Lichtverschmutzung: Licht aus für unsere Insekten – Der BUND weist auf die Folgen von Lichtverschmutzung hin. Die BUND-Aktion zum Schutz der Insekten geht in die zweite Runde

Wenn es Nacht wird, gehen überall die Lichter an: Straßenlaternen, Autoscheinwerfer, Leuchtreklame oder leuchtende Spots auf historische Gebäude und Denkmäler. Für nachtaktive Insekten können solche Lichtquellen zu Todesfallen werden. Sie verlieren ihren Orientierungssinn, verwechseln Tag und Nacht oder sogar Sommer und Winter. Um die Menschen für die Lichtverschmutzung und ihre Folgen zu sensibilisieren, startet der BUND Baden-Württemberg bereits zum zweiten Mal die Aktion Licht aus für unsere Insekten. Der Umwelt- und Naturschutzverband ruft dazu auf, beleuchtete Fassaden von Denkmälern sowie Kirchtürmen oder nach Ladenschluss beleuchtete Parkplätze und Gewerbeflächen zu melden.

Um das große Insektensterben zu bremsen, fordert der BUND ein Umdenken bei künstlichem Licht. Denn: „Lichtverschmutzung hat dramatische Auswirkungen auf unsere Tierwelt. Das Fortpflanzungsverhalten der Tiere wird gestört, sie verlieren die Orientierung und/oder sterben an Erschöpfung. Weniger Insekten bedeuten zudem auch weniger Futter für Vögel und Fledermäuse“, so die BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch.

Licht aus für den Artenschutz?

Um das Insektensterben abzumildern, dürfen seit April 2021 per Gesetz Gebäude der öffentlichen Hand in den Sommermonaten – wenn Insekten am aktivsten sind – gar nicht mehr beleuchtet sein; und im Winter nur bis 22 Uhr. Doch: „Die Gesetzesänderung zur Verringerung der Lichtverschmutzung wird noch nicht konsequent genug durchgesetzt. Für viele der Schlösser, Burgen oder Klöster gelten Ausnahmen oder es sind welche beantragt worden. Mancherorts wird die gesetzliche Regelung auch schlicht nicht eingehalten. Es geht hier um die Störung ganzer Lebensräume“, beschreibt Pilarsky-Grosch. „Der BUND Baden-Württemberg fordert daher von der Landesregierung, den Paragrafen 21 des Naturschutzgesetzes konsequent durchzusetzen.“

Außerdem soll die Landesregierung kommunale und industrielle Entscheidungsträger*innen stärker für das Thema sensibilisieren und kommunizieren, was der „technische Standard“ einer insektenfreundlichen Beleuchtung sein soll. „Meint es die Landesregierung wirklich ernst mit dem Artenschutz, so muss sie auch die Nacht besser schützen. Es braucht einheitliche und verbindliche Vorgaben zur Vermeidung von Lichtemissionen“, fordert die Landesvorsitzende weiter.

Mitmach-Aktion „Licht aus“

Der Umwelt- und Naturschutzverband möchte es genauer wissen: Wo im Land brennen unnötigerweise die Lichter? Um die Frage zu beantworten, geht der BUND Baden-Württemberg ab April 2022 mit seiner Aktion Licht aus für unsere Insekten in die zweite Runde. Er möchte mit der Aktion die Dunkelheit der Nacht als schützenswerten Lebensraum begreifbar machen und zu einem sinnvollen Umgang mit Licht anregen. Er ruft Bürger*innen auf, unnötig beleuchtete öffentliche Gebäude und Plätze, Kirchen oder Gewerbeflächen zu melden. Die Meldungen sammelt der BUND Baden-Württemberg auf einer Karte auf seiner Webseite und schlägt Kommunen, Firmen und Kirchen insektenfreundliche Alternativen vor.

Gute Nachrichten: Lichtverschmutzung ist leicht zu lösen

„Die gute Nachricht ist: Kaum ein Problem kann so einfach gelöst werden wie die Lichtverschmutzung. Kommunen und Privatpersonen haben es hier selbst in der Hand, auf unnötige Beleuchtung zu verzichten und zu insektenverträglichen Beleuchtungsanlagen zu wechseln. Wer mit bernsteinfarbenen LEDs und reduzierter Helligkeit beleuchtet, schont die Umwelt doppelt: Das spart Strom und schützt die heimischen Tiere und Pflanzen“, sagt Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin des BUND Baden-Württemberg.

Hintergrund: Auswirkungen von Lichtverschmutzung

Die Hälfte der in Deutschland lebenden Insekten ist nachtaktiv. Insekten sehen noch bei unglaublich geringen Lichtstärken. In riesigen Scharen werden sie vom Licht angezogen und aus ihren Lebensräumen herausgerissen. Licht zur falschen Zeit verändert ihr tages- und jahreszeitliche Verhalten. Im Spätherbst können sich die Insekten nicht rechtzeitig auf den Winter vorbereiten. Sie verkriechen sich nicht oder sie begeben sich zu anderen Zeiten als üblich auf Nahrungssuche. Da unsere Landschaft nachts hell beleuchtet ist, werden außerdem ihre Lebensräume zerschnitten und voneinander getrennt. Dadurch breiten sich die Tiere nicht mehr aus und sie können keine neuen Lebensräume erobern. Weniger Insekten bedeuten zudem auch weniger Futter für Vögel und Fledermäuse

Weitere Informationen:

Webseite zur Aktion Licht aus: www.bund-bawue.de/lichtaus
Karte mit eingetragenen Gebäuden: www.bund-bawue.de/themen/natur-landwirtschaft/aktiv-im-naturschutz/aktion-licht/beleuchtete-gebaeude/ (wird fortlaufend ergänzt)
Auswirkungen von Lichtverschmutzung: www.bund-bawue.de/themen/natur-landwirtschaft/aktiv-im-naturschutz/naechtliches-licht-und-insektensterben/

 

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V.

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