Sonntagsgedanken: „Ich bin gleich da!“

„Ich bin gleich da!“ – das hört man durchaus häufiger im Alltag. Und dann dauert dieses „gleich“ ziemlich lange. Mich packt da dann immer die Ungeduld, mir persönlich fällt es sehr schwer in solchen Situationen, in denen ich auf jemanden warte, ruhig zu bleiben.

Nicht anders wird es den Jüngern ergangen sein, die mit Jesus bei Sturm auf dem See (Mk 4,35–41) waren. Das Boot hatte ordentlich mit den Wellen, Wind und Regen zu kämpfen. Einige von den Jüngern haben es wohl nur sehr schwer ertragen, dass Jesus in dieser Situation seelenruhig schlafen konnte. Die vorwurfsvolle Frage der Jünger ist dabei mehr als verständlich: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“

Ungeduld macht sich auch hin und wieder im Glauben bemerkbar. Manchmal fällt es schwer zu beten, da ist man am Zweifeln und wartet auf eine Antwort. Da ruft man vielleicht, wie die Jünger, in dem ein oder anderen Gebet: „Gott, kümmert es dich nicht…?“

Jesus löst das Problem, nachdem ihn die Jünger geweckt hatten: er beendet den Sturm. Und dann stellt er ihnen zwei entscheidende Fragen: „Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben?“ Im ersten Moment können diese Worte mahnend gehört werden. Ich denke aber, dass sie vielmehr fürsorglich gemeint sind. Jesus will den Jüngern zeigen, dass er bei ihnen ist. Dass er Anteil am Leben der Menschen nimmt; dass er sich für uns und unsere Anliegen interessiert.

Christus schaut nicht nur vom Himmel aus unbeteiligt zu. Er ist bei uns, auch im Unglück, auch im Schmerz, in Trauer, in Not und Angst. Er kennt Angst und Leid aus eigenem Erleben, und er weiß, wie einem da zumute sein kann. Er lässt uns damit nicht allein und er trägt diese Fragen, Sorgen, Ängste und auch die Ungeduld mit.

In manchen Situationen machen wir die Erfahrung, dass es hilfreich ist, nicht allein zu sein; Menschen zu haben, die – oft unerwartet – zur Seite stehen, Anteil nehmen, manchmal auch nur die Situation mit aushalten. Auch wenn die Situation selbst sich dadurch nicht ändert: nicht allein damit zu sein – das ist unendlich wertvoll. Man erlebt dann ein Getragensein, das sich nicht nur an menschlicher Begleitung festmachen lässt, sondern vielleicht auch als Beistand von Gott.

Und so kann vielleicht auch die Ungeduld, die es im Leben und auch im Glauben immer mal gibt, erträglicher werden.

Thomas Kley, Pfarrvikar in der Seelsorgeeinheit Göppingen

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