Sonntagsgedanken: Das bringt eh nichts!

Oft hören wir, wenn wir etwas verändern wollen: Das bringt sowieso nichts. Wenn nur wir allein etwas ändern, dann ist das wie der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Also lassen wir es lieber sein und tun gar nichts. Ob es ums Energieeinsparen geht, den CO2 Ausstoß, um den Umweltschutz allgemein oder um den Kampf gegen Hunger und Armut. Immer wieder kommt: „Das bringt eh nichts.“

Manchmal machen wir unser Engagement für die Umwelt von anderen abhängig: „Wenn die Anderen nichts tun, mach ich auch nichts.“ Doch wer soll anfangen? Wer macht den ersten Schritt? Uns fallen tausend Argumente ein, warum wir hinter dem Notwendigen zurückbleiben, warum wir nicht das tun, was wir eigentlich als richtig erkannt haben.

Doch wenn wir nichts ändern, wird niemand kommen, um es für uns zu tun. Niemand nimmt uns unsere Verantwortung ab. Und: Was wir tun, hat Konsequenzen. So oder so. Der Tod der Arten im brasilianischen Regenwald beispielsweise ist unumkehrbar. Die Umwelt verzeiht nichts. Trotz dieser klaren Ansage stellt sich die Frage: Was kann uns helfen anzufangen? Unsere Verantwortung nicht abzugeben! Wo doch eh niemand da ist, der sie uns abnimmt.

Ein entscheidender Grund liegt meines Erachtens darin, dass wir es nicht so schlimm ansehen, etwas nicht zu tun, im Vergleich zu dem, etwas zu tun, auch wenn das Ergebnis genau dasselbe ist: Wir unterliegen einem Unterlassungsirrtum. Was das heißt, lässt sich an einem Beispiel veranschaulichen: Nehmen wir zwei Situationen an: 1. Sie lassen ihr Kind impfen und es stirbt an der Impfung oder 2. Sie lassen ihr Kind nicht impfen und es stirbt an der nicht geimpften Krankheit. Wenn sie so denken wie die meisten Menschen, würden sie es als viel schlimmer ansehen, wenn ihr Kind durch die aktive Handlung der Impfung stirbt, als durch deren Unterlassung.

Das Unterlassen unseres Engagements in Sachen Umweltschutz wird in diesem Sinne auch als fast unproblematisch angesehen, auch wenn das Ergebnis genauso negativ ist, wie wenn wir aktiv die Umwelt zerstören würden.

Was gibt es für Auswege? Beim Unterlassungsirrtum gibt es eine Ausnahme. Stellen sie sich vor, sie sehen wie ein Kind am Meer unterzugehen droht. Helfen sie ihm nicht, ist es unterlassene Hilfeleistung. Sind sie allerdings Vater oder Mutter und helfen nicht, dann sind sie ein Unmensch. Der Unterlassungsirrtum tritt, bei Ihnen anvertrauten Menschen und Dingen nicht auf.

Wenn sie also zur Umwelt wie ein Elternteil stehen, tritt der Unterlassungsirrtum nicht auf und sie engagieren sich. Sie werden aktiv, sie handeln, sie tun etwas.

Tatsächlich ist uns die Umwelt – nach biblischem Verständnis – zur Fürsorge anvertraut. Die entscheidende Frage ist somit: Fühlen wir uns zu ihr wie fürsorgende Eltern?

Auch Jesus sagte zu seinen Jüngern, als am Abend, nach einem langen Tag, alle Hunger hatten und die Jünger die Menschen wegschicken wollten, dass sie den Menschen zu essen geben sollten, sie sollten für sie sorgen, sich um sie kümmern.

Das ist die gewünschte und notwendige Haltung, für Veränderung. Nur wenn wir diese fürsorgende Beziehung zur Umwelt und den Mitmenschen haben, sind wir zum Handeln bereit.

Josef Priel

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