Es gab diese Woche so viele Jubiläen und aktuelle Ereignisse, dass ich mich hier einfach auf die beschränke, die nicht so sehr im medialen Fokus standen.
Bereits am 29. Oktober 1944 gab es den ersten sowjetischen Angriff auf Budapest, aber der sinnlose Durchhaltewille der Nazis und Pfeilkreuzler sorgte dafür, dass Budapest erst am 25. Dezember 1944 endgültig belagert wurde. In einem mörderischen und unnötigen Kampf kämpfte sich die Rote Armee Straße um Straße, Haus für Haus weiter ins Zentrum der ungarischen Hauptstadt vor, bis am 13. Februar 1945 die Stadt komplett gefallen war und kapitulierte. Als noch viel schlimmer empfinde ich, dass Ferenc Szalasi und Schergen oftmals noch wenige Meter hinter der Front Juden und politische Gegner feige ermordeten. Die Schlacht um Budapest war eine der blutigsten und gleichzeitig unnötigsten Kämpfe im gesamten Zweiten Weltkrieg. Ich hätte ja verstanden, wenn man sich im Kampf gegen den Bolschewismus den Sowjets entgegengestellt hätte, aber die ungarischen und deutschen Faschisten kämpften nur, damit sie ihre perverse Ideologie noch möglichst lange aufrechterhalten konnten. Und was war der Preis dafür? Hunderttausende Tote, Verschleppte und die komplette Zerstörung der wunderschönen Stadt an der Donau.
Am 25. Dezember 1989 wurden in Rumänien Nicolae und Elena Ceausescu nach einem Schauprozess hingerichtet. Ich lehne die Todesstrafe ab und fordere einen fairen Prozess für alle, egal wie viel Schuld sie aufsich geladen haben mögen. In diesem Fall fand ich das Vorgehen besonders bitter, weil man die Chance vertan hat, die Ceausescus und deren Schergen vor Gericht zu stellen und ihre Verbrechen am rumänischen Volk damit hätte aufarbeiten können. Somit konnten vielen Opfern keine Gerechtigkeit getan werden und viele Taten kamen nie ans Licht oder mussten mühsam Jahrzehnte später aufgearbeitet werden. Dadurch hätte man auch viele Mittäter von Securitate, Partei und anderen Institutionen entlarven, verurteilen und bestrafen können, die damit unbehelligt blieben und oftmals noch Karriere machten.
Dieses Jahr gab es viele Umbrüche. Meine Tanten haben nach 29 Jahren ihr Hotel abgegeben, meine Mutter hat zum letzten Mal den Weihnachtsbrief geschrieben und die Band meines Bruders gab nach (ich glaube) 16 Jahren ihr letztes Weihnachtskonzert. Was aber auch 2025 erhalten bleiben wird, ist mein Wort zum Sonntag und es ist vermutlich wichtiger denn je. Ich sehe extrem pessimistisch ins neue Jahr, aber ich werde nicht kampflos aufgeben, mein Maul aufmachen und weiter in Wort und Schrift warnen und um Verbesserungen werben, da ich nicht von der Geschichte als untätig geschimpft werden möchte – und dazu wird auch das Wort zum Sonntag beitragen. Vielleicht ist auch im nächsten Jahr die Zeit für politische und gesellschaftliche Umbrüche gekommen, zu denen auch ich beitragen kann.
Seit Jahren herrscht in gewisser Weise schon ein Kampf um Budapest – zum Glück politisch und nicht militärisch – und die Europawahlen geben mir Grund zur Hoffnung, dass die Götterdämmerung für Fidesz bereits einsetzt. Ich vergleiche Victor Orban immer gern mit den Reichsverweser Miklos Horthy und hoffe, dass auch er abgesetzt wird – natürlich durch eine Wahl und nicht durch einen Putsch von rechts – und die aktuelle Schlacht um Budapest konstruktiv und mit rechtsstaatlichen Mitteln positiv endet. In Rumänien hat sich in den letzten 35 Jahren viel zum Positiven gewandelt, aber das Land hat noch einen weiten Weg vor sich und wie die letzten Wahlen gezeigt hat, wird es erneut von Russland bedroht, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Aber das rumänische Volk und seine Institutionen sind wehrhaft und lassen sich von der russischen Bedrohung nicht vernichten und werden hoffentlich weiter ihren Weg gehen. Auch in Deutschland und anderen Ländern stehen wir 2025 in gewisser Weise vor einem Schicksalsjahr und ich kann nur alle auffordern, es mir gleich zu tun, versuchen mit gutem Beispiel voranzugehen und das Maul aufzumachen. Nur so werden wir uns noch selbst retten können.
Marcel Kunz