Am 13. Februar 1945 kapitulierte Budapest und Dresden wurde zerbombt.
Aus Sicht von Ungarn gab es sicher Sinn, sich der Roten Armee in den Weg zu stellen. Auf der anderen Seite war die sowjetische Übermacht so groß, dass jeglicher Kampf sinnlos war und man hätte mit einer Kapitulation viel Blutvergießen verhindern können. So war auf jeden Fall der Weg nach Wien frei und das Kriegsende rückte näher. Für den Westen Ungarns sollte das sinnlose Sterben aber noch bis Anfang April weitergehen. Neulich habe ich zufällig im Radio vom sog. Tag der Ehre in Budapest gehört, wo Rechte Gruppierungen den Verteidigern der Stadt jedes Jahr im Februar gedenken. Für mich ist das ein Tag der Schande, da man die ehrt, die Leid über Budapest, Ungarn und die Welt gebracht haben. Denn abgesehen von den sinnlosen Kämpfen wurden hinter der Front noch massenweise Juden und politische Gegner ermordet. Für Ungarn, Deutschland und Europa gilt daher umso mehr: NIE WIEDER!
Am selben Tag begann der Feuersturm auf Dresden. Bis zu 25.000 Menschen fielen diesem zum Opfer und Teile der Stadt wurden dem Erdboden gleichgemacht. Aus meiner Sicht war die Bombardierung ein Kriegsverbrechen, weil es nicht mehr kriegsentscheidend war – die Rote Armee stand bereits in Görlitz und bereitete den Angriff auf Berlin vor und im Westen waren die Alliierten bereits an Rhein, Saar und Ruhr. Auf der anderen Seite stört mich aber bis heute die Opferrolle, in die sich Dresden seit dem reinstilisiert hat.1946-1989 wurde dies von Seiten der Kommunisten ausgenutzt, um gegen die USA und Großbritannien zu hetzen, seit 1990 nutzen Rechte dieses fürchterliche Ereignis, um Deutschland als Opfer darzustellen – und beides war bzw. ist nicht hinzunehmen! Man muss auch hier Ursache und Wirkung betrachten. Nazi-Deutschland hat den Krieg angefangen und damit die West-Alliierten in die Kämpfe gezwungen, um Europa zu befreien. Als ich noch in der Ecke gelebt habe, war es mir darum wichtig, nicht den Rechten das Feld zu überlassen, aber auch gleichzeitig den Opfern zu gedenken und für die Zukunft zu mahnen. Und so muss es auch in Zukunft sein – wir müssen für Demokratie und Frieden kämpfen, damit sich Budapest und Dresden nicht wiederholen!
Dann bin ich über das gestrige Ereignis von München, also genau 80 Jahre später, noch immer fassungslos. Ein mutmaßlicher Islamist fährt in eine Menschemenge und verletzt viele schwer. Nach den aktuellsten Erkenntnissen hatte der afghanische Täter eine Aufenthaltsgenehmigung, eine Arbeit und war bisher unauffällig. Nach dem Anschlag von Aschaffenburg war ich noch der Meinung, vieles könnte verhindert werden, wenn Recht konsequent angewandt und umgesetzt würde – in diesem Fall ist das nicht so, was mich noch sprachloser macht. Ein bis dato unauffälliger Mensch wird aus dem Nichts zum Täter – wie kann man so etwas verhindern? Ich habe spontan keine Antwort parat! Auf der einen Seite möchte ich so etwas nicht einfach hinnehmen, auf der anderen Seite aber auch nicht ganze Gruppen unter Generalverdacht stellen. Erst gestern habe ich im Fernsehen das weinende, afghanische Mädchen aus Aschaffenburg gesehen, dass sich für ihren Landsmann entschuldigt hat. Das Mädchen kann doch nichts für diesen Täter und hat sich daher nicht zu entschuldigen. Darüber hinaus arbeiten auch immer mehr dieser Flüchtlinge, so dass ohne sie der Fachkräftemangel noch größer wäre.
An dieser Stelle bin ich in einer Situation, die bei mir eigentlich selten vorkommt: Ich bin ratlos! Was ich aber auf jeden Fall nicht tun werde, ist pauschal zu hetzen. Ich hatte in meinem Leben noch nie mit einem Afghanen Probleme und mit Moslems höchst selten. Sicher müssen Gefährder und schwer Kriminelle konsequent abgeschoben werden, um die Gefahr solcher Taten zu verringern. Aber wie der gestrige Vorfall gezeigt hat, wird auch das zu keiner hundertprozentigen Sicherheit führen, da es immer wieder Extremisten geben wird, die unter dem Radar verschwinden. Wir müssen daher wachsam sein und auch innerhalb der Communities müssen potenzielle Täter entlarvt und gemeldet werden – damit tun sie sich auch selbst einen Gefallen, da sie so nicht unter Generalverdacht geraten.
Marcel Kunz