Das politische Wort zum Sonntag: Über 80 Jahre Schlacht um Breslau und Ereignisse heute

Über den Konzern Meta bin ich entsetzt. Der Faktencheck und die soziale Agenda werden ohne ersichtlichen Grund abgeschafft und damit Fake News Tür und Tor geöffnet – und die neue Unternehmenskultur missfällt mir sehr. Ich werde daher auf längere Sicht meinen Facebook-Account löschen, weil ich dieses System nicht mehr unterstützen möchte. Vorher werde ich mir aber noch diverse Apps vom Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk installieren, sowie mich in diverse Newsletter von interessanten Politikern und Institutionen anmelden, damit ich auch in Zukunft gut informiert werde. Manche Dinge werde ich in Zukunft dadurch vielleicht nicht mehr erfahren, aber das nehme ich einfach in Kauf.

Dann kotzt mich diese Hetze gegen Robert Habeck wegen seines Vorschlags, auf hohe Kapitalerträge Sozialversicherungsbeiträge zu kassieren, einfach nur an. Es wird von Seiten der Springerpresse, der FDP und anderen konservativ und neoliberalen Institutionen gerade so getan, als ob die Grünen dem „Kleinen Mann“ das Geld aus der Tasche stehlen wollen. Aber nein – genau das Gegenteil ist der Fall! Es soll den Steinreichen genommen und der Allgemeinheit gegeben werden. Diejenigen, die sich darüber am meisten aufregen, sind aber gerade die, die am meisten von unten nach oben verteilen. Ich hoffe, dass die Bevölkerung schlau genug ist, dies zu merken.
Und gerade wegen der oben erwähnten neoliberalen, populistischen und marktorientiert-zentrierten Kräften sind die Entwicklungen, die zu den Ereignissen im Januar 1945 führten, erst möglich geworden. Am 12. und 13. Januar 1945 begann die Rote Armee von Polen ihre finalen Angriffe auf das deutsche Kernland, damit die letzten Reste des NS-Regimes endlich vernichtet werden konnten. Und auch wenn ich das Stalin-Regime ebenfalls aufs Tiefste verachte, verneige ich mich doch in Demut und Ehrfurcht vor den Soldaten der Sowjetunion, die ihr Leben in diesem sinnlosen Krieg geben mussten. Die meisten kämpften nicht für die Bolschewisten, sondern für die Freiheit für sich und ihre Familien – in gewisser Weise wurden sie auch verraten. Am 16. Januar 1945 wurde mit Magdeburg eine weitere historisch und kulturell bedeutende Stadt Deutschlands durch einen Luftangriff zerstört, was durch eine frühere Kapitulation hätte verhindert werden können und am 17. Januar 1945 besetzte die Rote Armee Warschau.
All dies waren Vorboten für die Schlacht um Breslau, die am 23. Januar 1945 begann. Dies war ebenfalls eine so sinnlose und menschenverachtende Handlung, die sich bis zum 6. Mai 1945 hinzog. Zuerst wurden den Bewohnern und den sich dort aufhaltenden Flüchtlingen die Flucht verboten, dann wurden sie aus der Stadt gejagt und ihrem Schicksal überlassen. Wer sich näher für die Hintergründe interessiert, möge sich bitte diese Reportage anschauen:
Im Laufe der Zeit habe ich viele Menschen kennengelernt, die aus Breslau stammten bzw. eine Verbindung mit der Stadt haben.
2018 habe ich mich mit einem sehr interessanten Mann unterhalten, der 1937 in Breslau geboren wurde und als 8-Jähriger im Januar 1945 vor den Kämpfen nach Bayern floh. In Bayern musste er dann noch einmal vor der SS entkommen und hat sich der US-Army ergeben. Dies alles hat er bis heute nicht vergessen und berichtet es nachfolgenden Generationen, damit sie wissen, wie weit es kommen kann. Wir haben uns dann gegenseitig ermutigt, uns weiter für eine bessere Welt einzusetzen.
Der in diesem Artikel erwähnte Michael Herkt wurde 1943 in Breslau geboren und floh als 1-Jähriger mit seiner Mutter und seiner Schwester aus der umkämpften Stadt:
Sein Vater musste die Stadt verteidigen und trat auf der Flucht nach Westen im Mai 1945 auf eine Mine, was ihm das Leben kostete – dadurch bekam diese sinnlose Schlacht für mich noch eine persönliche Kompetente. Michael Herkt hatte es als Halbwaise in der BRD nicht leicht, behielt aber stets eine Zuversicht, setzte sich zeitlebens für Versöhnung und Verständigung ein und sollte uns in unserer heutigen Zeit als Vorbild dienen.
Die Mutter meines verstorbenen angeheirateten Onkels stammte ebenfalls aus Breslau und auch sie hatte es in der BRD nicht leicht. Aber auch sie behielt immer ihren Optimismus und war ein Vorbild an Menschlichkeit und Güte. Auch ich habe schlesisches Blut in mir, da mein Großvater aus Wohlau stammte und auch er war ein Westdeutscher wie er im Buche stand, was ich mir stets vor Augen führe. Es steckt also bis heute viel Breslau in uns.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch in die Zukunft blicken und den neuen polnischen Bewohnern von Wroclaw, wie Breslau seit 1945 heißt, meine Hochachtung zollen. Diese wurden selbst vertrieben, kamen mit nichts in die komplett zerstörte Stadt und mussten diese mit bescheidenen Mitteln wieder aufbauen und zu altem Glanz führen. Enden möchte ich mit Heinos Version des Schlesierlieds:
In der zweiten Strophe heißt es „irgendwann sind alle Brüder, ohne Grenzen und für alle Zeit / und man singt die alten Lieder nur aus Freude und Verbundenheit“. Im Refrain heißt es „wir seh´n uns wieder – mein Schlesierland“. Die meisten Menschen sahen ihr Schlesierland nicht wieder, aber aus dieser Trauer müssen wir an einer besseren Zukunft arbeiten, in der alle Brüder sind. Deutsche und Polen sind mittlerweile sicherlich Brüder, aber europa- und weltweit sind gerade leider andere Tendenzen zu erkennen
Marcel Kunz

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