Klar, wer mag sie schon leiden, die von sich eingenommen sind, dauernd davon erzählen, was sie schon geleistet haben und können, was sie schon erlebt und überstanden haben, wo sie schon überall gewesen sind, wie sie es den anderen gezeigt haben und andere hinter sich gelassen haben.
Was treibt diese Menschen eigentlich an, dass sie sich so in den Vordergrund und immer ins rechte Licht rücken müssen? Ist es die Angst, man könnte bei Ihnen Fehler finden? Standen sie vielleicht von klein auf unter Druck, es anderen immer recht zu machen und sich für alles rechtfertigen zu müssen? Fanden sie nie das Selbstbewusstsein und die nötige Annahme, dass sie auch mal sein konnten wie sie sind? Leiden sie an einem krankhaften Narzissmus und sehen wirklich einfach nur immer sich selbst und haben keinen Blick für die Menschen neben ihnen.
Was es auch immer ist, der Umgang mit solchen Menschen ist anstrengend. Und man wünscht sich, sie kämen endlich von ihrem Sockel herunter oder erfahren, warum es sprichwörtlich heißt: „Hochmut kommt vor dem Fall“ (ein Zitat aus der Bibel, Sprüche 16,18).
Andererseits, wir spüren zu recht schnell Mitleid, wenn Menschen von ihrem „hohen Ross“ fallen. Ich denke da z.B. an den damaligen Bundespräsidenten Wulff. Ich fand es am Ende nur noch traurig, wie seine Fehler und sein Niedergang in der Öffentlichkeit ausgeschlachtet wurden. Es ist deshalb gut, wenn wir bei allem Ärger über die Hochmütigen uns schnell an die eigene Nase fassen, fragen:
Könnte es sein, dass andere mich vielleicht auch hochmütig erleben und ich mir sehr darin gefalle, wenn ich auf andere herabschauen kann?
Über dem morgigen Sonntag und der kommenden steht in der ev. Kirche das Bibelwort: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“ (1.Petrus 5,5b). Es richtet sich zuerst an die, die sich für überlegen gut, angesehen und begabt halten. Wenn solche Menschen die Sorgen und Tiefen der vielen anderen scheinbar oder offensichtlich wirklich nicht kennen, dann sollten sie dringend versuchen, sich einmal in die anderen hineinzuversetzen, zuzuhören, ihnen nicht distanziert oder gar herablassend zu begegnen. Vor kurzem hat mir ein junger Mann erzählt, wie es ihn als Neuling in der Firma beeindruckt hat, dass sein Chef, weltweit Herr über 40.000 Mitarbeiter, bescheiden auftritt, meist bei ihnen in der Kantine wie einer unter anderen Mitarbeitenden sitzt und mit ihnen redet und isst.
Ein Schritt zur Entlastung der Menschen, die sich wie ein kleines Rädchen, ohnmächtig und unwichtig fühlen, beginnt mit der Demut der Starken, mit ihrem „Mut“, sich und anderen einzugestehen, dass sie nichts Besseres, nicht ohne Fehler sind, dass auch sie auf die Hilfe anderer und nicht zuletzt auf die Hilfe Gottes angewiesen bleiben. (Wer am Sonntag in den Gottesdienst geht, erfährt höchstwahrscheinlich mit der Erinnerung an Lukas 18, 9-14 mehr zu diesem Thema!)
Pfarrer Theodor Tröndle, Börtlingen-Birenbach