Nicht schlecht staunte Marin Georgiev, als er im ehemaligen „Adler“ an der Filsbrücke das alte Schlachthaus renovierte. „Da kam diese kleine Glasflasche zum Vorschein. Mit hat einfach ihre Geschichte interessiert“. Die ist wahrlich spannend. Und bringt einen ganz neuen Aspekt der Stadt- und Industriegeschichte Uhingens ans Tageslicht.
„Carl Haug Uhingen“ ist gut erkennbar zu lesen. Georgiev, der seit vielen Jahren in Uhingen lebt und als Architekt das „Uigo“ entwickelt hat, hat sich auf die Spuren dieses Uhingers gemacht und Erstaunliches herausgefunden. Carl Friedrich Haug, Jahrgang 1838, war königlich-württembergischer Regierungsbaumeister, Planungs- und Projektingenieur der Königlich-Württembergischen Staats-Eisenbahnen und Gründer der Uhinger Papierfabrik, „von der wir bislang nie etwas gehört hatten. Dass es die überhaupt gegeben hat, ist uns ganz neu“, stellt Bürgermeister Matthias Wittlinger fest. Er traf sich mit Marin Georgiev im Museum im Berchtoldhof und nahm die Flasche als Spende entgegen. Ab sofort wird sie dort ausgestellt sein.
Weshalb es Flaschen mit dem Namenszug des Papierfabrikanten gibt, das bleibt indes vorläufig im Dunkeln. „Sein Schwiegervater war Brauereibesitzer in Aalen. Vielleicht hat er die Flaschen eigens für seinen Schwiegersohn anfertigen lassen“, so eine Vermutung von Georgiev. Die Flasche jedenfalls sei in Dresden um 1900 produziert worden. Da war Haug schon lange nicht mehr in Uhingen. Im Kaufbuch, das im Stadtarchiv vorliegt, hat Haug sein Mitte der 1860er Jahre gegründetes Unternehmen 1869 bereits wieder verkauft: für 56 000 Gulden an die Bleicherei. Zwischenzeitlich war Haug Besitzer einer Papierfabrik in Bayern, die Firma Louisenthal in Gmund am Tegernsee. Er verstarb 1908, seine Nachkommen führten das Unternehmen weiter bis in die sechziger Jahre hinein. Dann wurde es von der Münchner Banknoten- und Sicherheitsdruckerei Giesecke+Devrient übernommen. Louisenthal erhielt 1972 den Zuschlag für die Herstellung von Sicherheitspapier für Eurocheques, die in Mitteleuropa bis 2002 regelmäßig zum Einsatz kommen. Sie ist nach eigenen Angaben „einer der wichtigsten Lieferanten des Papiers für den Euro“. Dass ihre Ursprünge in Uhingen liegen, dass an einem bis heute vorhandenen Kanal Papier produziert wurde, „das ist eine besondere Geschichte“, freut sich Matthias Wittlinger.
Info:
Das Museum im Berchtolhof ist immer am ersten Sonntag des Monats von 10.30 bis 13 Uhr geöffnet. Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten unter Tel. 07161/69423.
PM Margit Haas