Sonntagsgedanken: Voll vernetzt

Sind Sie auch im Netz? Inzwischen sind es längst nicht mehr nur die Spezialisten und Computerkids, die das Internet für sich entdeckt haben. Es ist in, online zu sein und über scheinbar unbegrenzte Kommunikationsmöglich­keiten zu verfügen. Für jeden Geschmack ist etwas zu finden. Ob Spiel und Spaß, ob Wissenschaft und Forschung, alles ist bequem von daheim zu erreichen. Und wenn man mal einen Gesprächspartner sucht – ein Mausklick und man ist nicht mehr allein. Man kann sich im Netz aussprechen und seine Sorgen und Probleme von der Seele schreiben. Man sucht und findet Kontakt, man weiß sich verbunden, vernetzt mit anderen Menschen.

Bei so viel Kommunikation im Internet ist es kaum zu glauben, dass manche Zeitgenossen unter Sprachlosigkeit leiden, wenn sie im Alltagsleben nach Verbindung suchen. Einsame Menschen sind auch im Zeitalter weltweiter Kommunikation keine Seltenheit. Viele suchen Verbindung und erhoffen sich tragfähige Beziehungen, die eben nicht im Sekundentakt abgerechnet und nach Lust und Laune beendet werden.

Menschliche Verbindungen und Beziehungen von Angesicht zu Angesicht gestalten sich schwieriger als Internetkontakte. Man kann nicht einfach so den Stecker ziehen und sich in seine anonyme Privatsphäre zurückziehen, sondern wird mit dem ganzen Menschen in all seiner Bedürftigkeit konfrontiert; mit Ansprüchen, denen man sich nicht so leicht entziehen kann.

Aber ist es nicht gerade das, was wir in Beziehungen suchen? Ein verlässliches Netz, das uns trägt und erträgt, das uns hält und auffängt. Ein Netz, das geknüpft ist aus vielen verschie­denen Beziehungssträngen, die auch Belastungen standhalten, die elastisch und doch stabil sind. Ein Netz, das durch Geben und Nehmen in Spannung gehalten wird. Solche Beziehungsnetze aber wollen geknüpft sein. In der Familie, unter Freunden, und natürlich auch zwischen mir und Gott.

Gott hat uns vor der Erschaffung der Welt erwählt, heißt es im Epheserbrief, und er hat uns zur Gemeinschaft berufen; zur Gemeinschaft untereinander und mit zur Gemeinschaft mit ihm.

Wer den Wert solcher Gemeinschaft erkannt hat, der wird gerne Zeit und Phantasie investieren um sie aufzubauen und zu sichern. Man kann sich dann nicht mehr nach Belieben ein- und ausloggen, aber dafür lässt einen dieses Netz bei Stromausfall und Virenattacken auch nicht im Stich.

Sind Sie im Netz? Ich wünsche es Ihnen.

 

Dekan Martin Ehrler, Geislingen

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