Nach 2.000 Jahren kommt Judas zu Wort – Ben Hergl verleiht in dem Theaterstück von Lot Vekemans dem Jünger Jesu wieder Leben

Datum/Zeit
Date(s) - 13/11/2022
19:00 - 21:00

Veranstaltungsort
Eislingen - Stadthalle

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Der Schauspieler Ben Hergl tritt in der Chawwerusch-Produktion des Solo-Stück ‚JUDAS‘ auf. Hier kommt der umstrittene Apostel zu Wort, der laut Bibel mit seinem Kuss Jesus verraten hat. Seit 2.000 Jahren wird er daher für Jesu Tod am Kreuz verantwortlich gemacht, gilt als Inbegriff des Verräters und wurde immer wieder als Begründung für Vorurteile und Antisemitismus in jeder Form missbraucht. In einer inszenierten Show begegnet er nun am 13. November 2022 in der Stadthalle Eislingen leibhaftig dem Publikum und kann endlich für sich selbst sprechen.

Wer hätte das gedacht? Da kommt er ganz unscheinbar daher, modern-unauffällig gekleidet und erst auf den zweiten Blick sieht man ein paar persönliche Attribute: die Kippa auf dem Kopf, das dezente Einstecktuch im Anzug in der gleichen Farbe wie das Shirt unterm Sakko und das kleine Lederarmband mit hebräischen Schriftzeichen (Kostüme und Bühnenbild: Franziska Smolarek).
Er möchte auch gar nicht darauf eingehen, wie es sein kann, dass er tausende Jahre nach seinem Tod hier stehen kann. Er möchte jetzt, nachdem so viele Jahre immer andere über ihn geredet haben, endlich mal selbst sagen, wie es gewesen ist damals in Galiläa und Jerusalem und warum er tat, was er getan hat.

Das Publikum hört, was den jungen Mann, einen Zeitgenossen und glühenden Verehrer von Jesus von Nazareth antrieb, die Sache im Garten von Gethsemane auf die Spitze zu treiben. Welche Ziele er verfolgte und wie er sich plötzlich als Verursacher eines Geschehens wiederfand, dessen Ausgang er nicht für möglich gehalten hätte. Denn „woher sollte ich denn wissen, dass es so viel Hass gab, so viel Wut, so viel Enttäuschung!“

Hass und Wut gab es auch noch zu anderen Zeiten reichlich. So wurde die scheinbar abgrundtief niederträchtige Tat des Verrats immer wieder mit einem ebenso durch und durch bösen Charakter von Judas begründet. Und damit nicht genug. Nicht nur er selbst soll dämonisch böse und voller Niedertracht gewesen sein, die christliche Welt übertrug diese Eigenschaften gleich auf das ganze jüdische Volk. Das war die Grundsteinlegung für eine Form des Antisemitismus, der bis heute andauert. Judas nimmt auch hierzu Stellung. Er spricht als Vertreter eines Volkes, das man um grundlegende Teile seiner eigenen Identität gebracht hat. Denn er „bekam einen Namen, der schon seit Generationen dem ersten Sohn in der Familie gegeben wird, als Zeichen der Verbundenheit mit dem fernen Vorvater des Volkes.“ Was ist aus dieser stolzen Tradition geworden? ‚Judas‘ wird als Schimpfwort und Synonym für Verrat verwendet, manchen gilt das Aussprechen dieses Namens als Tabu.  Es gibt sogar Länder, in denen es gesetzlich verboten ist, einem Neugeborenen diesen Namen zu geben.

Ein erschütternder Monolog, der verblüfft, vieles erklärt, aber gleichzeitig auch vieles offen lässt. Wer zuhört, wird auf sich selbst zurückgeworfen. Die eigenen Sichtweisen und Denkmuster werden unwillkürlich hinterfragt, egal ob man religiös ist oder nicht. In dieser Situation wird das Publikum nicht allein gelassen. Nach dem circa  70-minütigen Auftritt folgt als zweiter Teil der Veranstaltung ein moderiertes Zuschauergespräch zum Stück, an dem der Schauspieler ebenfalls teilnimmt.

Für die Veranstaltung am Sonntag, 13. November 2022 um 19:00 Uhr in der Stadthalle Eislingen, gibt es Eintrittskarten zu 23,00 Euro an der Abendkasse oder im Vorverkauf. Kartenvorverkaufsstellen sind in Eislingen das Kultur- und Sportamt (Rathaus, Schlossplatz 1) sowie das Café Gromer (Bahnhofsstraße 5). In Göppingen der i-Punkt (Rathaus, Hauptstraße 1) sowie das Südwestpresse + Hapag-Lloyd Reisebüro (Spitalstraße 10). Karten gibt es außerdem bei allen Reservix-Verkaufsstellen und im Internet unter www.reservix.de oder unter www.stadthalle-eislingen.de.

Teilhabe am kulturellen Leben für alle: Personen, die Wohngeld, Arbeitslosengeld II oder Leistungen der Grundsicherung erhalten, sollen ebenfalls am kulturellen Leben teilnehmen können. Die Stadt Eislingen stellt dazu eine begrenzte Anzahl von Karten kostenlos zur Verfügung. Weitere Auskünfte gibt die Sozialabteilung der Stadtverwaltung (Kontakt: Christina Szalontay; Telefon: 07161/804-236, E-Mail: c.szalontay@eislingen.de).

Die Veranstaltung wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Förderprogramm ‚Neustart Kultur‘.

Foto (Bildquelle: ©Walter Menzlaw )

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