es ist ein Unding, dass ein Ministerpräsident seinen Koalitionspartner erpresst! Wenn dieses Vorgehen Schule macht, kann der größere Partner ja in Zukunft den kleineren einfach unter Druck setzen und das tun, wozu er Lust hat. Ich erinnere mich, als vor vielen Jahren in Hamburg der rechtspopulistische Senator Ronald Schill den Bürgermeister Ole von Beust versuchte zu erpressen. Dieser ging aber nicht darauf ein, entließ Schill und ließ den Senat Neuwahlen ausrufen, in denen von Beust mit seiner CDU die absolute Mehrheit holte. Vielleicht sollte man im Freistaat Bayern auch neu wählen, in der Hoffnung, dass die CSU massiv verliert und die FW unter Florian Streibl zusammen mit Grünen und SPD die Mehrheit für eine Regierung bekommen würde…
Enden möchte ich mit einer schönen Anekdote, die mir selbst in Salzburg widerfuhr. Ich saß im Schlosspark von Hellbrunn auf einer Bank und ein Mann fragte mich, ob er sich auch hinsetzen dürfte. Ich bejahte und sagte, die Pandemie sei lange vorbei. Er fragte, ob er rauchen dürfe und ich entgegnete, dass ich es ihm kaum verbieten könne, es aber nicht wünschte. Er respektierte das. Darum fragte ich ihn, ob es ihn stört, wenn ich telefoniere. Es störte ihn nicht und ich habe es getan. Ich finde es schön, dass es doch noch rücksichtsvolle Menschen auf dieser Welt gibt und man sich doch noch so einfach einigen kann. Ich wünsche mir sehr, dass solche Beispiele wieder zur Normalität werden.
Marcel Kunz

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